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30. Mai 2021

2021. 05. 30. Bodenwies 1540m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:14

“Die Bodenwies ist der höchste Berg des Dürrensteigkamm, des östlichsten Teil der Oberösterreichischen Voralpen”, kann man auf Wikipedia lesen. Ferner ist die Bodenwies ein herrlicher Aussichts- und Blumenberg. Das kann man auch in jedem Wanderführer nachlesen. Ich war am 5. Juli 2001 zum ersten (und bisher einzigen) Mal auf der Bodenwies, meine Erinnerungen sind deshalb sehr blass. Ich hatte aber in meinem Tourenbuch die wunderbare Aussicht vermerkt, die mich sehr beeindruckt haben muß. Na, und weil ich die verblasste Erinnerung an diese tolle Aussicht gerne auffrischen wollte, hatte ich die Bodenwies für eine der nächsten Wanderungen am Plan. Am 12. April war sie ja schon einmal vorgesehen. Sonja wollte gerne auf die Bodenwies, weil sie halt noch nie oben war. Ich war mit Eddie nachschauen gefahren, wie die Verhältnisse auf der Viehtaleralm wohl wären? Es war ja einerseits grade sowas wie Schneeschmelze, wie sich das im April halt gehört. Andererseits hatte es auf den Bergen wieder geschneit, wie man an der weißen Pracht überall sehen konnte.

Die Straße war von Kleinreifling bis zur Alm schneefrei oder geräumt, am Parkplatz konnte man jedoch mit den Ski direkt vom Berg bis zum Auto fahren. Eddie ist im weichen Schnee gleich bis zum Bauch eingesunken. Ergo uninteressant für eine Wanderung ohne Schneeschuhe. Wir haben dann beschlossen, mit den Motorrädern eine Runde zu gefahren, statt im weichen Schnee zu versinken. War auch recht schön. Na ja, jetzt haben wir Ende Mai, aber auf den Bergen liegt noch immer bis etwa 1700m Schnee. Die Bodenwies ist mit ihren 1540m allerdings schneefrei, und so sind wir dann halt am 30. Mai um dreiviertel fünf Uhr früh mit dem Auto gen Süden aufgebrochen.

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Abmarsch um 5:37 Uhr. Eigentlich braucht man für die Bodenwies keine Karte. Es genügt, wenn man sich den geplanten Weg sehr genau auf der Karte angeschaut hat, der Rest ist dann vor Ort sehr gut beschildert. Schaden tut es allerdings nicht, wenn man eine mit hat, weil man sich unter Umständen den einen oder anderen Umweg erspart. Es sind halt, abgesehen vom Auf- und Abstieg am Grat, relativ viele Forststraßen zu gehen, und da wird man hier bei der Bodenwies gerne mittels der Schilder zu Almen umgeleitet. Die liegen, wie die Schüttbauernalm, nicht unbedingt am direkten Weg. Wenn die Alm bewirtschaftet ist, kein Problem. Kauft man sich halte eine kleine Jause und rastet. Wenn die allerdings, wie heute, nicht bewirtschaftet sind, kann man sich den Umweg getrost sparen, und dann ist eine Karte hilfreich.

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Man folgt am Anfang einem Kuhsteig (der bei nässe unglaublich dreckig ist, wie sich später zeigen sollte) rechts neben der Wiese rauf zu einer Forststraße und folgt dieser, schön beschildert, bis zum nördlichen Einstieg zum Gratweg, der direkt zum Gipfel der Bodenwies führt. Auf den Forststraßen gibt es nur selten eine nennenswerte Aussicht, aber das muß man halt in Kauf nehmen. Wie man hier sieht, waren am bewölkten Himmel blaue Flecken zu erkennen, die optimistisch stimmten. Das sollte sich jedoch sehr schnell ändern.

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Hier haben wir die Forststraßen schon verlassen und befinden uns am Weg über den Nordgrat zum Gipfel. Im unteren Bereich ist das noch eine Wanderung durch (sehr schönen) Wald, erst im oberen Bereich wird der Weg und die Aussicht geradezu spektakulär. Äh, ja. Bei diesem Wetter zumindest der Weg.

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Eddie ist wieder ganz in seinem Element.

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Bei der Abfahrt daheim im Raum Amstetten war das Wetter tadellos, aber je weiter wir nach Süden kamen, desto bewölkter wurde es. “Das wird schon. Bis wir oben sind, ist der Himmel blau” waren wir optimistisch. Wie man hier sieht, hatte der Kuhberg schon einen Hut auf und es wurde recht schnell schlimmer.

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Es war ungefähr hier, wo ich grade die Wegführung bewunderte, als es zu prasseln begann. Prasseln? Ja! Prasseln. Das prasseln enstand, als die kleinen Schneekugeln, wulgo Graupel genannt, von der Kleidung, von den Bäumen und vom Boden abprallten. Graupel! Und es wurde auch merklich kalt. Je höher wir stiegen, desto kälter wurde es und je wilder wurde das Prasseln der Graupelkugeln. Das Graupeln wurde so massiv, daß wir den Körperschutz intensivierten. GoreTex war angesagt. Die Hose auch anzuziehen, dazu war ich zu faul. Na ja, ein bissl naß ist ja kein großes Problem.

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Das war um 6:57 Uhr relativ weit oben. So lange das nur Graupel waren, war alles nicht so schlimm. Diese weißen Kugeln sind relativ trocken. Nicht einmal Eddie kümmerte sich besonders drum. Ab und zu einmal schütteln, und alles war wieder gut. Mit der Zeit wird man aber auch mit Graupel naß, daher lieber Schutzkleidung, wenn man sie schon mit hat.

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Mit den Graupeln und den sinkenden Temperaturen sank auch die Aussicht auf schönes Wetter und gute Sicht am Gipfel, nur eines sank nicht. Die Freude am Wandern. Die Freude, unterwegs zu sein, höher zu steigen, den Wind und das Wetter zu spüren, wurde, je seltsamer die Witterung wurde, immer größer und Wind, Kälte, Nässe und alles, was sich uns entgegen zu stellen begann, konnten den Frohsinn in uns nicht schmählern. Das war das etwas Seltsame an dieser Tour. Je widriger die Umstände wurden, desto fröhlicher, aber auch stiller wurden wir.

