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15. Juni 2021

2021. 06. 15. Gamsstein 1774m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:17

Der Gamsstein war einer meiner Lieblinge unter den Bergen und, irgendwie, auch einer meiner Trainingsberge.  Vom Parkplatz weg geht man auf einem schönen Steig durch steilen Wald und nur bei der Niederscheibenberg-Alm muß man ein kleines Stück auf eine geschotterten Zubringerstraße an der Alm vorbei und in den Wald. Also keine langen, nervtötenden Forststraßenhatscher zum Gamsstein. Und landschaftlich ist dieser Berg ein Genuß sondergleichen. Besonders, je höher man steigt, desto traumhafter wird die Landschaft und der Ausblick. Mein Tourenbuch sagt, ich war am 29. August 2000 erstmals am Gamsstein, und zum letzten Mal war ich am 21. September 2005 oben. Ich bin im Sommer und im Winter (nicht ganz bis zum Gipfel) hoch gestiegen, bei brütender Hitze und bei Kälte, bei Trockenheit und in einem Graupelsturm, den ich sonst noch nirgends erlebt hab. Und manchmal, wenn ich das Gefühl hatte, der Schnee ist hart und trägt, bin ich einfach im Winter hoch gegangen und irgendwo am Grat herum gekraxelt, hab ins Tal geschaut und hab den Tag genossen. Ich hab mich einfach in dieser Landschaft immer sauwohl gefühlt. Und dann hab ich bis zum 30. Dezember 2020 zu Fuß keinen einzigen Berg mehr bestiegen. Nur mehr Pässe mit den Motorrädern, aber keine Fußmärsche mehr. Der Gamsstein war mir immer gut in Erinnerung geblieben, und das war einer der Gründe, warum es mich jetzt wieder dort hin zog. Dazu hat gepasst, daß weder Sonja noch Eddie jemals oben waren.

Abfahrt vor fünf Uhr nach Hollenstein, dann rein in den Sandgraben und am Parkplatz beim Forsthaus das Auto abgestellt. Dann die Bergschuhe angezogen, die Gore-Fleecejacke angezogen und den Rucksack umgeschnallt. Eddie uns Sonja waren schon bereit. Abmarsch um 5:25 Uhr bei 7°C. Genau richtig für den Start einer Tour.

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5:25 Uhr – Beim Abmarsch schaut die Voralpe mit ihren 1770m zu uns herüber.

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5:44 Uhr – Körper uns Geist sind aufgewärmt, wir steigen im steilen Wald immer höher und tauchen in die Stille der Bergwelt ein. Für Liebhaber schöner Waldwege ist das Wandern hier ein Genuß.

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5:48 Uhr – Fast eine halbe Stunde sind seit Abmarsch vergangen und oberhalb von uns wird es erstmals hell. Wir erreichen gleich den ersten Aussichtspunkt, sagt mir meine Erinnerung, die langsam, aber noch sehr unvollkommen, wieder zurück kommt.

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5:51 Uhr – Wir treten kurz aus dem Wald auf eine kleine, freie, von der Morgensonne beleuchteten Fläche, die uns diesen wunderschönen Anblick bietet. Wir genießen den Ausblick, dann drehen wir uns wieder bergwärts und steigen weiter.

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Das ist unsere kleine Aussichtsplattform in der Morgensonne. Ich glaub, man sieht sogar den Schatten der Leine, nur Eddie sieht man nicht.

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Sonja sieht sofort den Frauenschuh am Wegesrand. Ich alter Botaniker hätte bestenfalls einen Gummistiefel erkannt.

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Centaurea montana *Hust……*

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6:17 Uhr -  Wieder ein markanter Punkt erreicht, an den ich mich sofort wieder erinnern konnte.

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Man steht hier genau gegenüber der Voralpe, die einen prachtvollen Anblick bietet.

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Stumpfmauer und Tanzboden am Nachbarberg Voralpe.

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6:37 Uhr – Ein alter, sich im Verfall befindender Hochstand als Wegmarke.

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7:09 Uhr – Wir haben die Alm am Niederscheibenberg (rund 1170m) nach einer gemütlichen Rast verlassen und steigen nun weiter hoch, der Sonne entgegen. Die Gegend um die Alm hat sich seit meinem letzten Besuch vor 16 Jahren stark verändert. Den steinigen Weg in den Kahlschlag, der die Skipiste werden sollte, die nie gebaut wurde, gibt es nicht mehr. Oder vielleicht doch. Möglich, daß der Weg, den wir benutzten, diese steinige Straße war, die zur steilen Böschung führte, auf der man dann nach einem Jagdunterstand hoch stieg. Das schaut jetzt alles ganz anders aus, weil dort, wo früher eine freie Fläche war, jetzt Wald steht. Ich kann mich auch nicht erinnern, ob der Hang, der jetzt so kahl ist, früher auch so ausgeschaut hat. Schaut fast so aus, als hätte hier ein Sturm gewütet. Vielleicht war das aber auch früher schon so. Kann mich nicht erinnern.

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7:15 Uhr – Wir gewinnen an Höhe und der Ausblick wird immer schöner.

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7:30 Uhr – Knapp zwei Stunden sind wir jetzt unterwegs. Die Alm des Niederscheibenberg wird unter uns immer kleiner.

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Alte Spielchen, die nie aus der Mode kommen. Fotografieren, wie man fotografiert wird. Und so vergeht die Zeit wie im Fluge.

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7:47 Uhr – Wir sind wieder ein Stück höher gestiegen, und damit verändert sich auch der Ausblick. Noch ist es schön kühl und Eddie hat eine richtige Freude am Wandern.

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Wir kommen langsam in die Region, in der die Bäume den Latschen weichen.

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Das Gelände wird hier auch deutlich steiniger.

