Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

9. Oktober 2017

2017 – Wenn’s dich auf die Fresse haut ………..

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“Wenn jemand eine Reise tut, so kann er was (v)erzählen”, so beginnt das Gedicht “Urians Reise um die Welt” von Mattias Claudius.
Diese, meine Geschichte beginnt mit der etwas abgewandelten Form “Wenn’s dich auf die Fresse haut, dann kannst du was erzählen”. Ich bin ja ein Motorradfahrer. Was nicht heißen soll, man habe nur was zu erzählen, wenn man sich auf die Fresse packt. Es gibt ja noch einen Spruch, einen etwas geistreicheren, und den sollte man sich grade als Motorradfahrer zu herzen nehmen. “Ein Sturz ist eine Schande” sagte Ernst Leverkus, der alte Journalist und Motorradtester aus Deutschland, einer der ersten Journalisten der Nachkriegszeit, der sich zu testende Motorräder auf der langen Nürburgring-Nordschleife zur Brust nahm. Er hatte Recht. Ein Sturz ist keine Heldentat. In den meisten Fällen hat man sich schlicht und einfach saublöd angestellt, wenn man stürzt. Meinem Sturz, von dem ich hier erzählen will, ging, so meine ich, kein Blödsinn voraus. Es war kein Fahrfehler und er beruhte auch nicht auf einem technischen Gebrechen. Er war, wenn man so will, schlicht und einfach Pech. Das soll keine Ausrede sein. Ich selber bin mein größter Kritiker, wenn’s um Fehler geht. Ich wusste nur nicht, dass meine Moto Guzzi V7 Racer III etwas kann, was ich ihr nie zugetraut hätte. Lenkerschlagen, auch als Kickback bekannt. Dieses Lenkerschlagen hat mich genau so überrascht wie die Bodenwellen, die es auslösten. Aber ich hatte Glück. Mir ist nichts gravierendes passiert und auch die Guzzi hat nicht viel abbekommen. Was bleibt, sind eine Schleifspur am linken Auspuff und ein ungutes Gefühl, dass das wieder passieren kann. Ohne Ankündigung.

20170830_hochschwab_sturzguzzi_001_2 Letzte Donnerstag, dem 5. September läutete gegen 9 Uhr das Telefon. “Servus, Schnöll. Deine Teile sind alle da”. “Schön”, meinte ich, “wann kann ich kommen?” “Hmmm”, meinte er, “wie wäre es mit 15 Uhr?” “Gut, ich komme”. Um 15 Uhr war ich beim Guzzi Händler, um 17 Uhr war ich wieder am Heimweg. Die Guzzi schaute wieder fast wie neu aus. Fast, weil ihr der Kratzer am linken Auspuff noch erhalten blieb. Auch der Schalthebel ist ganz leicht nach innen gebogen, aber komischerweise schaltet sich das Ding jetzt angenehmer als vorher, weil die Position des Hebels jetzt besser passt. Der linke Spiegel mit der Halterung für den Kupplungshebel ist genau so neu wie der Kupplungshebel, der abgebrochen war. Auch der Ventildeckel, auf dem die Guzzi am Asphalt rutschte, ist neu. Dieser Deckel hat seine Arbeit gut verrichtet und das Motorrad vor größerem Schaden bewahrt. Und das linke Lenkerende, das Gewicht, das an Lenkerenden von Motorrädern befestigt ist, um Vibrationen zu dämpfen, ist neu. Das war am schwierigsten zu wechseln, weil die Inbusschraube komplett plan geschliffen war. 265.- Euro hat mir der Spaß gekostet. Eine Kleinigkeit, wenn man bedenkt, was passieren hätte können.

Gar nicht auszudenken, wenn ich in die Felswand oder in die Leitschiene geflogen wäre. Bin ich aber gottlob nicht. Bei der Fahrt zum Händler wie bei der Heimfahrt hatte ich aber doch ein etwas seltsames Gefühl im Bauch. “Du fährst hier mit einem Motorrad, dass dich jederzeit ohne Vorwarnung wieder abwerfen kann”, dachte ich. Irgend etwas muß ich mir einfallen lassen, um zu verhindern, dass sowas wieder passiert. Ein anderes Gabelöl vielleicht, dass die Gabel etwas sensibler macht und einen Lenkungsdämpfer, sofern ich austüfteln kann, wie sich so ein Ding befestigen lässt. Ist bei dieser Guzzi scheinbar nicht ganz so einfach wie bei anderen Motorrädern. Und vorsichtiger fahren vielleicht, wenn der Straßenbelag uneben ist. Ob das was nützt, weiß ich noch nicht, weil die Bodenwellen, die diesen Sturz auslösten, die hab ich nicht gesehen, sondern nur gespürt. Da war es zu spät. 20170830_hochschwab_sturzguzzi_002

Meine erste Erfahrung mit Lenkerschlagen (Nicht zu verwechseln mit Shimmy! Das kann sich zwar auch bis zum Anschlag aufschaukeln und zum Sturz führen, beginnt aber gemütlicher und ist mit etwas Glück und Erfahrung beherrschbar(er)) machte ich an einem wunderschönen Sommerabend Anfang der 90er Jahre mit Marichen, meiner schwarzen FZR1000 3LE EXUP. Es wurde schon dunkel, die Straßen durchs Ennstal waren leer, weit und breit keine Ortschaft, keine Menschen, und so ließ ich es krachen. Ich ließ es ziemlich krachen. Nach einer 140km/h Rechtskurve beschleunigte ich volle Kanne durch die folgende Linkskurve. Rechts eine mehrere hundert Meter lange, steile Felswand, links Leitschienen und die Enns. Geschwindigkeit zwischen 170 und 180. Das ist heute weit über 20 Jahre her und darum hoffentlich verjährt. Die Schräglage war noch immer ziemlich heftig, als es mir fast den Lenker aus den Händen riss. Zuerst traf mich ein mächtiger Schlag am rechten Handgelenk, dann knallte der Lenker voll (ich weiß nicht, ob es den Lenkanschlag getroffen hat) nach links, dann war wieder Ruhe. Der Blutdruck dürfte in diesem Augenblick jedenfalls ziemlich auf Anschlag gewesen sein.

20170830_hochschwab_sturzguzzi_003 Ich hatte riesiges Glück, dass es mir nicht den Lenker aus der Hand riss, weil ich dann wohl, obwohl sich die Kiste schon wieder beruhigt hatte, in die Felswand neben der Straße gedonnert wäre. Die Kurve war ja noch nicht fertig. Die Schmerzen waren auch nicht von schlechten Eltern. Ich dachte, die Kiste hat mir das rechte Handgelenk gebrochen. Ich hatte aber Glück. Mir war nichts passiert. Ich hab mir die Stelle später angeschaut und weiß, was der Auslöser war. Dort stießen zwei Straßenbeläge aufeinander. Es war der Stoß zwischen einem alten und einem neuen Belag, der nicht ganz eben war. Ich war sehr oft auf dieser Strecke unterwegs, fuhr genau diesen Abschnitt aber normal mit  geringerer Geschwindigkeiten, weil die nächsten Kilometer sowieso fad sind, und dann bemerkt man davon nichts. Erst bei weit höherer Geschwindigkeit, größerer Schräglage und dem deutlich mehr entlastetem Vorderrad durch den vollen Leistungseinsatz bewirkte diese Unebenheit ein heftiges Lenkerschlagen, das sich gottlob sofort und ohne Folgen wieder beruhigte.