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In Gipfelnähe war es so kalt, daß mir die rechte Hand, in der ich hauptsächlich meinen Wanderstock führte, schon etwas schmerzte. Handschuhe hatte ich daheim gelassen, damit ihnen nichts passiert. Wir haben immerhin Ende Mai! Na ja, nach meiner langen Pause bin ich wohl wieder genau so blöd wie am Anfang meiner Wanderei. Auch da lerne ich durch Unannehmlichkeiten, was man mit nimmt und was nicht. Hier war es 7:27 Uhr, wir waren also knapp zwei Stunden unterwegs.

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Im oberen Bereich führt der Weg teilweise hart am Abgrund vorbei, von dem man allerdings meistens mehr ahnt, als sieht, weil der Nebel, der Dunst die Sicht versperrt. Dafür bieten sich zauberhafte (finde ich zumindest) Aus- bzw. Anblicke wie dieser hier. Man kann das romantisch, aber auch gespenstisch finden, ich finde das schön. Ganz unromantische Menschen meinen vielleicht, das ist nur trüb und sonst nix. Jeder sieht das anders.

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Wir stapfen dahin, folgen dem Weg, eine gelbe Tafel kommt in Sicht und ich frag mich, was da wohl wieder drauf steht? “Wahrscheinlich sowas wie 30 Min. bis zum Gipfel” denke ich mir und spüre genau in dem Moment, wie mich jemand am rechten Ärmel nimmt und herum zieht. Zehn Meter vor mir steht das Gipfelkreuz und Sonja bewundert meine blöden Gesichtsausdruck. Ich hatte mit allem gerechnet, aber nicht damit.

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Das Bild zeigt ziemlich alles über die Stimmung am Gipfel. Es war kalt, es war naß, es war windig, aber jeder hatte ein stilles Grinsen im Gesicht. Wir waren nur wenige Minuten am Gipfel, dann machten wir uns wieder auf den Weg. Für einen längeren Aufenthalt war es einfach zu unwirtlich. Der Südgrat sollte unser Abstiegsweg sein.

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Hier sieht man die weißen Kugeln noch am Weg herumliegen. Aber je weiter wir abstiegen, desto mehr ging das Graupeln in Regen über.

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Der Abstieg führt im Süden teilweise über ziemlich steiles (aber nie gefährliches) Gelände und immer wieder finden sich Zacken, die man unter anderen Umständen als schöne Aussichtspunkte nützen könnte. Heute sind es weniger Aussichtspunkte als Punkte, die in eine gespenstische Welt blicken lassen.

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Direkt beim Abstieg merkt man durch die Aufmerksamkeit und Konzentration die Steilheit des Geländes gar nicht so. Man ist hauptsächlich damit beschäftigt, ordentlich Tritt zu finden und nicht auszurutschen. Erst wenn man sich umdreht und zurück schaut, sieht man, wie steil es hinter einem hoch geht.

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Der Dunst wird etwas weniger, die Nässe bleibt. Teilweise regnet es ordentlich. Aber das kann uns nichts mehr anhaben. Jetzt, nach dem Gipfel, schon gar nicht mehr. Alles wurscht. Es macht einfach nur mehr Spaß.

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Hier stand an einer Stelle der Enzian (steht unter strengem Naturschutz) so dicht gedrängt, daß man ihn fast mähen könnte. Da fiel mir wieder das dämliche Lied ein, daß in meinen jungen Jahren in Bierzelten für Aufregung sorgte. Der Titel war “Heimat der Berge”. Es hatte nichts mit den ganzen Schnulzen zu tun, die man im Internet mit diesem Titel findet. Eine Textstelle lautete ungefähr: “Drob’n auf der Alm tuast beim Entzian blei-ben. Dann haste an Almrausch und dann gehst’e spei-ben”. Und irgendwo im Lied singe einer “A Automobü ist a Automobü, ma kann sagn was ma wü, s’bleibt a Automobü” und darauf sagt einer “Schon wieder dieser Dodel! Was der immer für einen Blödsinn drein singt!” Und darüber hat man dann gelacht. Wenn ich aus irgend einem Grund daran erinnert werden, lach ich sogar heute noch drüber. So a Bledsinn! Ps.: Ich hab’s gefunden und verlinkt. Das waren offenbar “Die drei Spitzbuben” aus den 70er Jahren.

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Hier könnte man in 20 Minuten die Schüttbauernalm erreichen. Aber wozu bei diesem Wetter?

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Kurz bevor man wieder zur Viehtaler-Alm absteigt, kommt man an diesem Lehrpfad vorbei, der viele Infos zum Leben auf der Alm vergangener Zeiten erzählt.

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Und als wir beim Kuhsteig, den wir vor ein paar Stunden aufsteigen, wieder runter gehen, scheint die Sonne und die Wolken verziehen sich. Es wird ganz ungewohnt warm.

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Hier kann man schön den Kuhpfad erkennen, der jetzt nach dem Regen sehr dreckig ist. Auch ein Rudel Wanderer begegnet uns hier. Etwas verwundert schauen die uns an, weil wir von oben bis unten naß und auch herrlich voll Dreck sind. Aber jeder von uns strahlt wie ein Hutschpferd.

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Rückblick den Kuhsteig aufwärts. Nach viereinhalb Stunden sind wir wieder am Ausgangspunkt zurück. Dreckig und naß, aber glücklich.

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Karte zur Tour

Einen schönen Tag noch…………..

24. Mai 2021

2021. 05. 24. Reit-Ahorn 1178m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 18:04

Seit mich wieder die Lust am Wandern gepackt hat, geh ich auch gerne wieder eine Strecke, einen Berg, den ich vor vielen Jahren schon einmal ging. Früher war das nicht so mein Ding. Ja, der eine oder andere Berg war immer wíeder gut für eine Wiederholung, weil man ja auch im Training bleiben will, um nicht die Kraft zu  verlieren. Meist war das die Gemeindealpe oder der Gamsstein, den ich mir schnell zur Brust nahm, wenn mir nichts neues einfallen wollte. Ansonsten lehnte ich es stickt ab, einen schon einmal begangenen Berg, noch dazu vielleicht auf einer schon einmal begangenen Strecke, ein zweites Mal zu besteigen. “Da stehen genug Mugeln in der Gegend herum, da muß es nicht immer der selbe sein” war meine Überlegung. Inzwischen sind aber viele Jahre vergangen und ich hab einiges vergessen. Na ja, nicht ganz. Ich hab ja mein altes Tourenbuch.

