Benzins Motorradseiten Erlebnisse mit dem Motorrad

20. Juni 2023

2023. 06. 20. Ybbstaler Alpen/Hochstadl 1919m aus Dürradmer

Aufstehen um 3 Uhr, Abfahrt um 3:30 Uhr über Gaming, Grubberg, Zellerain und Gußwerk in Richtung Dürradmer. Irgendwo nach Greith fällt mir auf, daß ich das Schild nach Dürradmer nicht gesehen hab. Gleichzeitig fällt mir ein, daß ich dieses Schild, daß ich sonst immer gesehen hab, wenn ich die Hochschwab Bundesstraße befahren hatte, schon lange nicht mehr sah. “Warum wurde das Schild weggeräumt?” frug ich mich und gleichzeitig war ich mir sicher, daß es die kleine, ehemalige Holzfällersiedlung Dürradmer sicher noch gibt. Oder wohnt dort inzwischen gar niemand mehr? Ich blieb stehen, startete Google Maps und gab “Dürradmer” als Ziel ein. “Fahrzeit sieben Minuten” sagt das Navi und weil wir schon ein schönes Stück hinter Greith sind, weist mir das Navi den Weg über Rotmoos. Das war der Anfang vom Irrtum, der uns am Beginn der Tour noch etwas Kopfzerbrechen machen sollte.

Ich war schon einmal am Hochstadl. Am 28. Oktober 2000 bin ich dem höchsten Berg der Ybbstaler Alpen auf’s Dach gestiegen. Ich hab diese Tour sowohl als sehr schön wie auch als recht anstrengend in Erinnerung. Sicher, der Gipfel des Hochstadl ist sowohl aus Rotmoos wie auch aus Dürradmer nur durch einen weiten Hatscher erreichbar. Und ja, es gäbe eine Möglichkeit, die Entfernung beträchtlich abzukürzen. Insgesamt um gut zehn Kilometer könnte man die Tour abkürzen. Wenn man sich beim Gasthaus in Greith eine Bewilligung der Bundesforste löst, kann man auf der Forststraße bis zum zweiten Schranken hinauf fahren, was die Strecke jeweils um rund fünf Kilometer verkürzt. Das hatten wir aber weder heute vor noch hatte ich das damals, vor über zwanzig Jahren vor. Damals startete ich die Tour aus Rotmoos und hab mich gleich nach dem Steig zur ersten Forststraße, verschlafen, wie ich war, verhaut. Ich bin, statt einmal bei einer Markierung rechts abzubiegen, den ganzen Umweg um den Hasenkogel und den Tannberg herum gegangen und erst dann, nach einem nochmaligen Irrtum, traf ich endlich auf den markierten Aufstiegsweg. Beim Abstieg ist mir der nächste Lapsus passiert und ich bin statt zurück nach Rotmoos über die Kräuterinhütte nach Dürradmer runter gegangen. Nachdem ich dann doch Rotmoos erreicht hatte, war ich recht froh, wieder beim Auto zu sein. Daß es über zwanzig Jahre später am selben Berg wieder etwas wirr zugehen sollte, hätte ich mir allerdings nicht vorstellen können.

karte_001_03
Karte zur Tour. Bei der Streckenführung um den Umundumkogel herum bin ich mir inzwischen sicher, daß wir die Variante in Lila genommen haben, also im Uhrzeigersinn herum.

Track_mapy.cz_1
Tour (Rekonstruktion mit Komoot) auf mapy.cz

20230620_041630
4:16 Uhr beim Parkplatz am Grubberg in der ersten Kehre, Blick nach Norden. Obwohl es eigentlich ohne Sommerzeit erst viertel nach drei ist, ist es schon recht hell.

20230620_052916
Das südliche Ende von Dürradmer, einer kleinen, abgelegenen Siedlung (ehemalige Holzfällersiedlung) in der nördlichen Steiermark, Gemeinde Mariazell, Bezirk Bruck-Mürzzuschlag. Die Häuser schauen alle durch die Bank sehr gepflegt aus und die Ortschaft macht keineswegs einen verlassenen Eindruck. Aber warum hat man dann den Wegweiser von der Hauptstraße entfernt? Na gut, wir haben es ja hierher geschafft.