Vom Hörensagen wusste ich, dass die FZR das kann, aus eigener Erfahrung kannte ich das ab diesem Moment. Seitdem weiß ich auch den Unterschied zwischen Shimmy und Lenkerschlagen. Es ist ein brutaler Unterschied. Seitdem bemühte ich mich stets, in kritischen Situationen so viel Gewicht wie möglich am Vorderrad zu haben und hatte offenbar Erfolg damit. Es ist mit diesem Motorrad nie wieder passiert, egal, wie schlecht die Straße war, egal, in welchem Winkel nach schnellen Richtungswechseln das Vorderrad wieder landete. Offenbar hab ich das jetzt ganz gut unter Kontrolle und die FZR sind relativ harmlos. Im Renneinsatz würde ich allerdings einen Lenkungsdämpfer montieren. Mit der XJR bin ich bis jetzt 127 000km gefahren. hab keine Gelegenheit ausgelassen, sie auch über schlechtesten Asphalt zu prügeln wie Sau. Lenkerschlagen ist diesem Motorrad fremd. Selbst, wenn sie nach heftigen Richtungswechseln, wie bei der Südauffahrt zum Zellerain, das Vorderrad unter starker Beschleunigung lupft und etwas schief landet, schüttelt sie sich höchstens ein wenig, aber schlagen tut da nichts. Dafür ist sie auf Reifen (besonders Vorderreifen) empfindlich und kann sich Shimmy einhandeln. Die Guzzi hat nicht die Kraft, das Vorderrad zu lupfen, die Schräglage wird durch den Auspuff begrenzt, Richtungswechsel gehen mit ihr nicht so schnell, dass sie das Vorderrad lupfen könnte, aber Lenkerschlagen, das kann sie. Brauchen nur ein paar ungünstige Faktoren zusammen kommen, so wie an diesem vorletzten Tag im August, dann ist das Malheur fertig.

Der 30. August war ein wunderschöner Tag. Ich war am frühen Morgen mit meinem Kuschelmonster (Eddie, mein Yorkshire Terrier) unterwegs, hatte beim Bachlerhof einen Kaffee getrunken und überlegte bei der Heimfahrt, mit welchem Motorrad ich eine Runde drehen würde. Ich hatte nichts besonderes vor. Einfach eine Runde drehen. “Ich könnte eine FZR nehmen”, überlegte ich. “Oder vielleicht doch lieber die XJR? Dann muß ich kein Motorrad aus der Garage räumen, weil die dicke Lisl gleich beim Tor steht. Dann könnte ich aber auch gleich die Guzzi nehmen”, dachte ich, als ich daheim war. Ich schob die Guzzi aus der Garage und ging umziehen. “Jeans?”20170830_hochschwab_sturzguzzi_004 Jeans! “Lederjacke oder Belstaff?” Belstaff! Ich trag diese Jacke einfach gerne, wenn’s recht warm ist, und an diesem Tag war es recht warm. Ich überlegte noch, “Jet Helm mit Sonnenbrille oder Vollvisier?” und entschied mich für Zweiteres. Dann noch schnell das rote Halstuch, dass eigentlich ein Kopftuch meiner Mutter war und dass ich sicher seit mehr als 25 Jahren bei fast jeder Tour trage, um den Hals gebunden und die Turnschuhe angezogen. “Ach was”, dachte ich dann, “ich zieh die Stiefel an”. Ich zog die Turnschuhe wieder aus und die Daytona an, die ich erst im Mai extra für die Guzzi gekauft hatte. Meine Sidi sind alle durch geschliffen und die schweren Daytona Tourenstiefel passen nicht zur zierlichen Guzzi. Nachdem ich mir die Schlüssel eingesteckt hatte und noch bevor ich die Treppe runter ging, krallte ich mir noch die Handschuhe aus dem Kleiderschrank. Eigentlich wolle ich die gar nicht anziehen, weil es so warm war, aber dann dachte ich, es könnte im Schatten der Hochschwabbundesstraße doch etwas kühler sein. Dann ging ich zur Guzzi, startete den Motor, stülpte mir den Helm über die Rüber und zog die Handschuhe an. Es konnte los gehen. Ich hatte noch keine Ahnung, dass es mich bei dieser Tour auf die Fresse hauen wird und Valentino Rossi hatte keine Ahnung, dass er sich am nächsten Tag bei einem Unfall das Bein brechen wird. Das Schicksal nahm seinen Lauf, wenn man so will.

Ich fuhr nach Kematen, tankte, trank einen Becher Kaffee und fuhr weiter Richtung Süden. In Gleis überquerte ich wieder die Ybbs und fuhr den Hügel nach Adersdorf hoch, wo ich der Höhenstraße bis St. Georgen in der Klaus und zur Wieserhöhe folgte. Von dort weiter, noch höher hinauf, an einem Abzweig nach Ertl runter und über weitere Hügel und durch Täler weiter, bis ich kurz vor Großraming die Ennstal Bundesstraße erreichte. Ich hielt an, steckte mir eine Zigarette an, dann fuhr ich weiter. Ich folgte der B115 bis Großreifling und bog dort vor der Ennsbrücke nach Palfau ab. Bis dahin war ich mir noch gar nicht so sicher, wo ich überhaupt hinfahren wollte. Ich dachte mir, einfach der Nase nach wäre das Beste. Irgendwo im Hinterkopf hatte ich aber die Hochschwab Bundesstraße, und dahin führen viele Wege. Ich war sie erst zwei oder drei Wochen vorher mit einem anderen Motorrad gefahren, mit der Guzzi ist das aber ganz was anderes. Mit der XJR kann man, wenn man will, diese über 50km lange Strecke, die nur durch eine einzige Ortschaft unterbrochen wird, ziemlich flott fahren. Wenn man will. Mit einer FZR kann man diese Strecke noch viel schneller fahren, wenn man will. Und wenn’s geht. Dort ist in der Ferienzeit teilweise viel Verkehr, teilweise ist es, vor allem nach Gewittern, feucht und dreckig. Kommt immer drauf an. Aber wie auch immer, wirklich schnell geht’s dort nur, wenn man die Strecke gut kennt. Man muss sie aber wirklich gut kennen, sonst ist man schneller tot als in Mariazell. Das ist ungefähr wie auf der Isle of Man. Auslaufzonen gibt’s keine und die Geschwindigkeiten können trotz des buckligen Belages so hoch sein, dass Fehler katastrophal wären. Obwohl diese Strecke, die ich einst so liebte, zum größten Teil neu asphaltiert ist, und ich sie deshalb inzwischen für mehr oder weniger uninteressant finde, fahrerisch gesehen, ist dort mit der Guzzi ein eher beschauliches Tempo angesagt. Über die zahllosen Kuppen und Wellen kommt die Guzzi immer wieder ein wenig ins Schlingern. Es ist besser, so ruhig und so rund wie möglich zu fahren, dann ist es auch mit der Guzzi ein Vergnügen. Zum Gas geben sitzt man bei der Guzzi am falschen Motorrad. Ich mag auch gar nicht mehr. Ich bin jetzt 57 und möchte gerne noch eine Weile Motorrad fahren, ohne mir dabei weh zu tun . Heute sind eh so viele Blödmänner auf der Straße, da geht das nicht mehr, was vor Jahren noch ging. Mir macht’s heute auch gemütlich Spaß.