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8:04 Uhr. Ich bin wieder da. Auf diesen Augenblick hab ich mich so gefreut. Ich kann mich noch gut erinnern, als ich vor über 20 Jahren zum ersten Mal in dieses Hochtal kam. Es sind Teile einer ehemaligen Hochalm (Moahochalm), die man hier durchwandert und man kommt sich vor, als würde man ein Tal durchwandern, dabei befindet man sich hier auf 1550m Höhe. Hier machen wir eine ausgiebige Rast und freuen uns einfach, hier zu sein. Irgendwie empfinde ich das heute alles ganz anders als früher. Ich hab mir alles, gottlob, recht genau aufgeschrieben und weiß daher, wie ich damals unterwegs war. Ja, ich hab das alles wunderschön empfunden. Ich hab es genossen, hier zu sein. Aber es war anders. 45 Minuten vom Parkplatz zur Niederscheibenalm, mit fotografieren und schauen, 2 Stunden und 20 Minuten vom Parkplatz zum Gipfel und dann eine Stunde und fünfzig Minuten wieder zurück zum Parkplatz, das war meine Welt. Wie am Motorrad. Ich konnte nicht anders, ich war immer schnell unterwegs. Und wenn ich wieder unten war, hab ich mich oft maßlos geärgert, weil ich nicht oben sitzen geblieben bin, mir alles genau angeschaut hab und weil ich schon wieder unten bin. Sehr oft hab ich mich solcherart geärgert, aber ich konnte nicht aus meiner Haut heraus. Und darum mach ich das heute, viele Jahre später, anders, wenn ich diese Touren wiederhole. Ich hab alle Zeit der Welt. Das einzige, was meine Zeit begrenzt, ist der Tod.

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Unser Rastplatz

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8:20 Uhr – Wir machen uns wieder auf die Socken und steigen höher. Eddie fühlt sich sauwohl.

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Wir durchwandern jetzt weitere Hochtäler und steigen dabei immer höher. Nur mehr vereinzelt sind hier Bäume zu finden, die von Stürmen wild zerzaust sind. Alles Pflanzliche führt hier einen harten Überlebenskampf gegen die Elemente.

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Hier in den Latschengassen finden wir auch noch Restschneefelder.

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Rückblick auf unser letztes Hochtal.

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8:48 Uhr. Hier geht’s lang. Wir müssen noch so weit hoch steigen, bis wir auf das alles, was uns jetzt noch überragt, hinunter schauen können. Erst dann sind wir oben.

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8:54 Uhr – Zum ersten Mal haben wir eine Stelle erreicht, die unser enges Sichtfeld nicht mehr so stark begrenzt, die uns einen Ausblick nach Westen bietet.

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Die steirischen Berge und ganz rechts, nicht zu verkennen, der spitze Lugauer.

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Jetzt sieht man auch hinter uns den Fortschritt an Höhengewinn. Was vorher noch unser Tal eingrenzte, liegt jetzt unter uns.

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9:10 Uhr – Jetzt geht es Schlag auf Schlag. Erstmals ist für uns der scharfe Gipfelgrat zu sehen. Jetzt ist es nicht mehr weit zum Ziel.

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Jetzt stehen wir mit dem Nachbarberg, der gleichhohen Voralpe, schon auf Augenhöhe.

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Wir befinden uns hier bei einer Art Vorgipfel mit einem Steinhaufen, auf dem ein altes, windschiefes Kreuz aus Holz steht, das eine Inschrift trägt, die lautet “Hochkogel”. Das ist seltsam, weil der Hochkogel ist mit 1774m die höchste Erhebung des Gamsstein. Das Gipfelkreuz steht am Gamsstein, der vier Meter niedriger ist. Dieses kleine Kreuz stand schon vor über 20 Jahren hier. Vielleicht war es einmal das ursprüngliche Gipfelkreuz am höchsten Punkt? Ich weiß es nicht.

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Jetzt sind wir so hoch, daß wir unseren Aufstiegsweg tadellos überblicken können.

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Erstmals haben wir von hier aus auch einen Ausblick auf ( ziemlich Bildmitte unten im Tal) Hollenstein an der Ybbs und all die umliegenden Berge.

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Auf geht’s zum Gipfel.

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Das ist ein richtiger Grat, der uns da erwartet.

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Das schaut vielleicht wild aus, das Gelände bietet hier aber (zumindest bei Trockenheit) zu keiner Zeit eine technische Schwierigkeit und auch die Absturzgefahr ist sehr gering. Dazu ist es (meistens) zu wenig steil und ausgesetzt. Das soll aber nicht drüber hinwegtäuschen, daß man sich jederzeit verletzten und dann hier heroben recht einsam und hilflos sein kann.

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9;37 Uhr. Nach knapp vier Stunden der Gipfelsieg. Ich glaub, ich hab’s noch nie so genossen. An diesen Tag werde ich mich nicht mit Ärger erinnern.

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Blick nach Osten, wo wir her kamen.

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Blick nach Süden. Palfau liegt uns zu Füßen.

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Im Norden die Voralpe mit Stumpfmauer und Tanzboden.

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Und schließlich im Westen der Grat zum höchsten Punkt des Gamsstein, dem Hochkogel. Wir lassen die Rucksäcke beim Gipfelkreuz zurück und gehen rüber zum echten Gipfel. Interessanterweise hat sich hier in den letzten 20 Jahren etwas geändert, hab ich bemerkt. Nicht in der Natur, aber auf den Karten offenbar. Auf meiner Karte 1:25 000 vom Amt für Eich- und Vermessungswesen (identisch mit den militärischen Karten 1:25 000 nur ohne Netzteiler) ist der Punkt mit dem Kreuz bei 1770m als Gamsstein eingezeichnet und der höchste Punkt als Hochkogel mit 1774m. In den Karten im www. ist der Höchste Punkt jetzt der Gamsstein und der  mit dem Kreuz nur ein Punkt mit 1770m, wie beispielsweise die Karte auf opentopomap.org. Bei denen ist allerdings auch der Aufstieg, den wir aus dem Sandgraben nahmen, gar nicht eingezeichnet sondern nur der aus Palfau. Es ist wohl auch hier eine Zeiterscheinung, daß nichts mehr irgend eine Bedeutung hat.