20230620_052928
Genau hier am Rand dieses Weilers hab ich mich auf eine Abstellfläche gestellt, wo kein Parkverbot ausgeschildert war und wir haben uns abmarschbereit gemacht. Um 5:29 Uhr sind wir los marschiert, genau in die Richtung, aus der wir kamen und beim Abzweig am rechten Ast. Wir waren am Weg zu Nappenbachklause und Kräuterinhütte (dachte ich wenigstens).

20230620_054854

20230620_055014
Schon in aller Früh erfreuten uns wunderschöne Blumen.

20230620_060452
Die Schotterstraße ist angenehm zu gehen, wir kommen gut voran.

20230620_060828
6:08 Uhr. Wunderschöner Ausblick, aber hier werde ich erstmals stutzig. Wie kann es sein, daß wir am Weg von Dürradmer zur Nappenbachklause so einen schönen Ausblick zum Hochschwab und zum Hochtürnach haben, der sich rechts langsam ins Bild drängt? Das würde ja heißen, daß unter uns Rotmoos liegt. Aber Rotmoos liegt genau SÜDLICH von Dürradmer, während sich die Nappenbachklause WESTLICH befindet! Wir gehen allerdings unbeirrt weiter. Was sollten wir den sonst tun? Alle Wege führen irgendwann und irgendwie nach Rom.

20230620_064731
6:47 Uhr. Wir kommen zu einer Weggabelung, die ich auf meiner Karte (wo ich zu sein glaube) nicht finden kann. Wir sind seit über einer Stunde unterwegs und müssten uns langsam der Nappenbachklause nähern. Diese Weggabelung hat irgendwie keinen Sinn. Wir entscheiden uns nach Bauchbefühl für den rechten Ast, weil links etwa 200m vor uns eine Seilwinde steht und noch weiter hinten ist ein Sendemast zu erkennen, den ich (im Moment meiner Konfusion) nirgends zuordnen kann. Gleich nach dieser Weggabelung zwei weitere, die nach links führen. Wir wählen die, die älter ausschaut. Nach wenigen hundert Metern mündet diese Straße in wilden Spuren großer Arbeitsmaschinen, ein Mugel ist vollkommen kahl geschlagen und wilde Spuren schweren Gerätes überziehen die Hänge. Da wir keine Ahnung haben, wo wir sind und ohne Gipfel nicht heimkommen wollen, besteigen wir diesen Mugel und feiern einen Gipfelerfolg zweifelhafter Natur.

20230620_064744
Waldorf & Statler am Umundumkogel 1119m (wie sich später herausstellt). Wir gehen anschließend am Aufstiegsweg zurück zur Weggabelung und nehmen die nächstbeste Variante, die uns im Uhrzeigersinn um diesen Kogel herum führt.

20230620_064853
Vor uns der Hochtürnach ist ein Anhaltspunkt.

20230620_064922
Ungefähr der höchste Punkt des Umundumkogel. Ich hab hinter mir runter geschaut und mir eingebildet, da unten eine Straße zu erkennen, hatte aber keine Ahnung, um welche es sich handelt.

20230620_070615
Beim Umrunden dieses Kogel kamen wir dann an diese Stelle, und Sonja sagt “Schau einmal, da sind wir doch vorhin oben gesessen!” Jetzt war klar, was das ist.

20230620_070836
Auf den Karten hört die Straße, die im Uhrzeigersinn um den Umundumkogel führt, irgendwo im steilen Wald auf, in der Realität findet man dann diese alte Straße, die langsam von der Natur zurück geholt wird, aber noch immer recht gut begehbar ist.

20230620_070927
Wie ein Krake sitzt diese Wurzel am Fels.

20230620_071406
7:14 Uhr. Hochstadl steht da drauf. Wir sind wieder am richtigen Weg!

20230620_071828

20230620_072332
Diese Querung gehört zum Aufstiegsweg aus Rotmoos.

20230620_073001
7:29 Uhr. Wir erreichen eine Forststraße mit einem Wegweiser.

20230620_072953
Jetzt haben wir es amtlich, der Herr Benzin ist ein Depp. Oder der Hochstadl hat írgendwie was gegen mich. Keine Ahnung. Aber im Ernst, er hat mir nichts getan. Im Gegenteil. Meine Verirrungen hier sind immer, im Nachhinein betrachtet, positiver Natur und ich hab Dinge, Gegenden kennengelernt, die ich ohne diese Verhatscher (die in meinem Leben an und für sich sehr selten sind) nicht erlebt hätte.