20170830_hochschwab_sturzguzzi_005 20170830_hochschwab_sturzguzzi_006 20170830_hochschwab_sturzguzzi_007 20170830_hochschwab_sturzguzzi_008

Also bog ich hinter Palfau nach rechts Richtung Wildalpen und Mariazell ab. Über 50km kurvenreiche Strecke, über 50km, die über weite Teile zu beiden Seiten von einem Gebirgszug begrenzt werden. Zur Linken, also im Norden, ziehen sich die Höhenzüge des Hochkar bis zum Hochtürrnach und bis Mariazell, zur Rechten bildet der Hochschwab mit seinen Ausläufern die Begrenzung. Man sieht nie sonderlich weit, hat aber immer Berge im Blickfeld. Das besonders Schöne ist für mich, dass ich auch einige der Gipfel dort kenne. Ich war nicht nur mit den Motorrädern immer gerne in dieser Gegend unterwegs, sondern auch mit Rucksack und Wanderschuhen. Es ist einfach eine märchenhafte Gegend.

Beschwingt und fröhlich rollte ich mit höchstens 100 Sachen der Wasserlochklamm entgegen, erreichte Wildalpen, hielt beim Eingang zum Brunntal Rast, erfreute mich der steilen Wände der Riegerin, die ich schon einmal bestiegen hab, und fuhr dann weiter zu den zahlreichen Tunnel zwischen der Prescenyklause und Weichselboden. Hier hielt ich nochmals, rauchte eine Zigarette und ließ mich von der Sonne wärmen. Ja, komisch. So richtig warm ist auf auf dieser Straße selten. Zu viele Berge, zu viel Schatten. Dafür ein traumhafter Anblick nach dem anderen. Zumindest für Naturfreunde. Nach dieser Rast ging’s weiter durch die Lawinenverbauten nach Weichselboden und an Rotmoos vorbei zum kurzen Bergaufstück, dass den unteren, schnellen Teil der Hochschwabbundesstraßen vom oberen, langsameren und sehr kurvenreichen Teil trennt.

20171005_reparatur_guzzi_schnoell_001 Auf nahezu perfekter Linie, genau so, als wäre ich 40, 60 oder 100km/h schneller unterwegs, schlängelte ich mich mit der Guzzi durch die Kurven, wunderte mich immer wieder belustigt, wie schnell einem das mit diesem Motorrad vorkommt, wo ich doch genau weiß, wie schnell man das mit einer FZR fahren kann, und überholte nach einer 50er Beschränkung, bei der ich mich seit vielen Jahren frag, wozu sie gut sein soll, einen Kleinbus. Dann ließ ich die Guzzi durch eine Linkskurve rollen und beschleunigte in einen kurzen Rechtsbogen, den man mit jedem anderen Motorrad absolut voll beschleunigend problemlos durchfahren kann.

Am Eingang dieses Rechtsbogens wurde die Gabel von einem harten Schlag getroffen. Die Gabel schlug nicht durch, sie schluckte diesen Schlag. Bei diesem ersten Schlag hatte ich noch gedacht, “das kann die Guzzi”. Ich wusste aus Erfahrung, dass sie solche Schläge schlucken kann, weil mich genau so ein Ding bei der Anfahrt zu einer Rechtskurve ein paar Kilometer weiter vorne schon einmal erwischt hatte. Es waren damals drei harte Schläge, und als ich die ohne Probleme überstanden hatte, freute ich mich, weil sie das geschafft hatte. “Das kann sie also!” dachte ich damals.

Vorher war ich mir nicht so sicher, ob sie sowas kann, weil die Gabel ist bei diesem Motorrad nicht unbedingt was besonderes. Sie ist nicht unbedingt besonders schlecht. Zu den Guten gehört sie allerdings auch nicht. Sie ist relativ unsensibel und unterdämpft. Das hat mich bisher nicht gestört. Diese Guzzi darf vieles, was ein anderes Motorrad nicht dürfte. Sie ist für mich ein bissl wie ein Oldtimer mit zwei Jahren Garantie und sie bringt mich, wenn ich mit ihr fahr, immer wieder in die 70er Jahre zurück, in die Zeit von Charles Bronson und Deep Purple, von spitzen Schuhen und Glockenhosen. In die Zeit meiner Jugend. Ich seh das so, und deshalb will ich ihr auch nicht zu viel zumuten. Die Motorräder von damals waren auch nicht perfekt.

Diese drei Bodenwellen trafen mich damals aber auf der Bremse und nicht in Schräglage. 20171005_reparatur_guzzi_schnoell_002Dieses Mal war ich am Gas und in Schräglage, und bei der zweiten Bodenwelle hatte sie nicht nur den Bodenkontakt verloren, sondern der Lenker stand quer. Mächtig quer! “Das ist nicht gut!” schoß es mir durch den Kopf. “Das ist gar nicht gut!” Als das Vorderrad wieder den Boden berührte, begann ein Veitstanz, wie ich ihn noch nie erlebt hatte. Der Lenker schlug brutal von einer Seite auf die andere, die Kiste war innerhalb einer Sekunde vollkommen außer Kontrolle. Kraut und Rüben schienen total durcheinander zu sein und dann krachte es. Das war der Augenblick, als die Guzzi am Asphalt aufschlug. Erst nach diesem Krachen bemerkte ich, dass ich am Boden lag und die Guzzi mit der linken Hand noch immer fest hielt. Ich ließ sie aus, und sie suchte, sich langsam drehend, zu meiner linken das Weite. Als ich sah, dass sich das Motorrad nicht überschlug, dass ich selber nicht in der Böschung oder an der Leitschiene zerschellen würde, kam kurz Erleichterung auf. Aber nur kurz.

Als sich meine eigene Geschwindigkeit so weit reduziert hatte, dass ich schon dachte, “Alter, da hast du nochmals Glück gehabt”, begann entweder die Hose, die Jacke oder beides so viel Gripp zu fassen, dass ich mich mehrmals überschlug. Nicht Beine, Kopf, Beine sondern seitlich. Der erste Überschlag hat sich zwar brutal angefühlt, aber weh getan hat erst der Zweite, bei dem ich voll auf der rechten Schulter und dann auch noch mit dem Helm am Asphalt aufschlug. Der Aufprall auf die Schulter war mörderisch! Ich dachte, jetzt ist dort alles kaputt. Leider kamen dann noch zwei Überschläge. Zumindest zwei. Genau weiß ich das nicht mehr, weil die Schulter vom zweiten Überschlag so schmerzte. Ich weiß nur, dass ich dachte “Um Himmels Willen, wann hört diese Scheiße endlich wieder auf!” Dann lag ich still und atmete erst einmal kräftig durch.

Mein brutalster, aber nicht der schnellste, Sturz war bis zu diesem Zeitpunkt ein sogenannter Highsider mit kalten Michelin Pilot Race auf der FZR. Das war ein Aufmerksamkeitsfehler. Dabei schmiert das Heck unter Beschleunigung (zu heftiger für die Reifentemperatur) ab, du denkst, du hast die Kiste wieder unter Kontrolle und im nächsten Augenblick siehst du dein Motorrad von oben. Gedanken kannst du bei sowas keinen fassen, weil das alles so schnell geht, dass du erst unterm Rutschen bemerkst, dass du verloren hast und liegt. Vielleicht war das bei Kevin Schwantz anders, weil dem ist das damals mit der 500er Suzuki ja ständig passiert. Damals kam das Motorrad auf meinem linken Bein zu liegen und hätte mir fast durch eine Drehbewegung das Knie in die falsche Richtung gebrochen. Ich habs mit gedehnten Bändern, aber ohne Knochenbrüche überstanden. Auch diese Überschläge nach dem Sturz mit der Guzzi hab ich ohne Knochenbrüche überstanden. Die Schmerzen waren in diesem Fall allerdings von einer ganz anderen Qualität.