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Dieser Punkt, der Hochkogel, soll um vier Meter höher sein als der drüben beim Gipfelkreuz. Wenn man drüben steht, schaut das auch tatsächlich so aus. Steht man allerdings hier herüben, schaut es so aus, als wäre die andere Seite um zumindest vier Meter höher. Na, wir verlassen uns auf die Vermessung und glauben das. Sicherheitshalbe waren wir ja auf beiden Punkten. Die Platte, die man da sieht und die wie eine Tischplatte ausschaut, ist gravierter Stein und zeigt die Namen der Berge an, die in den jeweiligen Richtungen liegen. Das war bei meinem letzten Besuch noch nicht hier.

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Es schaut unheimlich verlockend aus, hier weiter zu gehen und auch noch das Gamssteineck (1766m) zu besuchen. Ich hab mir das noch bei jedem meiner Besuche dort gedacht. Die großen Latschenfelder haben mich, wie auch dieses Mal, aber abgeschreckt. Ich fürchte, daß ist eine riesige Sauerei, bis man dort drüben ist. Aber na ja, vielleicht ergibt es sich einmal, daß ich da rüber gehe. Sag niemals nie. Ich glaub, die Sonja hatte sich da grade das selbe gedacht.

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“Und droben auf der Alm tust beim Enzian bleiben – dann hast’e an Almrausch und dann gehst’de speiben”. Ja, ich weiß. Alter Hut. Kann ich mir aber schwer verkneifen.

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Jetzt hätten wir ja noch ewig (na, fast) dort oben bleiben können. Eddie hatte aber was dagegen. Inzwischen ist es sehr warm geworden. Nicht nur die Luft, auch die Steine hatten sich in der nun hoch stehenden Sonne ordentlich aufgeheizt und das wurde meinem kleinen Schlumpf offenbar sehr, sehr unangenehm. Wir hatten reichlich Wasser mit. Das war nicht das Problem. Die Hitze machte ihm zu schaffen. Dort oben gibt es keinen Schatten. Eddie hat es erstmals in fast fünf Jahren geschafft, daß er sich aus dem Geschirr gestrampelt hat! Der wollte da raus, weil ihm heiß war! Wir haben sofort zusammengepackt und uns auf den Weg nach unten gemacht. Schatten war jetzt am wichtigsten. Hier geht’s hart neben dem Grat zurück zum Vorgipfel.

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10:23 Uhr – Nochmals ein Blick runter nach Palfau……….

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……..und nochmals ein Blick zurück zum Gipfel……….

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…….und gleich drauf haben wir wieder das kleine Holzkreuz erreicht.

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Wenige Minuten später haben wir vorerst einmal kühlenden Schatten gefunden. Der Temperaturunterschied fühlt sich dramatisch an! Im Schatten ist es direkt kalt!

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Nochmals ein Blick zur Stumpfmauer rüber und dann geht’s endgültig wieder runter.

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Jetzt bestimmt nur mehr Eddie das Tempo und die Dauer der Rast. Wir genießen jede Minute in dieser schönen Landschaft.

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Der Schnee kühlt schön.

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Endlich haben wir wieder den Bereich erreicht, in dem es Bäume gibt, die Schatten spenden. Hier machen wir eine ordentliche Pause. Erstmals merkt man Eddie auch die Strapazen der langen Wanderung an. Rein an der Anzahl der Stunden waren wir schon wesentlich länger unterwegs, aber so viele Höhenmeter sind für Eddie neu. Der kleine Mann hält sich aber sehr tapfer und vor allem, er bleibt stehen, wenn er rasten will. Das ist wichtig! Man darf nie vergessen, der ist ein Terrier! Der will vorwärts. Hat er schon oft genug bewiesen. Ich darf ihn auf keinen Fall überlasten, meinen kleinen Liebling. Aber jetzt einmal ehrlich. Schaut der nicht cool aus? Eine gewisse Ähnlichkeit mit dem jüngeren Reinhold Messner ist nicht zu leugnen. Sogar Haarfarbe und Schnitt sind sehr ähnlich.

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Wie die Faultiere liegen wir hier im Schatten herum. Hier war es so kühl, daß das Gras sogar naß war.

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Unser Rastplatz und seine Umgebung.

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Der hat es hier auch nicht einfach.

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Eddie, der Schwarm der Yorkie-Damen. Man stelle sich vor, wenn der bei einer Ausstellung auftaucht. Muskelbepackt und zerzaust verdreht er den Mädels den Kopf und sie fallen reihenweise in Ohnmacht. “Hast du gesehen?” kreischen die Damen, “Eddie, der Abenteurer war da!” Und die anderen fragen “Was? Gibt’s den wirklich?”

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Und dann verlassen wir die Moahochalm wieder. Hoffentlich dauert es nicht wieder 16 Jahre, bis ich hier her komme. Na ja, das ist unwahrscheinlich. Dann wäre ich 77 Jahre alt. Aber wer weiß?

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Kurz bevor wir die Alm endgültig verlassen, findet Sonja noch was schönes. Narzissen! Von der Witterung etwas zerzauselt, aber nichts desto Trotz schön anzuschauen.

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Der letzte Blick zurück……….

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Nachdem wir das Hochalmgebiet verlassen haben, geht es schnell abwärts. Das Gelände ist steil, der Weg gut angelegt und es ist trocken, da geht was weiter. Irgendwo hier in der Gegend ist uns dann, ich dachte, ich seh eine Fatamorgana, der Christian entgegen gekommen, ein alter Arbeitskollege. Kommt da einer ums Eck und ich denk mir, den kenn ich! Na ja, die Welt ist klein. Wir wohnen allerdings auch im selben Ort.

