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31. August 2021

2021. 08. 31. Großer Zellerhut 1639m von Neuhaus bei Regen

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:12

Am 23. Juni sind wir drei, Sonja, Eddie und ich, dem Großen Zellerhut vom Seewirtgraben aus aufs Dach gestiegen und haben dann die ganze Kette der Zeller Hüte bis rüber zum Feldhütl überschritten, um im Rehgraben zurück zum Ausgangspunkt zu gelangen. Es war eine wunderschöne Tour, und damit wäre es eigentlich zumindest für die nächste Zeit mit den Zeller Hüten gewesen. Gleich am nächsten Tag erkundeten wir den Ursprung der Ybbs, die unterhalt des großen Zellerhut entspringt. Bei dieser Tour haben wir entlang des kleinen Bächleins, das hier “Weiße Ois” heißt (und das später ein breiter Fluß mit dem Namen Ybbs wird und bei Ybbs an der Donau in die Donau fließt), einen Steig entdeckt, der, eigentlich aus unerfindlichen Gründen, interessant erschien. Der Steig führte einen Graben entlang mäßig steil bergauf in den Wald. “Was ist? Schauen wir, wo das Steiglein hin führt?” fragte ich und Sonja nickte zustimmend mit dem Kopf. Die Dame  mit der Energie eines Atomreaktor ist bei jedem Unsinn dabei, so steil oder unsinnig kann eine Tour gar nicht sein. Hauptsache unterwegs. Na, und Eddie passt da genau dazu. Hauptsache unterwegs ist auch sein Motto. Ergo sind wir etwas abseits unserer Pläne diesem Pfad gefolgt und erreichten durch den mäßig steilen Graben bei ungefähr (geschätzt) 1200 bis 1300m Seehöhe eine Schulter, auf deren anderen Seite sich große Teile des Kamm vom Scheiblingstein zur Rechten bis zum Dürrenstein und weiter Richtung Hochkar zeigte.

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Das war diese kurze Erkundungstour mit Ausgangspunkt Weiße Ois. Das Ende der roten Linie (1) sollte ziemlich genau der Punkt auf der Schulter sein, wo wir zum Kamm des Dürrenstein sehen konnten, den schönen Ausblick zur Gemeindealpe (2) fanden wir etwas weiter unten beim Abstieg.

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Der Dürrenstein mit seinen Ausläufern links zum Hochkar und rechts bis zu Scheiblingstein und Scheibe. Dieser Kamm erstreckt sich geographisch in NNÖ Richtung und half uns, unseren Standpunkt auf dieser uns unbekannten Schulter zu bestimmen.

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Und dieser schöne Ausblick zur Gemeindealpe war uns ein Stück weit unter dieser Schulter vergönnt. Jetzt konnte ich unseren Standpunkt auf der Schulter schon recht genau bestimmen und jetzt vermutete ich auch schon, wo der Steig hinführen würde, wenn man ihm bis zum Ende folgt. Zum Gipfel der großen Zellerhut! Ich hatte bis dahin keine Ahnung, daß man von Neuhaus aus den Zellerhut besteigen könnte, und damit war eine Tour in der Schublade, von der wir nur noch nicht wussten, wann sie stattfinden sollte.

So entstand die Idee für diese Tour. Bei der Wanderung am Ursprung der Ybbs bekamen wir eine Ahnung vom Verlauf des Pfades, daheim stellte ich bei den Nachforschungen fest, daß das wirklich ein Steig ist, der auf den Großen Zellerhut führt und jetzt, am letzten Tag des August, wollten wir uns auf die Socken machen, dem Großen Zellerhaut von Nauhaus aus aufs Dach zu steigen. Das Wetter war uns dabei weitgehend egal. Daß es dermaßen pissen sollte, das konnten wir, gottlob, nicht wissen. Trotz des Regens haben wir die Tour genossen.

Abfahrt um 6:30 Uhr nach Gaming und weiter über den Grubberg nach Neuhaus. Dort Regenkleidung anziehen, Rücksack umhängen, Eddie an die Leine nehmen und um 7:15 Uhr Abmarsch.

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7:15 Uhr. Es ist nicht nur naß, sondern auch kalt. Angezogen wie Michelin-Männchen latschen wir los. Eddie hat kein Problem mit dem Regen. Hauptsache unterwegs. Hier glauben wir sogar noch dran, daß sich das Wetter bessert. Kann Glaube wirklich Berge versetzen? Oder das Wetter beeinflussen? Wir werden sehen.