20171005_reparatur_guzzi_schnoell_004 Ich sprang, sobald ich still lag und durchgeatmet hatte, wieder auf, weil ich Angst hatte, von einem Fahrzeug überfahren zu werden. Hinter mir kam nichts, vor mir war nicht, also ging ich zum Motorrad und wollte es aufheben. So lange ich noch krabbeln kann, gilt der erste Gedanke dem Motorrad. Ich hatte aber keine Kraft im rechten Arm. Meine Schulter tat so furchtbar weh. Irgendwie schaffte ich es, die Guzzi mit der Linken und mithilfe der Beine aufzurichten und zum Straßenrand zu schieben. Dort stellte ich sie am Seitenständer ab und schüttelte benommen den Kopf. “Himmel, Arsch und Zwirn, was war den da passiert?” fragte ich mich. “So eine Kacke!” Mir war direkt schwindlig, so schmerzte die Schulter. Dann blieb der Kleinbus stehen, den ich vorher überholt hatte. “Was ist den passiert?” frage der Fahrer. “Auf den Bodenwellen da hinten hab ich die Kiste aus der Kontrolle verloren und bin gestürzt” sagte ich. Er schaute mich an und sagte “Ich weiß”. Ist ihnen etwas passiert?” “Nein”, sagte ich, “ich glaub nicht”. Kann ich weiter fahren?” Ja. Klar. Wird schon wieder”. Erst zwei Tage später, als ich in der Garage den Schaden genauer begutachtete, fielen mir seine Worte “Ich weiß” wieder ein. Die Trümmer, die dort lagen (das waren Teile von Blinker, Rückleuchten oder Reflektoren) und die ich meinem Unfall zuordnete, die waren nicht von meinem Motorrad. Da hatte es vorher schon jemanden zerlegt.

Ich war mir gar nicht sicher, ob das wirklich wieder wird. Vor allem ob das gleich wieder wird. Ich war über 100km von daheim entfernt. Ich wusste nicht, was die Guzzi abbekommen hatte. Ich wusste nicht einmal, was ich selber abbekommen hatte. Aber was hätte ich sagen sollen? Ich musste erst herausfinden, was mir oder dem Motorrad passiert war. Dazu musste der nicht warten. Also fuhr dieser Herr weiter und ich nahm einmal den Helm ab, den ich noch am Kopf hatte. Das war leichter gedacht, als getan, weil die Schulter so schmerzte. Dann probierte ich einmal, wie weit ich den rechten Arm überhaupt bewegen konnte. Nicht weit und vor allem, gar nicht ohne große Schmerzen. Dann setzte ich mich ins Gras neben der Straße und steckte mir eine Zigarette an. “Was nun?” fragte ich mich. Ich musste jetzt erst einmal kräftig durchatmen und mich beruhigen. War die Situation schlimm? Das wusste ich noch nicht. War die Situation aussichtslos? Nein. Davon konnte keine Rede sein. Also was aufregen? Ein Schritt nach dem anderen!

Ich rauchte die Zigarette fertig, dann ging ich zur Guzzi und versuchte, sie zu starten. Die Kontrolllichter leuchteten, der Motor sprang nicht an. Verdammte Scheiße! “Immer mir der Ruhe”, dachte ich. Viel kann da nicht kaputt sein. So schwer war der Aufschlag nicht. Die Guzzi kann nicht schlechter sein im Nehmen als ein japanisches Motorrad, und die halten doch ganz schön was aus. Das wusste ich aus Erfahrung. Ich schaute mir alle Schalter an und bemerkte, dass der Killschalter auf “Aus” stand. “Aha, da haben wir’s ja schon”, dachte ich, schaltete den Schalter auf “Ein” und drückte den Starter. Brummmmmm, und die Guzzi lief, als wäre nichts geschehen. “Pffff, der Motor läuft!” dachte ich zufrieden. “Jetzt muss ich nur mehr schauen, ob ich überhaupt fahren kann”. Ich stellte den Motor wieder ab und zündete mir noch eine Zigarette an. Noch über 100km, bis ich wieder daheim bin”, dachte ich. “Du wirst das schaffen! Du wirst dich jetzt auf die Guzzi setzen und langsam, wenn es sein muss gaaaaanz langsam nach hause fahren. Egal, wie lange ich brauche, egal, wie groß die Schmerzen sind, ich werde jetzt nach hause fahren, und wenn ich daheim bin, ist alles gut. Notfalls kann ich dann noch immer ins Krankenhaus fahren. Aber zuerst bringst du jetzt die Guzzi Heim in die Garage”. Knochen waren nicht verschoben, es krachte nichts beim Bewegen, es tat nur höllisch weh. Also setzte ich mir den Helm auf, zog die Handschuhe an und fuhr Heim. 20171005_reparatur_guzzi_schnoell_005

Die ersten paar Kilometer waren äußerst unangenehm. Ich hatte heftige Schmerzen, die Hose war zerrissen, ich blutete aus Abschürfungen und ich wusste nicht, ob das Motorrad beim Sturz nicht einen Schaden davon getragen hatte, der, wenn es dumm her geht, wieder zu einem Sturz führen könnte. Ich testete die Bremsen. Alles in Ordnung. Ich achtete auf die geringste Bewegung des Motorrades, ob da etwas falsch lief, aber nichts passierte. Ich schaute mir schon vor der Fahrt alles genau an und ich schaute mir während der ersten Kilometer alle, was ich sehen konnte, nochmals genau an. Das Vorderrad, die Bremsschläuche, die Gabelbrücke oben und unten, die Radachse, die Hebel. Alles, was mir gefährlich werden konnte, checkte ich wieder und wieder. Erst dann erhöhte ich mein Tempo, wenn man das so nennen kann, von 30 oder 40 auf 60km/h, und selbst das kam mir schnell vor. “Jetzt nur nicht nochmals auf die Fresse fliegen” war mein einziger Gedanke. Die Rechte Hand hatte ich bei der Abfahrt mit Hilfe der Linken auf den Gasgriff gelegt. Aus eigener Kraft war das mit der Rechten nicht zu schaffen. Bremsen ging. Dazu braucht man nur zwei Finger. Den Körper beim Bremsen abzustützen war schon etwas ganz anderes. Mit der linken Schulter war das kein Problem, mit der Rechten recht schmerzvoll, aber nicht unmöglich. Ich konnte fahren.