Also wie gesagt, die neu entdeckte Lust am Wandern. Und da ich ja mein ganzes Archiv an Karten noch hab, auch wenn die vielleicht nicht mehr dem neuestem Stand entsprechen, nehm ich mir immer wieder eine dieser Karten, meist eine 1.25 000 des Bundesamtes für Eich- und Vermessungswesen, und schau mir an, was es so an Bergln in der Gegend gibt, denen ich einen Besuch abstatten könnte. Wenn man keine Lust hat, weiter weg zu fahren, ist die Gegend um Gaming herum ein recht ergiebiger Raum für Wanderungen. Ja, und so saß ich vor der ÖK 25 V Nr.:72 Mariazell, schaute mir das an und dachte nach.

Dazu muß ich jetzt sagen, daß mir diese Karten vom Eich- und Vermessungsamt im Maßstab 1.25 000 – ich weiß gar nicht, ob es von denen überhaupt neue Auflagen gibt – deshalb am liebsten sind, weil mir die Art der grafischen Darstellung dieser Karten beim bloßen Anblick ein reales Gefühl, eine reale Vorstellung von dem Gelände geben, in dem ich mich dann bewegen werde. Es sind ja im Prinzip die selben Karten, die auch das Militär verwendet, ohne Netzteiler halt, und genau mit diesen Militärkarten hab ich recht gut umgehen gelernt. Diese Karten, hinunter bis zu den Maßstäben, die bei Orientierungsläufen verwendet wurden (noch werden?), also super genaue, in denen sprichwörtlich Schlaglöcher eingezeichnet sind, waren mir durch und durch vertraut, weil davon im Ernstfall mein Leben und das meiner Kollegen abhängig gewesen wäre. Und weil ich diese Art von Karten dermaßen verinnerlicht hatte, sind die mir bis zum heutigen Tag die allerliebsten. Und der Umstand, daß sie nicht auf den neusten Stand der Eintragungen sind, stört in den meisten Fällen beim Wandern nicht. Der Berg, das Gelände, ist nach wie vor das selbe, und ob da eine Forststraße mehr oder wenige in der Realitämehr t oder auf der Karte existieren, spielt nicht wirklich die große Rolle. Egal, ob ich Online-Karten oder gedruckte Karten verwende, die stimmen auf bei neuestem Fertigungsdatum praktisch nie genau mit der Realität überein. Da gibt es Forststraßen entweder nur in der Realität oder nur auf der Karte, Steige sind eingezeichnet, fehlen aber, oder sie sind da, aber nicht eingezeichnet, oder, was auch schon passiert ist, ganz Geländeformationen stimmen mit der Realität nicht überein. Da brauchts dann ein wenig Improvisation, Phantasie und das Quäntchen Glück des Tüchtigen, und schon ist man am Ziel. Und mit jedem Irrtum lernt man etwas dazu.

Zurück zum Brüten über der Karte. Ich sitz so da und schau mir die Karte vom Raum Gaming an. Da gibt es haufenweise Mugel über oder unter 1000m Höhe, die entweder über Forststraßen, Jagdsteige oder durch die Wildnis besteigbar sind und manche Juwele wie alte, verfallene Holzriese, die einen in die Vergangenheit zurückführen und träumen lassen. Öfters bin ich früher einfach auf Entdeckungsreise gegangen, und die Ötscher Bibel von Werner Tippelt war oft ein guter Ratgeber. Und wie ich da sitze und brüte, seh ich das “Reit-Ahorn 1178m” mit Farbmarker unterlegt. “Hmmm”, denke ich, “war ich da schon einmal? Oder hatte ich das nur geplant, und es ist dann nix geworden?” Ich schau mir das immer und immer wieder an, den Weg zum Schleierfall, zur Polzbergkapelle, Wegkreuz und Bildbaum und mir kommt das alles immer bekannter und bekannter vor. Grad so, als wäre ich da schon einmal in der Realität und nicht nur mit dem Finger auf der Karte gewesen. Und wie der Punkt erreicht ist, wo ich Realität und Vorstellung nicht mehr wirklich auseinander halten kann, erinnere ich mich ans alte Tourenbuch und schlag nach. Und da ich keine Ahnung hab, wann ich dort gewesen sein könnte, blättere ich von der ersten Seite an bis nach immer weiter hinten durch das Buch und finde einen Haufen Erlebnisse, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte. Und so ungefähr in der Mitte des Buches, das eigentlich ein dickes, kariertes Kassenbuch ist, finde ich den Eintrag.

Donnerstag, 27. November 2003 – Reit-Ahorn 1178m Stierhaltkogel 1255m steht dort. Und dann steht dort noch, daß ich um 9:30 Uhr abmarschiert bin, um 11:30 Uhr den Gipfel des Reit-Ahorn erreichte und dann, mitsamt Rückmarsch über Stierhaltkogel, Bärengraben und Schneegrübl um 13:30 Uhr wieder beim Parkplatz zurück war. Inklusive Rastpausen, die ich ebenfalls, wie den gesamten Marsch, dokumentiert hatte. Gottlob. So blieben viele Erlebnisse erhalten, die ansonsten verloren wären. Und als ich so über Karte und Tourenbuch gebeugt saß und die Erinnerungen wieder erwachten, fasste ich den Entschluß, demnächst wieder zum Reit-Ahorn aufzubrechen. Diesmal mit meinem zotteligen Kumpel Eddie als Begleiter. Nur wann wusste ich  noch nicht.

Montag, 24. Mai 2021, Um 8:54 Uhr nach der Digitalen Aufzeichnung meiner Kamera (inkl. Telefon und sonstigem Krempel) standen Eddie und ich am Anfang der Forststraße Richtung Schleierfall und waren zu neuen Taten bereit. Temperatur erfrischende 12°C, geschlossene Wolkendecke, die Möglichkeit für Regen schätzte ich hoch ein. Wir gingen trotzdem. Sind ja keine Weicheier.