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Der Marsch zur Weißen Ois führt uns von Neuhaus (989m) zum ersten Wegpunkt, einem Kreuz bei einer Kreuzung, dann einfach den Wegzeigern (im wahrsten Sinne des Wortes, siehe Foto) nach zur Faltlhöhe (1100m) und grade aus runter zur Weißen Ois (rund 1000m).

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Schöner kleiner See, aber die Regentropfen! Es ist kein heftiger Regen. Dafür ist es ein sehr konstanter Regen.

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Auf der Faltlhöhe. Hier gehts grade aus runter zur Weißen Ois.

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Wir sind bei der Weißen Ois angekommen. Jetzt müssen wir nur noch dem Weg folgen, der uns vom 23. Juni bekannt ist, dann sollten wir auf den Pfad treffen, dem wir zum Großen Zellerhut folgen wollen.

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Überraschend sehen wir diesen hübschen Wasserfall, der uns bei unserer Tour zum Ursprung der Ybbs entgangen war. Vielleicht hat dieser Graben im Juni aber auch einfach kein Wasser geführt. Das ist entlang der Hengstpaß-Straße auch so. Nach längerer Trockenzeit sind nur steile Felsabstürze zu sehen, bei Regen sind es dutzende Wasserfälle.

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8:08 Uhr. Nach einer Stunde sind wir beim Pfad angekommen, dem wir heute folgen werden. Jetzt müssen wir noch bis zur Schulter rauf, bei der wir letztes Mal umgekehrt haben, dann kommt Neuland.

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Baumstämme laden zum Rasten ein. Einmal trinken, eine Kleinigkeit essen und dann geht’s weiter.

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Bei den einladenden Baumstämme scheint sich um einen Windriss zu handeln, der zusammengeschnitten wurde.

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Unglaublich, wie dicht verwachsen dieser Pfad während der letzten zwei Monate ist.

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Einer von zahlreichen umgefallenen Bäumen.

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Wir nähern uns der Schulter.

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8:45 Uhr. Geschafft. Das zweite Drittel unseres Aufstiegs, die Schulter, ist erreicht. Hier, unter den relativ dichten Bäume halten wir eine Rast. Der Boden ist hier nicht so naß wie sonst überall.

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Hier haben wir vor zwei Monate den Dürrenstein gesehen. Heute ist alles dicht. Keine Aussicht. Ab jetzt kommt für uns Neuland.

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Hier beginnt ein Kamm, der bis hinauf zum Gipfel führt. Schade, daß wir aufgrund des Regenwetters praktisch keine Aussicht hatten. Der Kamm für sich alleine ist ja schon schön, aber mit der Umgebung wäre alles noch schöner.

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Die Witterung ist zwar trüb, aber für uns gibt es absolut keinen Grund, betrübt zu sein. Wir haben hier auch die Landesgrenze Niederösterreich/Steiermark erreicht, wie man am Grenzstein (Bild rechts) sehen kann. Diese Grenze führt genau zum Gipfel des Großen Zellerhut und von dort scharf nach Norden. Für uns haben diese Grenzen keine Bedeutung.

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Die Wassertropfen auf den Blättern glänzen dermaßen, daß ich sie im ersten Moment für Eiskristalle halte. Gibt’s aber nicht. Dazu ist es zu warm. Glänzt, als würden hier Diamanten herum liegen.

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Nachdem wir ja von unserer Umgebung kaum was sehen, zeigt mir diese Latschengasse, daß wir die Baumgrenze überschritten haben. Jetzt kann es nicht mehr sehr weit bis zum Gipfel sein, sagt mir mein Gefühl.

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Die Witterung lässt einen noch um ein paar Jahre älter ausschauen als sonst.

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Die nächste Latschengasse, nur steiler als die vorhergehende.

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Hier kamen ein paar Gämsen aus dem Nebel und verschwanden hinter den Latschen. Mein Gefühl sagt, wir sind gleich am Gipfel.

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Ein Stück weiter weiß ich, mein Gefühl trügt nicht. Schemenhaft ist das Gipfelkreuz zu sehen. Und komisch, hier regnet ist grade nicht!

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Strahl…………

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9:47 Uhr. Wir sind am Gipfel.

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Rasten, umziehen (fühlt sich toll an!) und ein paar Minuten ohne Regen genießen. Dann geht es wieder nach unten.

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10:14 Uhr, auf geht’s durch die Latschengassen wieder nach unten.

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Jetzt nehmen wir uns auch etwas mehr Zeit für alles rundherum. Die Laune ist trotz wieder einsetzendem Regen bestens.