Als ich Rasing vor Mariazell erreichte und zum Zellerain abbog, wurden die Schmerzen in der Schulter etwas erträglicher. Ich konnte schon wieder einigermaßen flott (na ja) den Berg hoch fahren. Beim Gasthaus oben am Zellerain blieb ich lieber nicht stehen, obwohl ich ziemlich durstig war. “Wer weiß, ob ich dann wieder weiter fahren kann” dachte ich. Außerdem muss ich mit meiner zerschliffenen Guzzi, der linke Spiegel fehlte, der Rechte drehte sich wie ein Fähnchen im Wind, die Jeans zerfetzt und die Jacke zerschrammt, wie ein Lumpensammler ausgesehen haben. Also fuhr ich weiter. In Neuhaus, einer kleinen, aufgelassenen Holzfäller Siedlung an der Nordrampe des Zellerains blieb ich allerdings stehen und setzte mich auf die Hausbank eines der verlassenen Häuser neben der Straße. Dort machte ich erstmals eine Bestandsaufnahme (und ein paar Fotos) von mir selber. Hose löchrig, Beine zerschrammt und blutig, Jacke zerschrammt, Helm nur eine ganz leichte Schramme am Visier an der Seite, sonst nichts. Guzzi zwar etwas zerschrammt, aber KEINE Delle, KEIN Kratzer im Lack! Lässt sich alles reparieren. Nur den abgerissenen rechten Lenkanschlag an der unteren Gabelbrücke hab ich übersehen. Den fanden wir erst am Donnerstag letzter Woche in der Werkstatt. Das war wahrscheinlich der Kick, mit dem der Veitstanz erst richtig begann und alles außer Kontrolle geriet.

Bei der Abfahrt vom Grubberg konnte ich schon wieder lachen. Zum ersten Mal (vermutlich) in meinem Leben flog ich ohne Eigenverschulden auf die Fresse. Am 14. Juni 2011 hatte es mich zum letzten Mal zerlegt. Ich vermute noch heute, dass mir damals am Eingang der Links bei der Abfahrt vom Tonale die Fußraste gebrochen ist. Anders konnte ich mir und kann ich  mir nicht erklären, wieso ich diese Fußraste beim Umlegen in die darauffolgende Rechts (ich war in der Links entweder von der Raste gerutscht oder sie ist gebrochen) nicht spürte und am Bremshebel stand, was die Kiste zum Abschmieren brachte. Damals ist weder mir noch dem Motorrad etwas passiert. Ich mußte nur die hintere Fußraste nach vorne montieren, dann konnte ich wieder genau so fahren wie vorher. Ich selber hatte keine einzigen Kratzer.

Beim Sturz mit der Guzzi am 30. August 2017 bin ich mir absolut keiner Schuld bewusst. Ich wüsste nicht, was ich falsch gemacht haben könnte. Mit einem anderen Motorrad wäre ich genau die gleiche Stelle viel schneller gefahren, bin sie ein paar Wochen auch mit einem anderen Motorrad schneller gefahren, und vermutlich wäre mir dabei genau so wenig passiert wie den Motorradfahrern, die bei mir an der Unfallstelle vorbei fuhren, ohne das geringste Problem zu haben. Die dachten sicher, ich sitz dort nur, um eine zu rauchen. Auch wenn die Stelle zum Rauchen nicht sonderlich einladend aussah. Das war das, was mich richtig ärgerte. Nein, nicht, dass die einfach vorbei fuhren. Die konnten nicht wissen, dass ich gestürzt war. Mich ärgerte, dass keiner dieser Fahrer dort ein Problem hatte, diese Bodenwellen offenbar kaum wahrnahmen, während es mich mit der Guzzi so zerlegt hat. Das ärgerte mich. Das nahm ich der Guzzi am Anfang etwas übel. Das hat sich aber wieder gelegt.

5700km bin ich vom Kauf bis zum Sturz gefahren. Jetzt, nach der Reparatur hat sie knapp über 5900km an Tacho. Meine Guzzi ist wieder repariert, man sieht ihr kaum mehr was an. Die Schramme, die am Auspuff sichtbar ist, die soll so bleiben. Als Mahnung, dass dieses Motorrad, selbst wenn es nicht stark ist, nicht ganz ungefährlich ist. Jetzt werd ich mich ein wenig mit der Guzzi spielen und ein paar Dinge ausprobieren. Viel Möglichkeiten hat man nicht, ohne gleich sehr drastische Maßnahmen zu ergreifen. Langsamer fahren könnte man auch noch. Noch langsamer. Das ist halt schwer, weil man mit diesem Motorrad eh nirgends schnell ist. Irgendwas werd ich mir aber wohl einfallen lassen. Nur verkaufen werd ich sie nicht. Dazu gefällt sie mir zu gut und dazu mag ich mein Rumpelchen zu gerne. Wenn ich mit ihr fahr, dann hab ich immer das Gefühl, die ist aus einer ganz anderen Zeit. Obwohl sie Baujahr 2017 ist. Ihre manchmal komisch anmutenden Eigenheiten machen sie mir noch sympathischer, als sie ohnehin ist. Ich kann einfach nicht anders.

Ps.: Am 23. September hab ich erstmals wieder eine Runde gedreht. Mit der XJR 75km über Hügel und zwischen Felder. Die kleinen Abschürfungen waren weitgehend verheilt, die Schultet tat noch weh, aber schön war’s. Am gleichen Tag ist Valentino Rossi nach seinem Beinbruch beim Qualifikationstraining in Aragon zweitschnellste Zeit gefahren und hat sich damit für die erste Startreihe qualifiziert. Vale und ich waren wieder fahrtauglich. Komischer Zufall. Ich hab ihm dafür beim Rennen die Daumen gedrückt. “Vale, nicht wieder auf die Fresse fliegen!” hab ich mir dabei gedacht. “Das tut weh!”

 

Einen schönen Tag noch………………….

15. Mai 2017

Moto Guzzi V7 III Racer – Die ersten Tage mit der Neuen

“Ist das eine Moto Guzzi?” fragte mich der Wirt in Maria Taferl, als er mir heute so um die Mittagszeit herum den Kaffee in den Gastgarten brachte. Es war ein kleiner Gastgarten, gleich vor der Eingangstür zum Gasthaus, und praktisch daneben, und damit genau vor mir, stand mein Motorrad. “Ja, klar. Das ist eine Moto Guzzi”, antwortete ich. Steht ja eh drauf, dachte ich mir. “Schön”, meinte der Wirt. “Wieviel Kubik hat die?” “Siebenhundertfünfzig”. “Aha”. Er blieb noch eine Weile stehen, dann frage er “kann ich den Zucker wieder mitnehmen? Kann ja gleich wieder zu regnen anfangen”. “Das kann durchaus passieren”, meinte ich, “heute weiß man das nicht so genau”. Seit Freitag weiß man das nie so genau.

Bevor ich von daheim weg fuhr, hatte es schon geregnet. Ich war etwas nach sechs Uhr mit dem Hund spazieren gegangen, und grade als wir wieder daheim waren, begann es zu regnen. “Macht nix”, dachte ich mir, “hab eh noch einiges zu tun”. So fuhr ich gegen halb neun zum Bachlerhof einen Kaffee trinken, dann noch Hundefutter kaufen, und dann fuhren wir, Eddie und ich, wieder heim und ich ging mich umziehen. Es war inzwischen wieder überall trocken geworden. “Jetzt kann eine kleine Runde mit der Guzzi nicht schaden, bevor es wieder zu regnen beginnt”, dachte ich. Ich schob das Motorrad aus der Garage, setzte den Helm auf, und während ich die Handschuhe anzog, ließ ich sie etwas warm laufen. Dieses Motorrad zu starten, das hat Charme.