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Der Platz, an dem wir abmarschierten, wo sich diese Wegtafeln befinden, heißt Polzbergmühle. Warum, das weiß ich nicht. Mühle steht hier, meines bescheidenen Wissens zumindest jetzt keine mehr. Ich mag mich irren und die ist irgendwo im Gebüsch versteckt.

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Es dauert nicht lange, dann zweigt man links auf einen schmaleren Pfad ab, der mit einigen größeren Felsbrocken verlegt ist. Vorbei am Abzweig zum Schleierfall geht’s hoch zu einer Wegquerung, nach der sich der alte, immer mehr verfallende Weg zu einem wunderschönen, romantischen Pfad verengt.

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Jetzt beginnen sich langsam Körper und Seele aufzuwärmen. Atmung und Schritt stimmen sich zu einem passenden Rhythmus ab, der Kopf beginnt den Alltag zu vergessen, schaltet ab und alles konzentriert sich nur mehr auf den Moment, auf’s Sein im Augenblick. Je höher wir steigen, desto stiller wird es. Still im Sinne von, den Lärm des Alltages hinter sich lassend. Geräusche gibt es noch genug, aber die sind natürlichen Ursprunges. Das Rauchen des Waldes, das Pfeifen des Windes, das Knacken des Holzes und das Rauschen des Wassers. Besonders letzteres begleitet un ein schönes Stück des Weges, denn der Fallbach, der den 20m hohen Schleierfall bildet, veranstaltet ein ganz schönes akustisches Spektakel.

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Und dann sind wir plötzlich hoch genug, um einen Ausblick auf die Umgebung zu erhaschen und sehen genau gegenüber den Dreieckberg mit seinem Sender auf 876m Höhe, der uns jetzt eine Einschätzung unserer eigenen Höhe erlaubt. Genau brauch ich es nicht wissen. Hauptsache ich weiß, es geht voran.

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Wir sind gleich drauf auch schon wieder im Wald und steigen höher, aber ober uns wird es lichter und lichter. Weit kann es bis zur Polzberg-Kapelle nicht mehr sein, wissen wir und sind frohen Mutes. Eddie sowieso. Der fühlt sich schon seit dem Abmarsch wie im Paradies.

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Da haben wir sie erreicht, die Polzberg-Kapelle. Unsere zweite markante Wegmarke nach dem Abzweig zum Schleierfall.

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Hier kann man auch erstmals auf zumindest zwei Seiten runter schauen. Oben Blick nach Norden und unten gen Süden, immer entlang der Starkstromleitung, die sich hervorragend als Orientierungshilfe eignet.

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Hier folgen wir einem geschottertem Fahrweg, der einige Wirtschaftsgebäude mit der Zivilisation verbindet.

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Der nächste Orientierungspunkt auf der Karte ist erreicht. Diese hübsche Marterl erregt unsere Aufmerksamkeit. Auf halben Weg zwischen dieser Wegmarkierung und dem nächsten Wegkreuz lassen wir eine Abzweig links liegen und gehen grade weiter. Dieser Abzweig soll später beim Rückweg noch eine Rolle spielen.

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Wir treffen erstmals wieder auf Anzeichen von Zivilisation, dann geht es der Hochspannungsleitung folgend weiter am Fernwanderweg, der Gaming mit Lackenhof verbindet. Nach einer Kehre verlassen wir diesen befestigten Weg und wandern wieder durch den Wald, Dachsbach entgegen.

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”Wie alt bist du?” hätte ich diesen Baum gerne gefragt und “Erzähl einmal, was du schon alles erlebt hast!”

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Ein paar Hütten, ein paar Kühe auf der Weide, grünes Gras und dunkle Wälder, so wandern wir immer weiter, unserem Ziel entgegen.

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”Links oder Rechts, mein Freund?” frag ich meinen Hund. Wir entscheiden uns für den linken Weg und tun gut daran.

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Die nächsten Wegmarken sind erreicht. Hier das Wegkreuz…………

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………..und hier der Bildbaum, mit schönem Ausblick auf den Ötscher.

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Ja, das ist wirklich ein Bildbaum. Sogar mit eigenem Dach.

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Hier ist ein Punkt der Entscheidung. Entweder man wählt den nächsten, weiter vorne sichtbaren Weg links abzweigend nach oben, oder man steigt weiter ins Tal ab zu den Höfen Dachsbach und Reitbauer, um dort den Weg nach oben zu wählen. Wir, also ich, entscheide mich für den sofortigen Aufstieg dort vorne beim Abzweig links.

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Wunderschöner Ausblick über Dachsbach, Reitbauer und Freudental hinweg zum Großen und Kleinen Ötscher. Auch die ersten Vorboten von Ungemach kündigen sich an. Es wird duster. Aber frohen Mutes steigen wir hoch. Ab jetzt haben wir das Reit-Ahorn in Sicht, und das tut gut.

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Rechts vom Ötscher sehen wir die Scheiben des Scheiblingstein zu uns herüber schauen. Das ist ein Anblick, wie man ihn nur von hier und von der Grubbergstraße zum Zellerain bewundern kann.

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Wir steigen höher und höher…………

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…..und erleben einen wunderbaren Ausblick auf den Scheiglingstein mit seiner Scheibe, den Kamm bis zum schneebedeckten Dürrenstein und rechts der Hetzkogel. Genau im Kessel unter diesen Bergen liegt der Lunzer See.

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Wir wählen dann einen Abzweig nach rechts, der nur am Anfang wie ein Weg ausschaut. Weiter hinten schaut das dann eher so aus, als hätte sich einer dieser riesigen Holzerntemaschinen seinen Weg durch den ehemaligen Wald gebahnt. Nicht faul, wähle ich einen dieser Harvester-Spuren waagrecht zum Hang, folge dem bis zum verwachsenen Ende und wühle mich dann mit Eddie am Arm noch ein paar Meter durch das Dickicht, um am anderen Ende genau in dieser Kehre zu stoßen, deren Weg mich direkt zum Ziel bringt. Nur einmal müssen wir oben noch rechts abzweigen, dann stehen wir am Kamm des Berges, den wir besteigen wollten.

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Eine kurze Rast, ein wenig stärken, denn schönen Ausblick genießen, dann geht es weiter zum Ziel.