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Jetzt, am Weg nach unten, fällt uns erst richtig auf, wie ausgeprägt der Kamm ist, dem wir nach oben folgten.

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HIer scheint manch raues Lüftchen zu wehen.

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Trotz teilweise wilder Verwüstungen ist der Weg immer schön ausgeschnitten. Immer wieder erstaunlich, welche Enthusiasten es gibt, die sich diese Arbeit antun.

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11:13 Uhr. Wir sind bei der Weißen Ois zurück. Jetzt noch zur Faltlhöhe rauf, drüben wieder runter und wir sind am Ausgangspunkt zurück.

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12:10 Uhr. Nach fünf Stunden sind wir wieder zurück. Mir kommt vor, hier hat sich inzwischen alles in noch mehr Matsch verwandelt. Aber egal, so ein bisschen Regen kann uns die Laune nicht verderben. Ganz im Gegenteil. Wie immer, strahlen wir nach der Tour wie die Christkindl.  Jetzt haben wir zwei Tage Zeit zum Rasten, das Wetter hat Zeit, sich zu bessern, und dann geht’s auf zur nächsten Tour. Schön war’s!

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Karte zur Tour

Einen schönen Tag noch………….

27. August 2021

2021. 08. 27. Die Pyramide am Kühlhauskopf 1343m

Wenn mich jemand vor ein paar Wochen gefragt hätte, ob ich schon einmal am Kühlhauskopf bei Hollenstein an der Ybbs war, dann hätte ich wohl geantwortet “Nein, ich bin kein Dachdecker. Außerdem hab ich gar nicht gewusst, daß es in Hollenstein ein Kühlhaus gibt”. Hört sich  vielleicht blöd an, aber mit dem Begriff Kühlhauskopf konnte ich einfach nichts anfangen. Auch mit dem Namen Hegerberg konnte ich nichts anfangen. Ich hab allerdings die Angewohnheit, meine Wanderkarten (Karten für Eich- und Vermessungswesen im Maßstab 1:25 000) nach lohnenswerten Zielen in der näheren oder auch weiteren Umgebung meines Wohnsitzes zu durchsuchen. Diese Karten haben eine dermaßen gute graphische Darstellung des Geländes (Ich bin auch beim Militär im Lesen dieser Karten besonders geschult worden), daß sie mir wertvolle Hinweise auf lohnende Wanderungen bieten. Und so fand ich den Höhenzug, in dessen Verlauf sich Gipfel mit den Namen Wasserkopf 1442m, Lärmerstange 1477m und Hochdreizipf 1466m befinden. Diese Gipfel wiederum, mit ein paar weniger markanten Nebengipfel, befinden sich im rund 12km langen Höhenzug des Hegerberges vor Hollenstein.

Vor zwanzig Jahren wäre ich nach ein bisschen Vorausplanung einfach losgefahren und hätte, vielleicht mit mehreren Erkundungsanläufen, den Höhenzug begangen. Einen Computer hatte ich damals zwar, aber kein Internet. Das Usenet war für Recherchezwecke kaum brauchbar. Heute schaut das anders aus, und daher hab ich mich einfach einmal auf die Suche nach ein paar Tourbeschreibungen gemacht. Die brauch ich nicht, um sie ohne eigene Vorarbeit einfach nachzugehen, sondern ich verwende solche Berichte und die Fotos einfach dazu, die Vorfreude zu erhöhen. Und genau diese Suche nach Vorfreude brachte mich zum Kühlhauskopf, den ich sonst sicher nicht beachtet hätte.

Irgendeiner der zahlreichen Bloger beschrieb den Weg zum Wasserkopf und hatte auch ein Foto vom Gipfel des Kühlhauskopfes eingestellt. Der Name Kühlhauskopf war mir, wie schon gesagt, unbekannt. Dieser Name war aber nicht das ausschlaggebende an meinem Interesse, sondern das Foto, daß eine Art Steinpyramide zeigte und die Bildunterschrift “Gipfelpyramide am Kühlhauskopf”. Eine steinerne Pyramide statt eines Gipfelkreuzes? Das muß einen besonderen Grund haben! Und so machte ich mich auf die virtuelle Suche nach den Hintergründen für dieses Bauwerk am Kühlhauskopf und wurde sehr schnell fündig.