Du steckst den Zündschlüssel ins Zündschloß, drehst auf ON, dann setzt du dir den Helm auf. Wenn der Helm am Schädel ist, ist auch die Guzzi mit dem elektronischen Systemcheck fertig, und du drückst den Startknopf. Brummm, erwacht sie bollernd und mit einem leichten Rechtskick zum Leben. Diesen Systemcheck macht die XJR auch, dieses Bollern beim Starten, aber vor allem diesen Rechtskick am Seitenständer, das kann nur die Guzzi. Während ich mir die Handschuhe anziehe, stell ich mich dann meistens gerne nach hinten und hör mir das Bollern aus den Auspuffrohren an. Es ist nicht laut, und ich weiß auch nicht, ob das wirklich ein Bollern, oder eher ein Rumpeln ist, mit dem sie zum Leben erwacht, aber es klingt ganz anders, als wenn man einen Vierzylinder startet.

Ich fuhr zur Autobahn hoch, dann bog ich Richtung Grein an der Donau ab und überlegte, wohin ich kurz fahren könnte. Irgendwie schaute es überall nach Regen aus. Irgendwie aber auch wieder nicht. Die Straßen waren trocken, drum fuhr ich nach Grein, trank dort im “Schinakl” am Hafen einen Kaffee und bog kurz hinter Grein in die kurvenreiche Strecke nach Diembach und ins Waldviertel ab. An und für sich bin ich nicht regenscheu. Es ist aber eine Sache, mit einem altbewehrtem Motorrad im Regen zu fahren, oder mit einem mehr oder weniger funkelnagelneuem Motorrad. Es wäre nicht das Wasser, was mich stört. Es wäre der Dreck, der damit verbunden ist. Obwohl, der dürfte mich jetzt eigentlich gar nicht mehr ärgern, denn am Freitag, als ich die Guzzi vom Händler holte, hatte es geregnet. Mann, da war ich wirklich ein wenig sauer. Nach 70km war das schöne, neue Motorrad so dreckig wie ein Traktor nach dem Ackern, und weil die Guzzi schon so dreckig war, und ich natürlich auch, hab ich sie nur kurz daheim hergezeigt und drehte anschließend gleich noch eine kleine Runde. So kamen am ersten Tag 130km zusammen. Wie sagte ich zum Händler, als ich sie abholte? “Natürlich bin ich etwas angefressen, dass es ausgerechnet heute regnet. Aber genau genommen ist es egal, ob sie bei der ersten oder bei der dritten Ausfahrt dreckig wird. Es wird passieren!” Nach dem Motto “Ist der Hochglanz mal ruiniert, fährt es sich ganz ungeniert” fuhr ich die ersten Kilometer mit der Guzzi, im strömenden Regen.

Vorher war es natürlich tagelang schön. Was sonst? Aber keine Guzzi weit und breit. Zumindest nicht meine! Zwei Wochen vorher sind mir in der Wachau fünf Guzzi entgegen gekommen, als ich mit der XJR eine Runde drehte. Fünf Moto Guzzi auf einmal! Das passiert dir sicher nur, wenn du selber auf eine Guzzi wartest. Sonst nie. Mann, saß ich auf Nadeln. Dabei lief eigentlich alles nach Plan. Genau wie ausgemacht. Ende April, Anfang Mai, hat es geheißen. “Und sei bitte nicht böse, wenn es länger dauert. Die kommt aus Italien”, hat der Händler im Jänner noch gesagt. Jetzt hatten wir Mai. “Hoffentlich regnet ’s”, dachte ich. Da fällt das Warten leichter.

Am 11. Mai, also letzten Donnerstag, ging ich in der Früh mit dem Hund spazieren, und bei dieser Gelegenheit schaltete ich das Telefon ein. Pip Pip, ein unbeantworteter Anruf! Ich schaute auf die Nummer und wählte sofort die Sprachbox. “Firma Schnöll, guten Morgen. Ruf mich bitte ab 9 Uhr unter dieser Nummer an. Danke”. Von einer Sekunde auf die andere schlug mir das Herz bis zum Hals und die Knie wurden weich. “Die Guzzi ist da! Die Guzzi ist da!” dachte ich voll Freude, aber gleich drauf fiel mir ein, “und was ist, wenn sie nicht da ist? Was ist,wenn er mir nur sagen will, sie ist noch immer nicht gekommen? Oder sie wurde noch gar nicht gebaut, weil wasweißichwas? Oder ich bekomm gar keine, weil an alte Reiskocher Fahrer keine Moto Guzzi ausgeliefert werden? Was mach ich dann?” “Das ist doch alles Blödsinn!”, beruhigte ich mich selber. “Er hat gesagt, er ruft mich an, sobald sie da ist. Wieso sollte er anrufen, wenn sie nicht da ist? Weil an alte Reiskocherfahrer…………? Schwachsinn!” Man soll gar nicht glauben, auf was man in so einem Moment alles kommt. Und das Schlimmste, es waren noch fünfzehn Minuten bis 9 Uhr!

“Servus. Deine Guzzi ist da”, meinte Schnöll, als ich anrief. “Und wann kann ich sie holen?”, meinte ich vorsichtig. Wer weiß, ob die gleich das ganze Motorrad geliefert haben, oder vorerst nur ein paar Teile, die grade fertig waren? Die kommt ja aus Italien. “Die steht schon da”, meinte er. “Das heißt, wenn ich jetzt komm und sie bezahle, kann ich die Papiere mitnehmen und sie anmelden, und morgen kann ich sie holen?” Ich wollte so vorsichtig und sicher sein, wie es nur geht. Nicht, dass da jetzt gar keine Papiere mit dabei sind, weil die erst in drei Wochen kommen. Oder irgendwann. “Klar, du bezahlst sie, dann kannst du die Papiere mitnehmen und sie anmelden, und morgen kannst du sie holen”. “Ich komme!”, meinte ich und legte auf.

Mein Hund guckte ein wenig dumm aus der Wäsche, als ich urplötzlich umdrehte und wieder zum Auto ging. Der wird sich wohl gedacht haben “hab ich was angestellt oder was? Ich bin mir keiner Schuld bewusst!” Nö, Hundi hatte nix angestellt. Ich hatte es eilig. Und wie! Heim, umziehen, zur Bank fahren, Geld abheben, Zigaretten kaufen und los ging’s über Steyr nach Sierning und zum Guzzi Händler. Schnell noch bei der Raststätte eingekehrt, einen Kaffee trinken, damit sich die Aufregung legt, dann die letzten paar Kilometer zum Schnöll gefahren. Als ich mit Eddie an der Leine den Verkaufsraum betrat, stand genau nach der Eingangstür links eine Moto Guzzi V7 III Racer. Ich fragte mich, ob das meine sein könnte? Sie war es! Am dreiviertel zwölf war ich wieder in Amstetten und das Motorrad war angemeldet.

Zurück, heute in Maria Taferl: Langsam trank ich im Gastgarten den Kaffee aus, rauchte eine Zigarette und schaute das Motorrad an. Mir ging einiges durch den Kopf, was ich die letzten drei Tage mit meiner Moto Guzzi erlebt hatte. Knapp 450km hatten wir bis hierher schon miteinander verbracht. Bei Regen wie bei Sonnenschein. Das wechselt sich seit Freitag ständig ab. Ich Depp hatte mir ja Regen gewünscht. Vom Händler bis nach Steyr musste ich am Freitag vielleicht fünfzehn Kilometer oder so fahren, und dann nach der langen Stadtdurchfahrt nochmals rund vierzig Kilometer bis zu mir Heim. Zusammen rund 70km. Alles in schönem, gleichmäßigem Schnürlregen. Das war was.