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Damals, vor mehr als 17 Jahren, gab es diese Spuren noch nicht. Das war alles naturbelassen und ich fragte mich, wo den verdammt noch einmal das Gipfelkreuz sein könne, das in der Karte eingezeichnet ist. Ich folgte, wie heute, diesem Kamm, schaute mich um………..

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……und suchte, aber auch hier am augenscheinlich höchsten Punkt dieses Mugel konnte ich nichts erkennen. Dieses Kreuz, das hier zu sehen ist, stand damals noch nicht. Eine Gravur sagt, daß dieses Kreuz im Jahre des Herrn 2020 aufgestellt wurde. Aber wo war mein altes Kreuz?

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Wie damals schaute ich mich um und wie damals sah ich es im hintersten Winkel stehen. Es ist Montag, der 24. Mai 2021, 11:40 Uhr. Ich alter Depp hab fast Tränen in den Augen. Nein, es ist nicht das Kreuz als Symbol des Christentums, daß mich so berührt. Ich bin christlich erzogen, im Sinne des Christentums von der Schule erzogen, so gut die das vermochte, aber ich hab weder mit dem Christentum noch mit einem anderen Glauben etwas zu tun. Zu keiner Zeit meines Lebens, auch nicht als Kind, glaubte ich an einen Gott. Es gibt keinen Gott. Nicht Gott hat die Menschen erschaffen. Der Mensch hat die Götter, hat Gott erschaffen. Was mich überwältigte war die Erinnerung. Am Donnerstag, dem 27. November 2003 um 11:30 Uhr stand ich hier zum ersten und bis heute auch zum letzten Mal vor diesem Kreuz. Siebzehneinhalb Jahre. Das ist eine ganze Weile her.

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Das neue Kreuz und davor der Ötscher. Aber es ist keine Zeit mehr für Sentimentalitäten, es wird duster und wir müssen weiter zum Stierhaltkogel. Den Weg müssen wir erst suchen, weil erinnern kann ich mich nicht mehr.

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An einer Jagdhütte (oder Almhütte?) gehen wir vorbei, um entlang des Kammes zum Stierhaltkogel zu gelangen. Vorausgesetzt, der Wettergott hat mit uns ein Einsehen.

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Wir gehen zum Kamm und dann, so weit es möglich ist, am Abbruch entlang zu einem Aufschwung, den wir hurtig erklimmen, um dann weiter entlang der Abbruchkante zu steigen. Die Bedingungen werden unwirtlicher. Das Gelände ist immer stärker verwachsen, es liegen Bäume und Gestrüpp herum, Zeugs, das für Eddie wesentlich mehr Problem ist als für mich. Wir schlängeln uns zwischen den Bäumen und den Ästen hindurch und der Wind wird immer stärker. Es rauscht im Wald und der Wind erhebt sich langsam, aber sicher zum Sturm. Wusch————Wusch————-Wusch, fegt der Wind in starken Böen durch den Wald und kleinere Äste fliegen durch die Luft. Wusch…………..Wusch…………….
Ich bleib stehen und schau mir das Gelände, dann die Karte an. Wir müssen jetzt zirka in dem Gelände sein, daß sich auf der Karte oberhalb des Wortes “Frauenhöhle” befindet. Links ein sehr steiler Abbruch, rechts eine sanfte Senke, dazwischen Bäume und Gestrüpp. Ein Stein mit einer Markierung. 176 steht mir schwarzer Farbe drauf. Keine Ahnung, was das bedeutet. Vielleicht, daß uns die Götter 176 Plagen schicken, wenn wir hier weiter in ihr Reich vordringen? Aber ich glaub nicht an diese Götter und wir gehen weiter.

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Wir folgen der Abbruchkante und einer schwarzen Markierung auf den Bäumen, deren Bedeutung wir nicht kennen. Es ist hier durch den Wildwuchs unangenehm zu gehen. Die sturmartigen Böen tun das ihre dazu. Dann der Umschwung. Nicht mehr nur Wusch………Wusch………..sondern uns haut es urplötzlich den Regen waagrecht um die Ohren. Das Szenario hat sich innerhalb weniger Meter dramatisch verändert. Ich hab eine GoreTex Jacke im Rucksack, aber keine Hose dazu. Also nur Jeans, die in kürzester Zeit pitschnaß wären. Und dann ist da noch Eddie. Bisher hatten ihm die Sturmböen nichts anhaben können. Er, klein und geduckt in Bodennähe, war bisher am besten geschützt. Das ist für mich wichtig. Eddie darf nichts passieren, kann sein was will. Jetzt, im starken Wind, den Böen, dem starken Regen, hatten sich die Bedingungen zuungunsten von uns geändert und ich drehte sofort um. “Weg hier!” sagte ich zu Eddie und musste nicht einmal an der Leine ziehen. Wir stolperten durch’s Dickicht, durch’s Gebüsch, überstiegen die Baumstämme, die herumliegenden Äste, Eddie an der langen Leine wusste, was er zu tun hat. 50  Meter nach unserem Fluchtpunkt hörte schlagartig der Regen auf. Ich drehte mich um und schaute fassungslos in die Gegenrichtung. Wir standen im Trockenen, vor uns der starke Regen. Aber weiter, zurück. Und als wir endlich wieder die Steilstufe erreichten und zur Hälfte abgestiegen waren, standen wir nicht nur im trockenen, sondern es war auch komplett windstill.

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Hier diese Steilstufe. Oberhalb herrschte ein komplett anderes Wetter als hier herunten. Ich setzte mich hier in die Wiese, schaute über die Alm zum Reit-Ahorn und lachte. “Das glaubt dir keiner, was da oben los ist!” dachte ich. Na ja, war ja auch egal, ob uns das jemand glaubt oder nicht. Sowas ähnliches hatte ich einmal beim Aufstieg zur Riegerin kurz unterhalb der Jagdhütte erlebt. Wäre ich damals weiter gegangen, hätte mich oben ein schweres Gewitter erwischt. Ich hab aber umgedreht und stand dann eben zwei Wochen später bei Kaiserwetter am Gipfel.

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Jetzt hatten wir auch wieder Zeit, uns die Gegend genauer anzusehen und so sahen wir diesen Hochstand mit doppelter Leiter, dessen Besteigung verboten war. Wozu steht der dann hier?