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Und schon wieder was gefunden. Was ist das? Tiger- oder Leopardenfarn? Ja, ja, da geht wieder der alte Botaniker mit mir durch. Bei Ackerbau und Viehzucht kenn ich mich aus.

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Der Baum hatte sich auch mit allem festgekrallt, was er zur Verfügung hatte. Unglaublich, wie steil diese Böschung ist, wo der steht.

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Es war beruhigend, diese Kühe auf der Niederscheibenbergalm zu sehen, und das hatte einen besonderen Grund. Schon beim Aufstieg dachte ich, ich höre Gebimmel. Wenn man aber zurück zur Alm runter schaute, waren da keine Kühe zu sehen. Man kann allerdings von der steilen Böschung oben nicht alles überblicken, nur weiß man das nicht. Ich hab es läuten gehört und hab das auch einmal kurz gesagt. “Schön, dieses Läuten” oder sowas. Aber Sonja hat nicht reagiert, und demzufolge hab ich dann den Mund gehalten, weil ich dachte, “Na, wer weiß? Vielleicht hör nur ich es läuten?” Jetzt, wieder zurück bei der Alm, kamen wir drauf zu sprechen, und da erfuhr ich seltsames. Sonja hatte auch beim Aufstieg das Läuten gehört und wie ich runter geschaut. Und als auch sie keine Kühe sah, dachte sie, “Ich halt besser den Mund. Wer weiß? Vielleicht hör nur ich es läuten?” Jetzt kamen uns jedenfalls diese Kühe mir ihren Glocken recht gelegen. Ist ein seltsames Gefühl, wenn man denke “Na, wer weiß, ob ich noch ganz dicht bin? Ich hör es jedenfalls läuten!”

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12:47 Uhr – Nochmals eine längere Rast im Wald hinter dieser Hütte. Vor der Hütte saß ein altmodisches Pärchen, Mann und Frau, das mit Fahrrädern unterwegs waren und ebenfalls Schatten suchte.

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Die letzte Sitzgelegenheit vor dem Abstieg. Das ist auch vor über 20 Jahren schon da gestanden und war für mich eine Wegmarke, die besagte, noch etwa 25 Minuten (im Laufschritt) zum Parkplatz. Je nachdem, wie eilig ich es hatte. Heute war mir egal, wie lange wir da noch runter brauchen, weil wir alle Zeit der Welt hatten. 

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Auch hier nochmals ein Rückblick. Von da oben sind wir grade gekommen.

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Da muß es ordentlich gekracht haben, als es den abgerissen hat. Da sind die gewaltigen Kräfte der Natur im Spiel, die wir uns kaum vorstellen können. Die Stadtkinder würde vermutlich sagen, das ist eine Folge des Klimawandels.

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Mein Schlumpfhund hat hier wieder ein sehr schönes Plätzchen für seine Rast gefunden. Dem kann man sich nur anschließen.

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Ziehen wir die Stumpfmauer doch ein wenig näher.

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Da ist auch wieder diese Felsnase mit dem schönen Ausblick.

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Die Fellnase auf der Felsnase.

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Bergflockenblume (Centaurea montana). Was? Ich hab’s drauf!

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Das könnte der Berg-Hahnenfuß sein. Bin mir aber nicht sicher. Es hat nicht gekräht.

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13:35 Uhr – Jetzt haben wir wieder die selbe Stelle erreicht, an der wir um 5:51 Uhr in die erste Morgensonne schauten und staunten. Siebeneinhalb Stunden später schaut alles ganz anders aus. Bald danach erreichen wir den Parkplatz und sind zufrieden. Eine schöne Tour ist nach rund achteinhalb Stunden zu Ende gegangen.

Einen schönen Tag noch……………….

10. Juni 2021

2021. 06. 10. Ostrong/Kleiner (1024m) und Großer Peilstein (1061m) Alternative Route

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:23

Am 7. Juni war ich nach ungefähr 50 Jahren erstmals wieder beim Gipfelkreuz am Peilstein oberhalb von Laimbach am Ostrong. Als Kind waren wir dort öfters, weil es viele Heidelbeeren gibt. Irgendwann war ich mit meinem Vater ganz oben beim Gipfelkreuz. Das war ein Erlebnis, das ich nie vergessen hab. Es war ein kleiner Ausflug in die Vergangenheit und mein Eddie (Yorkshire Terrier) war mein Begleiter. Weil mir diese kleine Tour so gefallen hat, hab ich sie gleich drei Tage später mit Sonja (und Eddie natürlich, meinem Yorki) widerholt. Wir sind nicht genau die selbe Strecke gegangen, sondern eine Alternative, die, wie ich dann entdeckte, wohl die Route war, die ich vor so vielen Jahren mit meinem Vater ging. Abgestiegen sind wir dann auf der Strecke, auf der ich am siebenten bis zum Gipfel aufgestiegen bin.

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Abmarsch bei Kaiserwetter um 9 Uhr am Ortsende von Laimbach am Ostrong, dort wo man über Münichreith nach Marbach an der Donau fahren kann. Man kann dort das Fahrzeug am rechten Fahrbahnrand auf einem Schotterstreifen abstellen und wandert dann bis zum letzten Haus raus, wo der Wegweiser zum Gipfelkreuz des Peilstein steht. Am Bild sieht man etwas rechts der Bildmitte die schroffe Gipfelregion des Kleinen Peilstein.

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Hier sieht man die Wegstrecke schön eingezeichnet. Bis zur Quote 871 ist der Auf- und Abstieg gleich, ab dort folgt man einem unbezeichneten Pfad steil, aber wunderschön zum Gipfel und steig über einen bezeichneten Pfad wieder steil zum vergabelten Punkt ab.

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Gleich von Anfang an zeigt der Peilstein seine Schönheiten.