Auf den ersten fünfzehn Kilometern war es mir schwer gefallen, mit der Guzzi grade aus zu fahren. Die Strecke ist breit und topfeben, das heißt, nicht holprig und keine Spurrinnen, aber mir war es schwer gefallen, grade aus zu fahren. Irgendwie hatte ich einen Drall. Das komische war, es war einmal ein Drall nach rechts und dann ein Drall nach links. “Aber wieso?”, fragte ich mich. Ich denke mir, das liegt schlicht und einfach an der Lage der Kurbelwelle. Sämtliche Motorräder, die ich bisher in meinem Leben fuhr, hatten die Kurbelwelle quer zur Fahrrichtung verbaut, weil das zum größten Teil Vierzylinder waren. Aber auch bei den drei Zylindern der XS750  oder bei den zwei Zylindern der RD400 liegt die Kurbelwelle quer zur Fahrtrichtung. Andere Bauarten war ich nie gefahren. Alle meine Sensoren und Gefühle sind auf Kurbelwellen quer zur Fahrtrichtung ausgerichtet.

Bei der Moto Guzzi liegt die Kurbelwelle aber längs zur Fahrtrichtung. Und weil das Ding beim Gas geben beschleunigt oder beim Gas wegnehmen die Drehzahl verringert, merkt man das beim Fahren, weil da eine Masse in Querrichtung beschleunigt oder verzögert. Dieses Kippmoment will man als Fahrer kompensieren, und weil man als alter Vierzylinderfahrer sowas nicht gewöhnt ist, ist man geneigt, überzogen zu korrigieren, was sich in einer schlingernden Fortbewegung bemerkbar macht. Klingt vielleicht lustig, fühlt sich aber nicht so lustig an. Du hast im ersten Moment keine Ahnung, wieso du nicht grade aus fahren kannst und denkst, da stimmt was nicht. “Ist die Gurke krumm?”, ist einer der ersten Gedanken. Dann beginnen sich die Zahnräder der Denkmaschine zu drehen und du kommst auf die Idee, das könnte die Kurbelwelle sein, die diesen Drall verursacht, weil du da irgend etwas anders machst als sonst. Du spürst es, aber du kannst auf Anhieb nicht sagen, was. Du mußt erst draufkommen. Du als Fahrer bist Schuld, weil du diesem Kippmoment zu viel dagegen hältst. Das dauert aber nicht lange. Fred, ein alter Bekannter und unter anderem auch Ex-Gummikuh Treiber erzählte mir, das ist bei einer Gummikuh genau das selbe. Zuerst spürst du das kippen recht ausgeprägt, aber dann verinnerlichst du diese Bewegung, beginnst immer sanfter zu korrigieren, bis Roß und Reiter zu einem Team werden und das alles prima klappt. Und genau so erlebte ich das auch. Inzwischen kann ich tadellos grade aus fahren.

Inzwischen hab ich aber auch ein paar andere Eigenarten der Guzzi ergründet. Dazu muß ich aber sagen, ich bin noch in der Lernphase. Das Motorrad ist mir sicher nicht mehr ganz fremd, aber sehr vertraut auch nicht. Es ist überall mit Nässe und Dreck zu rechnen, da bin ich lieber vorsichtig. Grade zu den Reifen, einer nicht ganz unwesentlichen Verbindung von Fahrzeug und Straße, muß ich erst langsam Vertrauen aufbauen und ein Gefühl für sie entwickeln. Seit meiner Honda Ende der 70er Jahre bin ich keine solchen Reifen mehr gefahren. Ja, ja, die Reifentechnik hat sich seitdem weiter entwickelt. Ich weiß. Aber auf den Speichenfelgen der Moto Guzzi sind Diagonalreifen montiert, nicht Radialreifen, wie ich sie gewöhnt bin. Die Dunlop Sportsmart meiner Tausender haften heute bestimmt besser als die Slick von Kenny Robert 1978, und es ist auch bestimmt keine Frage, dass die Pirelli Sport Demon der Moto Guzzi nicht schlecht haften. Aber ich kenn die nicht und es braucht sicher noch ein paar Kilometer mehr, bis ich zu diesen sowas wie Vertrauen aufgebaut hab. Die Reifen der Honda waren damals, so weit ich mich erinnern kann, 3.25 vorne und 4.00 hinten, was ungefähr den Größen 100/130 der Guzzi entsprechen könnten. Das fühlt sich sehr, sehr komisch an, wenn du seit 1990 nichts anderes als 120/180 gefahren bist.

Bei meiner RD400 waren die Reifen sogar noch schmäler als bei der Guzzi und bei der Honda. Dunlop K82 in 3.00 vorne und 3.50 hinten. Diese Reifen schienen mir aber von Anfang an leicht durchschaubar, vor allem hatte die RD nicht viel Schräglagenfreiheit. Bevor da was abgeschmiert ist, haben die Fußrastengummi geschliffen. Das war weit gefährlicher als mangelhafte Reifenhaftung, weil Kipprasten hatte die keine. Das war starr! Ob bei der Guzzi auch was schleift, oder ob man vorher auf die Fresse fliegt, weiß ich noch nicht. Irgendwie werd ich den Grenzbereich herausfinden, aber dazu muß ich die Kiste erst noch besser kennenlernen und Vertrauen gewinnen. Da gibt es noch manche Geheimnisse zu ergründen. Aber dazu zu einem anderen Zeitpunkt mehr, wenn ich mehr weiß. Die Guzzi aus Blödheit hinzuschmeißen ist sicher  das Letzte, was ich vor hab und ich bekomm sicher keinen Werksvertrag, wenn ich wilder Hund spiel. Weder von Pirelli noch von Moto Guzzi.

Jedenfalls ist es so, dass mir die Fahrt mit der kleinen Italienerin von Tag zu Tag mehr Spaß macht. Je besser ich sie kennenlerne, je vertrauter ich mit dem Material werde, desto lustiger finde ich die Fahrt mit meiner Neuen. Erst heute wieder, bei der Fahrt über die kurvenreiche Strecke nach Diembach dachte ich mir wieder, “die Kleine macht sich! Sie ist sehr wendig, zeigt keine besonderen Macken, das Fahrwerk ist gut, die Bremsen von Brembo und die Leistung ist in Ordnung. Sobald man sie einfach bis über 5000/min hoch dreht und damit ein breiteres Drehzahlband nutzt, als für die Einfahrzeit vorgesehen wäre, geht da wirklich was vorwärts. Ich fahr auch die Moto Guzzi nach dem Moto ein, “Ein Motor langsam eingefahren bleibt immer langsam, ein Motor schnell eingefahren wird schnell!” Ich hab die kleine Racer schon jetzt ins Herz geschlossen, das weiß ich sicher, und immer wieder kommt mir eine Fahrt mit ihr auch wie eine Zeitreise vor. Immer wieder denk ich dran, wie das wohl war, damals, als die erste Moto Guzzi V7 mit diesem Zweizylinder V Motor auftauchte. Ich hab Moto Guzzi noch aus meiner Jugendzeit in Erinnerung. Damals kamen sie mir riesengroß vor. Und laut! Meine Moto Guzzi kommt mir eher ein kleines Motorrad vor. Kein Zwerg, aber klein. Vor allem neben der XJR ist sie klein. Und alleine stehend wirkt sie auch nicht größer. Fast im Gegenteil. Ohne direkte Referenz wirkt sie vielleicht noch kleiner, als sie ist. Drum unterschätzt man sie auch leicht.