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Hier kann man sich vielleicht ein wenig vorstellen, was vor uns und was hinter uns los war. Das vor uns schaute nicht so schlimm aus, und so ließen wir es beim Abstieg auch gemütlich angehen. Hinter uns war’s nur mehr schwarz.

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Nachdem wir den Stierhaltkogel ja nicht erreicht hatten, konnten wir natürlich auch nicht in den Bärengraben absteigen. Also zurück auf gleichem Weg wie rauf, oder eine Alternative? Ich wählte eine etwas andere Route. Zuerst am Weg normal vom Reit-Ahorn runter gehen, dann beim Abzweig dem alten Ziehweg gradeaus unterhalb der Frauenhöhle in Richtung Polzberg folgen. Den Steig, der in der Karte zur Frauenhöhle eingezeichnet ist, hab ich auch mit größter Aufmerksamkeit nicht gefunden. Leider. Vielleicht beim nächsten Mal unter besseren Bedingungen. Der Ziehweg ist schön, weich und angenehm zu gehen und führt gemächlich durch den Wald dahin. Nichts aufregendes.

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So alte Ziehwege haben offenbar die Angewohnheit, daß sie genau mitten in einer Kehre eines neueren Weges münden, so wie auch dieser hier. Und das ist wiederum seltsam, denn das hat mir der Darstellung auf der Karte nichts zu tun. Der Weg muß stimmen, weil es keinen anderen hier gibt. Die Richtung stimmt und wo er raus mündet, stimmt auch, nur die Position dieser Einmündung in den Forstweg ist mit der realen Position in der Natur nicht identisch. Solche Ungereimtheiten zwischen Realität und Karte begegnen mir in letzter Zeit viele, und darum sag ich ja, es ist nicht so wichtig, wie alte die Karte ist. So lange in einer militärischen Auseinandersetzung nicht dein Leben davon abhängt, spielt das keine so große Rolle.

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Beim Abstieg vom Berg zum Fernwanderweg Gaming-Lackenhof gibt’s nicht viel zu sehen, außer Wald. Praktisch keine Aussicht, dafür haufenweise Bäume. Und wenn man sich vor einer langen Kehre, die noch dazu leicht bergauf führt, fragt, ob man sicher weiß, was man tut, wo man sich befindet, trifft man plötzlich auf vertrautes Gelände. Ja, das ist die Kehre, die beim Aufstieg bergab führte und die man deshalb links liegen ließ. Und hier beginnt es nun, nachdem wir dem Regen oben entkommen waren, auch für uns zu regnen. Das geschieht recht schnell und ohne große Vorwarnung, dafür aber nicht stark. Wir verziehen uns gleich an der Weggabelung in den schützenden Wald, kurz Pause, essen und trinken, und dann zieh ich mir frische Wäsche an und die GoreTex Jacke, die mich vor Nässe schützt. Dann gehen wir wieder los, mein treuer Schlumpf und ich.

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Und hier ist auch die kleine Weide wieder, auf der sich nun die jungen Stiere als, öh, wie soll ich es sagen, beim genauerem hinsehen als ganz junge Mädchen entpuppen. Im wilden Westen wäre ich wohl ein echter Cowboy gewesen. Angeblich nannte man die so, weil sie Kühe und Stiere nicht auseinander halten konnten. Also, ich kann das schon, wenn ich genau schaue, das möchte ich schon betonen!

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Unser Zeichen, daß wir uns am richtigen Weg befinden und in der richtigen Richtung unterwegs sind. Ist immer beruhigend zu wissen.

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Nein, die hat uns hier nicht überholt. Die hat grade ein gutes, grünes Blatt verdrückt.

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Um 13:47 Uhr erreichen wir wieder die Polzberg Kapelle.

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Zwei Helden und ein beschissenes Foto. Mit einer ganz normalen Kamera hab ich früher bessere Selfi gemacht wie heute mit so einem komischen Fon. Das taugt nicht viel.

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Da hinten, wo die Stromleitung hin führt, geht’s zur Straße, die vom Grubberg zum Zellerain führt. Gaming, wohin wir absteigen, liegt genau gegenüber, also von hier gesehen in meinem Rücken.

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Alte Schilder, neue Schilder

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Hier müssen wir runter. Schaut nicht sonderlich einladend aus. Hinten etwa in Bildmitte lugt aus dem Dunst der Dreieckberg hervor.

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Der Abstieg ist dann wesentlich angenehmer als gedacht. Egal, ob Nadel- oder Laubbäume, die bilden ein Dach über uns und schützen uns vor dem Regen recht gut. Ich hatte nicht einmal die Kapuze aufgesetzt. Ist nur Wasser.

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Das Unwetter beim Stierhaltkogel hatte auch sein gutes. Beim Aufstieg verzichtete ich auf einen Besuch beim Schleierfall, weil ich dachte, wir verlieren zu viel Zeit, die wir bei diesen Witterungsverhältnissen besser in den Aufstieg investieren. Aber jetzt, beim Abstieg, wo es ohnehin schon regnete und wir naß waren, stand einem Besuch des Wasserfalles nichts mehr im Weg. Anders wären wir hier heute gar nicht mehr vorbei gekommen, weil der Abstiegsweg ein ganz anderer gewesen wäre.

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Schon beim Zustieg rauscht es ganz mächtig. Der Fallbach macht ein ordentliches Getöse.

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Na? Ist das nicht schön?

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Man kann auf einem kleinen, harmlosen Steig komplett zum Wasserfall zusteigen. Weiter als hier her (Foto) lässt mich Eddie nicht ran. Das Getöse des rund 20 Meter fallenden Wassers geht ihm offenbar mächtig auf den Geist und er fürchtet sich. Früher war ich auch öfters im Winter hier, wenn alles tief verschneit und dick vereist ist. Ganz großes Kino kann ich nur sagen. Nur das Palfauer Wasserloch war im Winter noch schöner. Das geht aber heutzutage gar nicht mehr, glaub ich. Dürfte abgesperrt sein.

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Durch den Regen sind wir ohnehin schon naß, da macht der Wasserfall auch nichts mehr aus. Eddie freut sich auf ein Handtuch.

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Um 14:30 Uhr haben wir nach fünfeinhalb Stunden und rund 750m im Auf- wie im Abstieg recht glücklich und ein bisschen naß wieder den Ausgangspunkt erreicht.