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Für müde Wanderer gibt es gleich nach den ersten 10 Minuten eine Rastgelegenheit

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Weniger müde Wanderer freuen sich schon auf den Aufstieg durch den schönen Wald.

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Nach einer netten, aber unaufgeregten Walddurchquerung beginnt ein märchenhafter Aufstieg durch steinigen Wald, wie man ihn nur im Wald- und Mühlviertel findet.

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Nach knapp einer Stunde gemütlichen Wanderns haben wir den Aussichtspunkt bei der Schneidermauer erreicht. Laimbach liegt uns zu Füßen.

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Durch weiteres steiniges Gelände erreichen wir die Wiese, wo sich die Wege teilen.

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Hier sieht man erstmals des Gipfelkreuz ganz nah und hier kann man sich entscheiden, wie man weiter gehen will. Rechts führt ein gekennzeichneter Steig (Schwere Strecke oder sowas steht auf einem Schild) einigermaßen steil, aber nie schwierig, in Gehrichtung rechts am Gipfelaufbau vorbei nach oben. Links gibt es eine (sehr grobe und unangenehme) Schotterstraße, die über einen langen Umweg ebenfalls zum Gipfel führt und mitten durch, nahe und links vorbei am Gipfelaufbau, führt ein unbezeichneter, aber deutlich sichtbarer Steig wunderschön verschlungen und steil, aber nie schwierig oder gar gefährlich zum Gipfel. Genau den nehmen wir.

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Hier ist die Wegführung des unbezeichneten Steiges in etwas eingezeichnet. Das Gelände schaut optisch nicht selten sehr steil und fast unbegehbar aus, aber bei näherem Hinsehen merkt man immer wieder, wie unschwierig man tatsächlich weiter kommt. Wer sich genug Zeit nimmt, kann dort manch Kleinod entdecken und kleine, aber feine Felszinken erkraxeln und schöne Ausblicke genießen.

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Hier sind wir an einer Stelle, die von weiter entfernt ausschaut, als wäre hier Schluß mit Wandern. Ohne klettern, so schaut das aus, kommt man hier nicht mehr vorwärts. Geht man aber unbeirrt weiter, bemerkt man, daß sich ein Steig schön dem Gelände anschmiegt und sogar ein Holzgeländer (für besonders Ängstliche) Sicherheit verspricht. Man sollte sich nicht von einer Steigspur irritieren lassen, die da irgendwo einmal links abzweigt! Die führt zu einer Schotterstraße und nicht zum Gipfel!

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Für Eddie ist diese Herumkraxelei auf den Felstrümmern ein riesiger Spaß.

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Bei diesem Anblick wusste ich, daß wir am Weg sein mußten, den ich vor rund 50 Jahren mit meinem Vater ging. Auch damals waren wir ganz na an der Wand, die hinauf zum Gipfel führt.

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Hier sollte man nicht stur dem Weg folgen, sondern sich Zeit nehmen und ein wenig herumkraxeln. Dabei bieten sich schöne Ausblicke wie dieser zum Gipfel. In dieser Wand gab es einmal einen Kamin, in dem man raufklettern konnte. Ob es das noch gibt oder ob das schon zusammengebrochen ist, weiß ich nicht. Ist ja schon ein halbes Jahrhundert her.

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Man kraxelt und steigt hier so dahin und freut sich, weil das schön und lustig ist, dann biegt man um ein Eck und plötzlich……..

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…….steht man vorm Gipfelkreuz. 10:49 Uhr Gipfel Kleiner Peilstein 1024m

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Wir halten uns nicht lange auf, sondern wandern über die Felszinken ungefähr in Richtung Großer Peilstein weiter. Jeder Mugel, den wir sehen, wird bestiegen, und wenn es nur ein einzelner Felsklotz ist.

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Auf einem Felszinken unweit vom Gipfelkreuz steht ein Bankerl und dort gibt es dann für Eddie eine Jause und wir rasten ein wenig.

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Auch ein kleiner Bergsteiger hat Hunger.

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Dann krabbeln wir im Wald herum auf der Suche nach dem Großen Peilstein und finden das. Sollte laut Karte der höchste Punkt sein.

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Das ist ein Vermessungspunkt, der sofort bestiegen wird. Sollen 1061m sein, der höchste Punkt des Ostrong.

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Eddie am Gipfel. Wer höher rauf will, muß einen Baum besteigen.

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Das macht sichtlich Spaß.

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Schilderwald, der mehr zur Verwirrung als zur Orientierung beiträgt. Hier waren offenbar Beamte am Werk.

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Wir finden dann nach einigem Suchen die Geländekante, an der ich vor drei Tagen (aber aus einer anderen Richtung kommend) schon stand.

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Wir genießen noch ein wenig die Aussicht, dann steigen wir über den Weg, auf dem ich vor drei Tagen hochgestiegen bin, wieder ab.

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13:19 Uhr. Die Zeit verging wie im Flug und wir sind wieder unten im Tal. Jetzt nur mehr über die Wiese zur Straße, dann ein Stück in die Ortschaft runter und schon ist die Wanderung wieder zu ENDE

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8. Juni 2021

2021. 06. 08. Nockalmstraße–Neun Pässe an einem Tag

Filed under: Touren und Ausflüge in Österreich — Benzin @ 20:57

Strecke: Amstetten – B121 – Waidhofen an der Ybbs – Weyer – B115 Altenmarkt – Buchauersattel 861m – B117 Admont – Kaiserau 1100m – Trieben – B114 Hohentauern 1274m – Möderbrugg – Pöls – B114a – St. George ob Judenburg – Scheifling – Murau – Stadl an der Mur – Predlitz – B95 Turracher Straße – Turracher Höhe 1269m – Nockalmstraße (Mautstraße) – Schiestelscharte 2027m – Eisentalhöhe 2049m – Innerkrems – L19 Bundschuh – Thomatal – Madling – Tamsweg – B96 – Tratten (Kirchturm im See) – L501 Schöder – Sölktalstraße – Sölkpaß 1788m – Stein an der Enns – Öblarn – Espang – B146 Liezen – B138 Pyhrnpaß 954m – Spital am Pyhrn – Oberweng – Mitterweng – Rosenau am Hengstpaß – Hengstpaß 964m – Altenmarkt – Weyer – Waidhofen an der Ybbs – Amstetten
Streckenlänge: rund 500km