Wie schaut das im Vergleich zu Ihren Vorfahren aus, die mir so riesig in Erinnerung sind? Ihre Länge beträgt 2185mm, ihre breite 755mm und ihre Höhe 1100mm. Der Radstand entspricht mit 1445mm ziemlich genau dem ihrer Ur-Vorfahren und sie wiegt fahrbereit, also mit Benzin, 209kg. Der Tank fasst 21 Liter. Ihr Stammvater, die Moto Guzzi V7 von 1967, war die erste Moto Guzzi mit diesem charakteristischem V2-Moto quer stehend im Rahmen eingebaut und wurde von Ernst Leverkus, dem bekannten Tester der 60er und 70er Jahre, als riesengroßes Motorrad beschrieben, vor dem einem fast Angst und Bange werden könnte. Dabei hatte sie den gleichen Radstand wie die V7 III Racer von 2017, die mir heute eher klein vorkommt. Also wäre auch dieses für damalige Verhältnisse riesen große Motorrad gegen die XJR von heute ein kleines Motorrad. So haben sich die Zeiten und die Ansichten geändert. Interessant ist vielleicht noch, dass diese erste V2-Guzzi damals aus 700cm³, ohne Katalysator und ohne Euro5 Norm rund 42 DIN Pferdchen leistete, leer 245kg auf die Waage brachte und vorne wie hinten mit Reifen der Dimension 4.00-18 ausgerüstet war. Ihr Fahrverhalten wurde insgesamt, wie das aller Moto Guzzi, als sehr gut beschrieben.

Die spätere Ambassador hatte erstmals volle 750cm³ und leistete bei Messungen etwas über 50 DIN Ps bei 6500/min. Die Maße dieses Motors: Bohrung x Hub = 83x70mm. Drehmoment 6.0 mkg bei 5000/min. 4 Gänge, Radstand 1435mm, also 10mm weniger als meine V7 III Racer! Sie wog allerdings leer 244kg. Ein fester Brocken. Das war offenbar noch alles dickes Eisen und nicht Aluminium. Die Bereifung war die gleiche wie beim Vorgängermodell, die Höchstgeschwindigkeit betrug ungefähr um die 180km/h. Dort dürfte sich auch, im Höchstfall, die Höchstgeschwindigkeit der V7 III Racer bewegen. Eher weniger, weil die scheint recht kurz übersetzt, was ihr sehr gut passt.

Die Moto Guzzi V7 Sport von 1971 könnte man als den echten, direkten Vorfahren der heutigen V7 III Racer bezeichnen. Ihr V2 wurde von Ernst Leverkus noch als “Trumm von einem Kompakt-Motor” bezeichnet, der es mit allen Gegnern ihrer Hubraumklasse aufnehmen konnte, die damals BSA, Honda, Norton und Triumph hießen. Sie war dank ihrer Farbgebung, einem giftigem gelbgrün, dem roten Rahmen (nur die erste Serie) und mit dem Stummellenker auch optisch die erste sportliche Moto Guzzi V7. Die Leistung der V7 Sport wurde anfangs werbewirksam mit 70Ps (SAE) angegeben, von denen dann für den deutschen Markt, also mit zivilem Auspuff und all dem Firlefanz, der bei SAE Messungen weg bleibt, noch 62 DIN Ps übrig blieben, die aber laut Ernst Leverkus für gute und gemessene 200km/h Höchstgeschwindigkeit reichten. Die Motormaße dieser Sport betrugen 82.5 x 70 und blieb damit unter der magischen 750cm³ Grenze, was für eine Zulassung für den Rennsport essentiell war. Der alte Motor hatte um ein paar Kubikzentimeter zu viel.

Der Motor der Moto Guzzi V7 III Racer Baujahr 2017 besitzt im Vergleich dazu eine Bohrung von 80mm und einen Hub von 74mm, woraus sich 744cm³ ergeben, und dieser Motor leistet heute mit 3 Weg Katalysator und Stand Euro5  52Ps bei 6200/min. Die Unterschiede zu den alten Vorgängermodellen sind vielfältig. Die gravierendsten Unterschiede dürften sein: elektronische Benzineinspritzung, Anti Blockier System und eine von Moto Guzzi entwickelte Traktionskontrolle. Die Urversion der Baureihe V7 Sport endete 1974, ihr Nachfolge, die Le Mans Baureihe, endete irgendwann gegen Ende der 80er Jahre.

Sportliche Motorräder mit 750cm³ wurden bei Moto Guzzi mit der V7 Classic Serie erst wieder nach der Jahrtausendwende eingeführt. Ihr Motor stammte nicht aus der ursprünglichen V7 Sport, der Le Mans Serie oder von den großvolumigen V2 Motoren, sondern von den kleinen V50 und V35 Modellen von 1977. Sie unterschieden sich von den anderen Modellen nicht nur im Hubraum, sondern in der Form des Brennraumes, der statt im Zylinderkopf im Kolbenboden untergebracht war, der sogenannte Heron Brennraum. Diese Brennraumform bringt allerdings neben Kompaktheit auch einige Nachteile mit sich, die mit den neuen Motoren der V7 III Baureihe ausgemerzt wurden. Ob man sich damit in Zukunft wieder der Leistung der V7 Sport von 1971 nähern wird und ob dieser Rahmen dafür die notwendigen Reserven hätte, um das ohne zu großem Aufwand zu bewerkstelligen, das wird die Zukunft zeigen. Man darf gespannt sein. Für die Retro Welle, die grade modern wird, braucht Moto Guzzi jedenfalls nichts neu erfinden. Die haben noch nie was anderes gebaut. Eine Moto Guzzi ist nicht Retro, die ist Original. “Made in Mandello del Lario” steht stolz am Drehzahlmesser. Seit 1921 werden sie dort gebaut. Einer der Gründe, und ein nicht unbedeutender, wieso ich sie schlussendlich gekauft hab.

Die heutige Tour, kurven- und genussreich wie sie vom Anfang bis zum Ende war, endete mit der Abfahrt von Maria Taferl und einem wunderschönen Ausblick auf die Donau. Nach weiteren 60km, mit einem breiten Grinsen im Gesicht gefahren entlang von Wiesen und Feldern stand die kleine Guzzi wieder neben ihren dicken Geschwistern in der Garage. Rund 140km waren dazu gekommen. Insgesamt stehen jetzt 520km am Tacho. Wie ich zu Moto Guzzi kam, erzähl ich in einer anderen Geschichte, und wie sie sich verhält, was sie kann, in einer noch ganz anderen, wenn ich es weiß und sie besser kenne. Nur soviel im Voraus. Ich kam zu Moto Guzzi zwar nicht grade so wie die Jungfrau zum Kinde, aber eigentlich wollte ich eine Suzuki kaufen. Und wer jetzt meint, sowas wie ein Déjà-vu zu erleben, dem kann ich nur sagen: Ging mir genau so.

Einen schönen Tag noch……………..

 

Wer sich gerne einmal eine Moto Guzzi V7 Racer in Action anschauen möchte, dem kann ich DIESES schön gemachte Filmchen empfehlen, das entlang des Pacific Coast Highway 1 in Kalifornien gedreht wurde. Der Fahrer ist Jamie Robinson, der jetzt solche Sachen macht, falls ihn jemand kennen sollte. Es handelt sich zwar um das Vorgänger Modell V7 II Racer, aber hübsch anzuschauen ist es allemal. Optisch sind die Unterschiede ja nicht so groß.

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