20230620_081933
Einmal sind wir ja noch ins Fettnäpfchen gestiegen. Links war ein markierter Abzweig in ein grasiges Tal hinein und aufwärts. Die Markierungen waren allerdings (so hatten wir den Eindruck) durchgestrichen. Auf der Straße stand ein Schild “Hochstadl” und wir blieben auf der Forststraße, die uns nach Norden in Richtung Jagdhauskogel umgeleitet hat. Dort wieder eine Wegteilung, bei der mir die Galle hoch kam. Fast wären wir zur Mitterberghütte gegangen. Aber nur fast. Nach dreihundert Meter Abstieg (Entfernung, nicht Höhenmeter) blieb ich stehen. “Da stimmt was nicht! Wenn wir dieser Straße folgen, gehen wir nicht aufwärts, sondern abwärts!” Ich hab dann, unwillig, aber auf Sonjas Anraten, die Karte genommen und diese mit Hilfe des Kompass genordet. “Ja leck mich doch am Arsch! Der Hochstadl liegt genau hinter uns!” Also umgedreht, den nächsten Abzweig rechts und gut war es.

20230620_083217
8:32 Uhr. Da vorne ist ein gelbes Schild und ein Steig beginnt.

20230620_083237
Aha. Nach Rotmoos zwei Stunden und zum Gipfel auch zwei Stunden. Und seit drei Stunden sind wir schon unterwegs, mit allen Umwegen. Das kann ja noch heiter werden. Mit diesem Abzweig hat sich allerdings die Natur der Wanderung komplett geändert. Ab hier wurde es wunderschön, mein Zorn verrauchte ganz schnell und alles war wieder gut. Keine Forststraßen mehr, nur mehr schöne Steige und schöne Natur.

20230620_083428

20230620_083753_2

20230620_090956
9:09 Uhr. Wir sind an der Baumgrenze und unsere Umgebung wird fast märchenhaft.

20230620_092311
Hier rasten wir. Eddie bekommt etwas zu fressen und wir genießen die wunderschöne Natur.

20230620_093214
Ziemlich genau von der selben Stelle hab ich vor fast 23 Jahren ebenfalls fotografiert. Interessant, wie der Bewuchs in diesen Jahren noch deutlich dichter wurde.

20230620_094126
9:41 Uhr. Der erste Blick zum Gipfel (links hinten). Schaut noch weit aus, die Erfahrung sagt aber, das ist nicht mehr so weit.

20230620_094527
9:45 Uhr. Blick zurück

20230620_095015
Die steilen, verwachsenen Hänge des Tannstein 1814m (östlich des Hochstadl)

20230620_095322
Die nordöstlichen Abbrüche des Hochstadl

20230620_095518

20230620_095542

20230620_100018

20230620_100418

20230620_101036
Hinter uns links Fadenkamp 1804m und rechts Graskogel 1742m

20230620_101322
Wir sind am Nordgrat und schauen erstmals in Richtung Nordwesten zum Hochkar und …

20230620_101326
… zum Verbindungsgrat, der über den Tremelsattel bis zum Dürrenstein führt.

20230620_102200
Unsere Welt hier wird immer steiniger.

20230620_102214
Waldorf & Statler

20230620_103640

20230620_104018

20230620_104528_2

20230620_104203

20230620_104723

20230620_105032
10:50 Uhr. Gipfelkreuz in Sicht. Das steht allerdings nicht am höchsten Punkt.

20230620_105231

20230620_105256

20230620_105259
Wir gehen vorerst am Gipfelkreuz vorbei zum Gipfelbuch, das sich beim höchsten Punkt befindet.

20230620_105446
Da vorne ist der höchste Punkt.

20230620_110607
Hochstadl 1919m, der höchste Berg der Ybbstaler Alpen.

20230620_110247

20230620_105833
Grat Mitterkeil und Kleiner Hochstadl

20230620_105837
Riegerin, Ebenstein und die beiden Griessteine inmitten der Bergwelt des Hochschwabgebietes.

20230620_105842
Der Hochtürnach und dahinter der Hochschwab

20230620_105907
Hochkar und Grat zum Dürrenstein

20230620_105928
Blick zum Gipfelkreuz, das nördlich von uns steht.

20230620_111320

20230620_110615

20230620_110655

20230620_111511
Blick zu Salza und Hochschwab Bundesstraße B24 eintausenddreihundert Höhenmeter unter uns.