Start um 6 Uhr bei mir mit der Yamaha YZF1000R Thunderace und Sonja hinten drauf. Heute kommt der Tschobber nicht zum Einsatz, sondern bleibt in der Garage neben der Guzzi stehen. Wir machen uns ein wenig Sorgen. Könnte ja sein, daß eine kleine Vespa neben Tschobber und Guzzi stehen, wenn wir zurück kommen. Man weiß ja nie. Nächster Halt beim Fred. Der ist fertig und abfahrbereit, als wir ankommen. Noch ein paar tränenreiche Worte mit der Frau gewechselt, man ist ja doch den ganzen Tag unterwegs, dann aufsteigen und anwerfen. Los geht’s.

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Der erste Halt wird durch diesen Anblick kurz vor Admont erzwungen. Ich fahr diese Strecke über den Buchauersattel seit Jahrzehnten bei jedem Wetter, zu jeder Tages- und Jahreszeit, aber in der weit überwiegender Anzahl der Fahrten bleib ich hier stehen und mach ein Bild. Der Eingang des Gesäuse ist immer ein paar Minuten Wert.

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Bei der Tankstelle in Admont ein obligatorischer Kaffee, ohne den man hier, so erzählten mir die Einheimischen, gar nicht durchfahren darf. Früher wurden man von Steirischen Straßenräubern überfallen, heute bleibt man weitgehend unbelästigt, sofern man sich an der Tankstelle in Admont einen Kaffee kauft. Dabei kann man auch gleich den Ausblick auf die Haller Mauer bewundern.

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Fred und Sonja

Die kurvenreiche Kaiserau haben wir schnell und problemlos überwunden und streben nun hurtig dem nächsten Höhepunkt unserer Fahrt entgegen. Hohentauern. Jetzt bin ich auch schon ganz gut mit dem Fahrverhalten meiner Ace vertraut, wenn Sonja drauf sitzt. Alleine kann ich die Ace herum pfeffern, daß es nur eine Freude ist, aber zu zweit hab ich nicht viel Erfahrung. Da Sonja aber so gut und präzise reagiert, hab ich anfangs fast Probleme, die richtige Linie zu fahren, weil ich eigentlich mit einer kleinen Verzögerung in der Reaktion von Beifahrerin und damit Motorrad gerechnet hätte, die nicht da war. Sonja reagiert gefühlsmäßig und instinktiv richtig und so macht das Fahren zu zweit auch Freude. Wer jemals jemand hinten drauf sitzen hatte, der (er, sie, es) Angst hat oder sich den Bewegungsablauf anders vorstellt und somit ständig in die Fahrerei reinpfuscht, der weiß, wovon ich rede. Horror! Das gibt’s bei Sonja nicht, und das ist gut so.

Also rauf nach Hohentauern und bei der Abfahrt die schönen, bis zu fast 2500m hohen Berge um den Bösenstein herum bewundert. Die Fahrt nach Möderbrugg gestaltet sich auch besser als gedacht, weil die Baustellen, in die Fred und ich letzte Woche kamen, schon weitestgehend fertig sind. Langsam, aber sicher hat die gesamte Strecke eine neue Asphaltdecke. Dann kurz überlegt, ob ich über Oberzeiring und Oberwölz-Stadt rüber nach Murau fahren soll, was ich aber gleich wieder verwerfe. Ja, das wäre recht schön zu fahren und die Kilometer werden vermutlich ziemlich die selben sein. Kilometer wären nicht das Problem gewesen. Mehr die Uhrzeit. Auf einer geplanten Fahrt, die mit Garantie nicht unter 500km lang sein wird und bei der man nie wirklich freie Fahrt haben wird, (Schnellstraße oder Autobahn) kommt es auch auf Zeit an. Und was auch nicht zu unterschätzen ist, die Kondition des Fahrers. Ja, ich geh wandern und bin praktisch täglich zumindest 5 bis 10km zu Fuß unterwegs. Ich fahr aber nicht so viel Motorrad wie früher, als Tagesetappen von 500km ein Halbtagsausflug waren und auch mehr als 1000km keine Mordspartie war. Diese Zeiten sind vorbei. Alleine mein blöder Ischias-Nerv spielt mir immer einen Streich. Aber damit muß ich halt leben und somit berechne ich die Distanzen halt ein wenig anders als noch vor einigen Jahren. Ich werd halt nicht jünger.

Über die Strecke Scheifling – Murau braucht man, glaub ich, nicht reden. Die Landschaft ist ja schön aber die Straße ist  fad. Dann kommt dort noch die ewige Baustelle dazu, die einmal eine Autobahn werden soll. Oder sowas. Du fährst so auf der Straße dahin, auf der du seit Jahrzehnten unterwegs bist und plötzlich ist da ein Kreisverkehr (der war nicht die Überraschung) und am Abzweig, den du auf dieser Strecke immer gefahren bist, hast du plötzlich eine Maut-Tafel vor der Nase. Schnellstraße, Mautpflichtig. Ich schüttle den Kopf, schau in den Spiegel, sehe, daß Fred mir folgt und fahr weiter. “Habt’s mich gern” denk ich mir. Ich hatte ja eigentlich immer eine Vignette. Vor allem, seit es die auch in digitaler Version gibt, hatte ich große Freude damit, weil ich mit einmal kaufen das ganze Jahr über mit drei verschiedenen Motorrädern notfalls (oder geplant) auf der Autobahn fahren kann, ohne mir Sorgen zu machen. Ohne Vignette erwischt zu werden kostet 120.- wenn man sofort bezahlt. Ich hab jetzt aber keine Vignette. Auch keine elektronische. Einfach deshalb, weil es unter normalen Umständen keinen Anlaß mehr gibt, auf eine Autobahn zu fahren. Ausgenommen, man ist plötzlich auf einer, ohne das zu wissen, so wie jetzt. Aber was sollte ich jetzt machen? War ja, soviel ich weiß, keine andere Straße da!