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Die Karte zur Tour

 

Einen schönen Tag noch……………….

19. Mai 2021

2021. 05. 17. Burgruine Ruttenstein

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 14:50

Montag, 17. Mai 2021, halb neun am Morgen. Es ist stark bewölkt, die Straßen sind naß und die Wahrscheinlichkeit von Regen ist hoch. Ist aber wurscht, weil am Sonntag bei einer kleinen Runde haben wir uns ausgemacht, wir fahren am Montag, egal wie’s Wetter ist. Und so stehen wir an der Tankstelle, Sonja im Regengwand, ich in der Textiluniform, die ich schon Jahre nicht an gehabt hab, und wir freuen uns auf eine schöne Tour. Egal, wie’s Wetter sein wird, weil ich hab eh eine Griffheizung. Und damit wir irgend eine generelle Richtung haben, geb ich im Navi Heidenreichstein als Ziel ein und kurvenreiche Strecke. Die vorgeschlagene Streckenführung seh ich dann als Empfehlung, der man folgen kann, aber nicht muß.

20210517_091753Weil Heidenreichstein im Waldviertel liegt, also auf der anderen Seite der Donau, müssen wir, genau wie vor einer Woche, zur Brücke nach Grein, überqueren diese und sollen dann laut Navi wieder auf die Strecke nach Bad Kreuzen abbiegen. “Naaa, sicher ned” denk ich mir und fahr auf der Donauuferstraße weiter. Ich ignoriere im Ortsgebiet von Grein noch einige Versuche, uns auf die vorgeschlagene Strecke umzudirigieren und bieg erst beim Abzweig Diembach ab. Die Straße ist halb naß, halb trocken, da laß ich mir lieber schön Zeit und gleiten fast mit den vorgeschriebenen 70 ka em ha über die kurvenreiche Straße. Sonja folgt mit dem Dschobber. Noch vor der Aumühle lotst uns das Navi links auf den Güterweg Panholz, und ab da weiß ich nicht mehr, wie wir in die Nähe von Bad Kreuzen gekommen sind. Anders als letzte Woche fuhren wir heute bis in diese Gegend nur Güterwege und kleine Nebenstraßen, die uns dann, ja, schon wieder, wie letzte Woche, zu einer Siedlung mit dem Namen Sonnleitn führen. Diesen Namen kenn ich inzwischen gut. Wenn wir hier her kommen, dann weiß ich, daß uns das Navi wieder zu dieser Kuppe bringen wird, von der aus es auf neuem, schwarzem Asphalt in ein paar wilden Kurven in einen Graben runter geht, und dieses Geschlängel ist es, auf das ich mich jedes Mal freue. Wie auf einer irren Kart-Bahn kann man sich dann, egal ob trocken oder naß, egal ob mit der XJR oder einer Tausender, da runter hauen, daß die Funken fliegen. Einfach cool, dieses Ding. Aber schmal.

Dann folgen wir wieder einfach dem Navi, das uns tatsächlich wieder einmal von den Hauptverkehrswegen fern hält und nur über engste Straßen und durch dunkle Wälder führt, die mit teils großen, teils riesigen Steinbrocken gespickt sind. Genau das ist der Reiz der Mühlviertler wie teilweise auch der Waldviertler Wälder. Sowas gibt’s bei uns weiter südlich nicht. Von diesen riesigen Felsen, die da haufenweise  im Waldherum liegen, kann ich gar nicht genug bekommen. Ich hab mich nie mit 20210517_104737der Geologie dieser Gegenden auseinandergesetzt und weiß daher nicht, warum die dort herum liegen, wie die dort hin gekommen sein könnten. Als wäre in der Nähe ein riesiger Vulkan explodiert, der Gestein in die Gegend gespuckt hat, so schaut das aus. Aber so kann das nicht gewesen sein. Nicht nur, weil es hier weit und breit keinen Vulkan gibt, sondern auch, weil ich denke, das ist Granit, was da herum liegt. Vulkane spuken kein Granit aus. Vielleicht sind das noch Trümmer, die das Eis der Eiszeit hierher geschoben hat? Keine Ahnung.

Auf jeden Fall fahren wir durch ein Gebiet, daß wir noch nie besucht hatten. Kann nicht sein, sonst wäre uns diese Burg aufgefallen, die von einem Fels hoch über uns über eine Kuhweide auf runter schaut. Wir bleiben stehen, ich schieß ein Foto, wir schauen uns an und dann fällt fast gleichzeitig die Frage, “Ist das die Burg von letztem Montag?” Kann aber irgendwie nicht sein. Die Gegend schaut anders aus. Diese Burg steht auf einem Hügel, der wesentlich spitzer zuläuft wie der von letzter Woche, wo die Burgruine Prandegg drauf steht. Aber was ist das? “Fahren wir nachschauen?” frag ich und Sonja nickt. “Fahren wir nachschauen!”

Wir sind im Naarntal. Wenn ich jetzt nicht irre, im Tal der großen Naarn und wir mussten, einem Hinweisschild zufolge, dem Bach entlang, äh, wie sagt man da, Bachabwärts folgen. Dabei ist mir die unglaubliche Farbe des Wasserlaufs ins Auge gestochen. So ein unglaubliches, farbenprächtiges rotbraun. Eine Farbenpracht, wie ich sie sonst nur aus dem Yellowstone Nationalpark kenne. Entweder ist das, schätze ich, Lehm, der diese Farbe gibt, oder ist das Wasser so eisenhältig? Ich weiß es nicht. Auf jeden Fall unwirklich schön anzuschauen. Und wie wir so dahin fahren auf der Suche nach der Burgruine, beginnt nicht nur mir zu dämmern, “Dies ist die Burg, die wir damals nicht gefunden haben! Burgruine Ruttenstein!” Wir hatten damals, ich weiß nicht mehr, war das heuer im Frühjahr oder im letzten Herbst, diese Burg von irgendwo von weitem gesehen und sie dann aber nicht gefunden. Der Blickwinkel, aus dem wir sie heute entdeckt hatten, war ein ganz anderer und wir waren auch wesentlich näher dran als letztes Mal. Wir hatten auch schnell ein Hinweisschild gefunden, daß anzeigte, es wären noch 6km zum Ziel. Wir folgten der Naarn, dann den Schildern und schon waren wir bei der Zufahrt zur Ruine. Und dann stellten wir beim Brünnchen gegenüber der Imbissstube (die wegen Corona gesperrt war, wie alles, wo es etwas zu Essen oder zu trinken gäbe) unsere Motorräder ab und machten uns zu Fuß auf den Weg, die Burgruine Ruttenstein zu erkunden. 