20230620_111528

20230620_112042
Gipfelkreuz am Hochstadl

20230620_112244
Waldorf & Statler

20230620_113814
Alles hat ein Ende und wir müssen wieder gehen. Ein langer Abstieg liegt vor uns. Zurück lassen wir zwei Wanderer, die ebenfalls aus Dürradmer zum Hochstadl stiegen. Es waren die einzigen Menschen, die wir heute getroffen haben.

20230620_114055

20230620_114433

20230620_115136

20230620_120423

20230620_120204
Blick über den Nordgrat. Und was sieht man da?

20230620_120206
Die Berge bei Hinterwildalpen und dahinter das Hochkar. Genau vor uns müsste der Gratanstieg sein, der von Hopfgarten über den Buchsattel zum Hochstadelplateau führt. Ich möchte mir das gerne einmal anschauen, weiß aber noch nicht, ob mir das nicht zu steil (oder zu gefährlich) ist. Der Weg ist markiert und nummeriert.

20230620_120215

20230620_122644
12:26 Uhr. Vor uns der Fadenkamp …

20230620_122558
… und hinter uns der Hochstadl sind wieder hoch über uns.

20230620_124609
12:46 Uhr. Unterm Fadenkamp

20230620_125224

20230620_125922
Die Südostwände des Fadenkamp

20230620_125255

20230620_125507

20230620_130148
13 Uhr. Der Fadenkamp verschwindet hinter uns in der Ferne.

20230620_130202

20230620_130927
Kräuterinhütte auf 1394m

20230620_132539
Ab jetzt geht’s meist (98%) auf einer groben, harten Schotterstraße abwärts. Noch 600 Höhenmeter bis zum Ausgangspunkt. Auf dieser Straße ist es teilweise (vor allem für Eddie) unangenehm heiß.

20230620_132808

20230620_134520
13:45 Uhr. Rast im Schatten eines Bildbaum.

20230620_140847
Da vorne ist eine Gedenkstätte.

20230620_140936
Zur Erinnerung an die “Große obersteirische Windwurfkatastrophe 1966/67
2.000 Hektar Wald wurden verwüstet, rund 1.500.000 Festmeter Sturmholz lag am Boden und über 1.000 Arbeitnehmer der Österreichischen Bundesforste waren in der Aufarbeitung, im Straßenbau und in der Wiederaufforstung eingesetzt. Eine großartige Gemeinschaftsleistung, für die öffentlich Dank und Anerkennung gebührt.

Damals hat ein Sturm, wie Stürme das halt seit ewigen Zeiten so tun, einen riesigen Schaden angerichtet. Und was haben die Menschen damals, Mitte der sechziger Jahre gemacht? Haben sie sich hingesetzt und gegen (oder für) das Klima gestreikt? Wollten sie Treibstoff, Energie und Lebensmittel unleistbar verteuern? Wollten sie den Menschen die Freiheit und alles nehmen, was ihnen etwas Wert war im Namen der heiligen Klimakirche? NEIN! Sie haben angepackt und mit vereinten Kräften unter Aufbietung all ihres Wissen und Könnens die Schäden beseitigt, wie rechtschaffene Menschen das früher nach Katastrophen getan haben. Ich bin mir nicht mehr so sicher, ob das heute noch einfach so möglich wäre, ohne daß die Klima-Nazi davon profitieren wollen und im Namen ihrer Geistesstörung das Volk drangsalieren. Was werden diese Idioten wohl in dreißig oder vierzig Jahren nach einer Naturkatastrophe fordern? Daß “Klimaleugner” am Altar der Klimakirche als Menschenopfer dargebracht werden, um die Götter zu besänftigen? Schicken wir diese Idioten in die Wüste, wo sie hin gehören!

20230620_141744
14:17 Uhr. Jetzt haben wir nicht mehr all zu weit.

20230620_142131

20230620_144327
14:43 Uhr. Dürradmer in Sicht.

20230620_144835

20230620_144839
14:48 Uhr. Ein paar Meter noch, dann ist die Tour nach nicht ganz neuneinhalb Stunden und sicher über 20 Kilometer zu ENDE. Trotz aller “Komischheiten”, die sich zugetragen haben, waren es wieder einmal wunderschöne Stunden in der Natur.

Keine Kommentare »

No comments yet.

RSS feed for comments on this post. TrackBack URL

Leave a comment

Powered by WordPress