Die Hofer Tankstelle in Scheifling war auch noch einen Lacher Wert. Die Tankstelle, an der ich sonst tanke, hatte ich übersehen und keine Lust, umzudrehen. Dann seh ich die Tankstelle beim Hofer und bieg ab. Die erste Säule gibt kein Benzin her, die zweite keinen Beleg. Irgendwas hat es halt immer.

Von Murau bis Predlitz geht’s dann wieder ohne Aufregung  weiter und bald haben wir den Abzweig zur Turrach erreicht. Ich kann mich noch an einige Fahrten hier erinnern, da mußte ich bewusst um die 80 Ka Em Ha fahren, weil die Straße so schlecht war, daß es dir die Plomben aus dem Mund gehauten hat. So schlimm ist das heute nicht mehr, aber im oberen Bereich zur Turrach haben die noch immer eine Geschwindigkeitsbeschränkung aufgestellt, damit die Fahrzeuge nicht auseinander fallen. Da sind Löcher in der Straße, da könnte sich fast mein Hund verstecken.

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Unvermeidliches Foto von der Turracher Höhe. Tausendmal fotografiert, immer wieder sehenswert.

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Gemütlich fahren wir dann an der Südrampe der Turrach runter und freuen uns schon auf die Nockalm, dem Höhepunkt des Tages.

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Anstellen an der Mautstelle der Nockalm-Straße. Kostet €14.- pro Krad. Und jetzt schau ma uns die Bilder von der Nockalm an.

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10:10 Uhr. “In de Berg bin i gern. Und do gfreit si mei Gmiat. Wo de Oimresaaal wo-oxn, und da Enzian bliad!”

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Apropos Enzian blühen…………..

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Bei der Schistlscharte bleiben wir nicht stehen, sondern fahren gleich auf der anderen Seite wieder runter bis zu einer Stelle, an der man schön stehenbleiben und schauen kann. Die gibt’s auf der Nockalmstraße reichlich. Hier ist so ein Platzerl. Wir halten und nehmen die Helme ab. Fred geht hinten zum Motorrad und öffnet das kleine Köfferchen. Was der zum Vorschein bringt, kann man mit Fug und Recht extravagant nennen.

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Eine ordentliche Thermoskanne mit heißem, schwarzen Kaffee und Kaffee-Häferl aus Glas. Das hat Stil! Jetzt hätte nur mehr eine dicke Zigarre aus Kuba oder von mir aus eine Großglockner gefehlt. Aber ich rauch ja seit eineinhalb Jahren nicht mehr. Leider. Andererseits, wir hatten ja eh keine Zigarren. Also doch eher gottlob.

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Kaffee aus echten Glashäferl, dazu Manner und dahinter die Berge der Nockalm. Herz, was willst du mehr? Das ist auf der Nockalm sowieso eine eher rhetorische Frage. Guckst du unten.

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Das ist die Aussicht von der Eisentalhöhe nach Nordwesten, wenn ich mich nicht komplett irre.

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Da ist was Wahres dran. Das ist das Motto, nach dem wir leben.

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Wir haben die Nockberge verlassen und gelangen auf der Landesstraße 19 Salzburg zurück ins Steirische. Das ist hier Almgebiet, hier laufen die Kühe frei herum und haben Vorrang. Einmal ein Blick in beide Richtungen von hier aus. Oben Richtung Bundschuh und unten zurück nach Innerkrems.

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Die Bergln hier haben alle so um die 2000m und waren früher alle von einem brutalem Kahlschlag betroffen, den man wegen der Eisenproduktion für die Erzeugung von Holzkohle durchführte.

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Der Großteil der Kühe ist vor uns auf die Weide an der anderen Straßenseite marschiert. Drum sind wir ja stehen geblieben. Nur ein paar Jungstiere und Mädels blieben zurück und schauen uns verwundert an. Ich, alter Kuh-Experte, der ich bin, hab mich an den Straßenrand gesetzt und mit denen so lange geredet, bis sie neugierig wurden und zu mir kamen. Das geht bei den vierbeinigen Rindsviechern genau so einfach wie bei den Zweibeinigen. Die haben ja keine Ahnung. “Kuhlie, ich hab dich zum Fressen gerne”, und im Rucksack wartet schon die Bratpfanne.

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Hier sehen Sie den großen Kuhflüsterer aus Amstetten am Werk.

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Der junge Bursche hier zeigte Interesse, aber als ich ihm die Hand hin hielt, zog er es vor zu kneifen.

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Nächster Stopp Hochofenmuseum Bundschuh. Lesenswertes kann man HIER finden. Kurz gesagt gibt es hier seit 1903 keine Eisenverarbeitung mehr, aber gottlob finden sich immer wieder Leute, die solche Relikte aus vergangenen Zeiten restaurieren und erhalten, damit nicht vergessen wird, wie wir zum Wohlstand kamen, den wir heute genießen und den uns dumpfe Kräfte, Sekten der Dummheit und der Ignoranz wie die Grünen, madig machen wollen.