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Unser erster Kontakt mit der Burgruine Ruttenstein
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Die große Naarn im Naarntal
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Jetzt können wir unser Ziel praktisch nicht mehr verfehlen.
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Ab jetzt geht es zu Fuß weiter.
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Ich würde zu gerne wissen, wie das hier in den Anfängen der Burg, so vor rund 800 Jahren, gewesen sein wird. Ich glaub, daß aus unserer Zeit in 800 Jahren nicht mehr viel zu sehen sein wird, ausgenommen vielleicht die Flaktürme aus Stahlbeton im Wiener Augarten und so ein Zeugs. Nun ja, irgendwie waren solche Burgen ja auch militärisch bedingte Bauwerke, die vor dem Feind schützen sollten. Die sehen wir heute nur wesentlich romantischer als Flaktürme.
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Überblick von oben.
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Pumuckl, das Gespenst der Burg
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Nachdem wir uns jeden erdenklichen Winkel der Burg angeschaut hatten, fuhren wir wieder los und hielten gleich unweit der Burg wieder. Bei der Rauffahrt war mir eine Stelle aufgefallen, an der haufenweise Felsen im Wald lagen. Das mußten wir uns unbedingt näher anschauen. Wie die Kinder sind wir dann herumgekraxelt und haben uns gefreut.

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Die Rückfahrt wurde dann wesentlich feuchter als die Anreise und es wurde auch ziemlich kalt. Auf Güterwegen und Nebenstraßen waren wir Richtung Bärnkopf unterwegs, von dort nach Bergern bei Pöggstall, dem ehemaligen Heimatort meines Vaters und meiner Großeltern. Dann erreichten wir nach knapp 160km Fahrtstrecke tatsächlich noch aus eigener Kraft die Tankstelle in Pöggstall, um den Dschobber aufzutanken, und weiter ging die Fahrt Richtung Persenbeug, dann durch’s große und kleine Yspertal und irgendwie, wir wissen wirklich nicht mehr, wie genau, kamen wir dann über Gloxwald (da war ich irgendwann vor 40 Jahren zum letzten Mal) teilweise auf Straßen, die ich noch nie im Leben gefahren bin, nach St. Nikola an der Donau.

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Im Mühl- wie auch im Waldviertel stehen haufenweise Kapellen oder Marterl in der Gegend herum. Leider sind kaum Jahreszahlen vorhanden, die auf die Bauzeit hinweisen. Auch der Grund für den Bau ist uns weitestgehend unbekannt. Aber immer wieder findet man Kapellen und Marterl, die besonders kunstvoll gestaltet sind, wie dieses, und da frag ich mich wirklich, was hier passiert ist, was der Anlaß war, dies hier zu bauen. Dieses Marterl steht an einer Straße, die sich Ebenedt nennt in der Gegend um Henndorf. Koordinaten sind ungefähr 48°21’42”.7N 14°51’11.8”E
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Hier noch so ein besonders auffälliges Marterl, das ziemlich genau bei 48°23’12.8”N und 14°55’01.4E neben einer Straße namens Kronberg steht.
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Der Hanslteich bei Gutenbrunn. Ich war schon weiß Gott wie oft in dieser Gegen, aber diesen Teich sah ich zum ersten Mal. Hier bin ich allerdings nicht nur deshalb stehen geblieben, weil ich den Teich nicht kannte, sondern weil mir einfach kalt war. Wir hatten im Mai schon den einen oder anderen schönen, warmen Tag. Dieser gehörte definitiv nicht dazu. Seit einiger Zeit hatte ich schon die Griffheizung auf Vollgas aufgedreht, obwohl ich die GoreTex Handschuhe anhatte. Ich wusste ja vor der Abfahrt, daß es regnen würde. Hier aber regnete es nicht. Es war nur einfach saukalt.
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Bei der Brücke an der Straße Loitzenreith-Thumbling, genau bei der Koordinate 48°21’10.0”N 15°08’50.3”E  finden wir dieses liebliche Bächlein (das ist in der Natur viel schöner als auf den Bildern!) und wieder Felsen im bunten Wald. Wieder gehen wir auf Entdeckungsreise.
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Der Dschobber und die blaue Elise
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Und schon wieder ein Gipfelsieg. Höher sind nur die Baumwipfel.
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Am Predigtstuhlweg bei Nöchling braut sich wieder was zusammen. Uns kann sowas nicht mehr schrecken.
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Ein bissl weiter westlich vom oberen Standpunkt mit Blick zur Donau
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Westlich von Gloxwald auf der Sattl-Straße mit Blick zur Donau. Diese Höhenstraßen nördlich der Donau sind mir weitgehend unbekannt, dafür sind die umso reizvoller mit ihren Aussichten.
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Nach mehr als sechseinhalb Stunden sind wir wieder bei der Donau zurück. Hier bei der nördlichen Einfahrt von St. Nikola.
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Das war die letzte Aufnahme des Tages, aufgenommen in der Nähe von Neustadl. Kurios ist, daß mir die GPS Daten der Aufnahme erzählen wollen, ich hätte das Bild rund 30km weiter westlich aufgenommen. Von hier war es dann nur mehr rund eine Viertelstunde Fahrt, dann waren wir nach sieben Stunden und rund 230 Kilometern wieder daheim an der Tankstelle, tranken nochmals einen Becher Kaffee und freuten uns über die schöne Tour und darüber, daß wir nicht mehr besonders naß werden würden. Es regnete nämlich schon wieder.

Einen schönen Tag noch.

Ps.: Ich muß grade lachen. Jetzt, beim Schreiben dieser Zeilen, am 19. Mai 2021, also zwei Tage nach dieser Tour, um 14:40 Uhr, regnet es wie Sau, ich hab vorhin die Heizung aufgedreht und wir haben eine Außentemperatur von sage und schreibe 9°C. Da haut es dir den Vogel raus.

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