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Als wir bei Ramingstein wieder auf die Hauptstraße zurück kehrten, schien die Welt noch tadellos in Ordnung zu sein, aber es kündigte sich Ungemach an. Ungemach für mich in einer Art, wie ich es in 40 Jahren Motorradfahren noch nie erlebt hatte. Zurück wollte ich eine andere Strecke wählen als bei der Hinfahrt und darum bogen wir links nach Tamsweg ab. Irgendwie hätte uns gejuckt, in Tamsweg zu Mittag zu essen, aber wirklich hungrig waren wir nicht und getestet waren wir auch nicht. Obwohl, genau betrachtet hätten wir die drei G tadellos erfüllt. Gwoschn, Gkampelt und Gneizt. Aber was soll’s? Die Nazi haben die Juden ausgeschlossen und heute werden Ungeimpfte ausgeschlossen. Ich kann damit leben. Bei der Weiterfahrt passierte dann etwas. Meine Lederkombi, die ich ja nicht erst seit gestern hab, begann in der linken Kniehöhle zu zwicken. Das wurde so schlimm, daß ich schon an eine Thrombose dachte. Diese Schmerzen kann man sich gar nicht vorstellen, wenn man sie nicht erlebt hat. Beim Tor der ehemaligen Festung Klausegg hab ich es dann erstmals nicht mehr ausgehalten und blieb (fast verzweifelt) stehen. Ich konnte nicht mehr fahren. Ich hab den Schmerz einfach nicht mehr ertragen.

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Das Tor der ehemaligen Festung Klausegg, die sich am Hang neben der Straße befindet.
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Hinterm Motorrad sieht man noch die Burgruine Klausegg (auch Klauseck geschrieben).

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Ich hab dann einmal den Stiefel ausgezogen und die Reisverschlüsse der Lederkombi am Bein geöffnet, um die Durchblutung wieder herzustellen. Mann, das hat weh getan! Dabei hatte ich dann auch Zeit, mein Motorrad zu fotografieren. 24 Jahre ist die Kiste jetzt schon alt und läuft wie ein Uhrwerk.

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So schaut die Gegend um die Ruine aus. Ist eh komisch. Ich bin hier schon oft vorbei gefahren und hab mir immer wieder vorgenommen, mir diese Ruine einmal anzuschauen. Geworden ist das bis heute nix. Ich hoffe, die fällt nicht komplett zusammen,  bis ich einmal Zeit hab.

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Nein, das ist nicht der Kirchturm von Graun im Reschensee. Das ist so eine Art Miniaturausgabe davon und nennt sich “Versunkener Turm im Rottenmanner Teich” oder so. Es gibt da Fabeln davon, die man HIER zum Beispiel nachlesen kann. Ob das einigermaßen der Wahrheit entspricht oder ob das in den Stuben der Tourismusbetriebe entstand, weiß ich nicht. Schaut auf jeden Fall lieb aus und ist nicht so weit weg wie der versunken Turm im Reschensee.

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Nächster Halt Sölkpaß

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Wenn ich für jede meiner Fahrten über den Sölkpaß 10 Liter Benzin hätte, müsste ich in den nächsten paar Jahren nicht mehr tanken.

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Paßhöhe von hinten und von vorne. Oder von Norden (oben) und von Süden (unten)

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Reisende aus aller Welt verewigen sich auf der Tafel der Paßhöhe.

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Bei der Abfahrt der obligatorische Halt bei der Kehre mit der schönen Aussicht auf das 2433m hohe Deneck (Bild unten)

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Die Kaltenbachseen und das Deneck. Wird Zeit, da wieder einmal rauf zu gehen.

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Und hier der Blick aus dem Sölktal gen Norden

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Kurze Rast bei der Kaltenbachalm. Hier war ich vor einigen Jahren mit Freunden aus dem FZR Forum. Die waren ganz begeistert. Aber auch als Österreicher, der relativ oft hier her kommt, bin ich immer wieder von der Landschaft des Sölktal begeistert. Wäre auch einmal eine Reise mit dem Auto Wert, für ein paar Tage zum Wandern.

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Nach dem Sölkpaß haben wir nochmals bei der Tankstelle in Öblarn getankt, etwas zu trinken gekauft und eine Leberkäsesemmel mit reichlich Senf gegessen, dann gings weiter der Heimat entgegen. Indirekt zumindest. Zuerst einmal der nächste Paß.

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Hier haben wir das Sölktal schon längst hinter uns gelassen und den Pyhrnpaß grade eben und rasten auf der Strecke von Spital am Pyhrn zum Hengstpaß irgendwo bei Oberweng.

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Das war das letzte Bild der Tour und entstand beim Halt an der Ennsbrücke, wenn man von der Hengstpaßstraße raus kommt. Hinter der Eisenbahnbrücke verbirgt sich ein für die meisten, die hier fahren, vollkommen ungekannter, kleiner Wasserfall. Ich weiß nicht mehr, wie oft ich nach dem Sölkpaß anhalten mußte, weil ich einfach vor lauter Schmerzen nicht mehr fahren konnte. Teilweise war das der reinste Horror. Aber Fred und Sonja sind nie ungeduldig geworden, und darüber bin ich froh. Jetzt muß ich wohl einmal schauen, was da passiert ist, warum diese Kombi plötzlich überhaupt nicht mehr passt. Ich bin doch nicht gewachsen? Mit 61? Aber wer weiß? Meine alten Bergschuhe, die Meindl Island, die mir so perfekt passten, passen auch nicht mehr. Mußte neue kaufen, weil die Zähen blau wurden vom anstehen vorne. Hätte ich mir auch nicht vorstellen können. Und jetzt passt plötzlich die Lederkombi nicht mehr. Das ist unglaublich blöd, weil genau die selbe in der selben Größe, nur in Rot, hab ich auch noch im Kasten. Kaum getragen. Das kann ja heiter werden. Auf jeden Fall waren wir nach 11 Stunden und etwas über 500km wieder (halbwegs wenigstens) gesund und munter daheim angekommen. Leute, das war eine tolle Tour.

Einen schönen Tag noch…………..

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