Ich fand eine PDF vom Musealverein Waidhofen mit dem Namen “Der Auboden – Pyramide bei Kleinhollenstein” von Heimo Freundthaller, die sich mit der Pyramide am Kühlhauskopf und deren Hintergrund beschäftigt, und war sofort gefesselt. Es ist quasi die Geschichte eines Rechtsstreites, der sich am Anfang des 19. Jahrhunderts zwischen der Stadt Waidhofen an der Ybbs und dem österreichischen Staat abspielte und den Besitz des Hegerberges mit seinen ausgedehnten Wäldern klären sollte, von dem das Überleben eines von der Stadt Waidhofen in Hollenstein betriebenen Hammerwerkes abhing. Und das passte genau in eines meiner Interessensgebiete, die Hammerwerke im Ybbstal.

Ja, aus heutiger Sicht waren die Ereignisse damals, am Anfang des 19. Jahrhunderts, vielleicht kein großes Ereignis. Für mich, der nicht unbedingt glaubt, daß Strom und Wasser schon immer aus der Wand kamen und das alles schon immer so war wie heute, ist es jedenfalls eine recht interessante Geschichte, und genau diese Geschichte war der Grund, dem Kühlhauskopf aufs Dach zu steigen. Ich wollte dieses Denkmal, diese kleine Pyramide mit eigenen Augen sehen, vor ihr stehen und sie anfassen. Und das hab ich am Freitag, den 27. August 2021 getan.

Treffpunkt 7 Uhr bei der Tankstelle, Kaffee trinken und die Lage besprechen. Schlechtwetter war angesagt, aber es sollte sich im Verlauf des Tages aufklären, beziehungsweise es sollten regional sehr durchwachsene Bedingungen herrschen. Trotzdem im Süden, also genau in Richtung unseres Zieles, schwarze Wolken vorherrschten, beschlossen wir, einfach einmal los zu fahren und zu sehen, wie sich das entwickelt, und je weiter wir uns Hollenstein und dem Hegerberg näherten, desto egaler wurden uns die Witterungsverhältnisse. Ich wollte da rauf zur Pyramide. Heute! Bei jedem Wetter! Beim Abzweig zum Saurüssel biegen wir rechts ab, um sofort in die erste Schotterstraße zu fahren, wo wir zwischen den zahlreichen Holzstößen einen Platz aussuchen, bei dem wir, hoffentlich, am wenigsten störten. Dann umziehen, Rucksack auf den Rücken, Hund an die Leine und los geht’s.

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Earthview Kühlhauskopf am Hegerberg

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7:56 Uhr. Seehöhe 444m. Es ist stark bewölkt, kühl, aber nicht kalt. Wir gehen los.

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Schon nach wenigen Minuten erreichen wir dieses Wegkreuz…………

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…….und nach ein paar weiteren Minuten diese Brücke, an der unser kleines Abendteuer beginnt. Hier könnte man laut Karte einfach der Forststraße folgen, bis man weit oben auf ungefähr 1000m ziemlich genau im Eck, in dem die Anfänge des Aubodenbaches runterfallen, ins (weitgehen weglose) Gelände abbiegt und zum Kühlhauskopf aufsteigt. Diese Variante wollen wir aber im Abstieg begehen. Ich entschied mich bei der Planung, dem in meiner Karte eingezeichnetem Karrenweg zu folgen, der genau dem Verlauf des Aubodenbaches entsprechen sollte. Falls es diesen Weg überhaupt noch gibt. Die Karte ist rund 25 Jahre alt und Wege oder Steige, die darauf eingezeichnet sind, findet man in der Natur oft nur mehr in Spuren oder gar nicht.

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Am Anfang folgen wir diesem schön sichtbaren und kaum verwachsenen Karrenweg, der zu einer Wildfütterung führt. Ab dann ist es vorbei mit der Gemütlichkeit. Kraut verwuchert mehr oder weniger dicht den Weg und dann kommen die Brücken!

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Der alte, teilweise verfallene Ziehweg neben dem Bach wird nie langweilig.

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Das ist eine Brücke. Oder sagen wir so: Das war einmal eine Brücke. Jetzt sind es noch die mehr oder weniger stabilen Überreste davon. Misstrauisch schau ich mir diese alte Holzkonstruktion an und schicke Eddie als Vorhut vor. Also seine sechs Kilo werden von der Brücke locker ausgehalten. Dann kann ich mit meinen achtzig Kilo ja beruhigt folgen. Ich versuche mir vorzustellen, wie das hier ausgesehen haben mag, als der Karrenweg, die Brücken noch aktiv waren. Das muß schon sehr, sehr lange her sein. Der Weg existiert teilweise überhaupt nicht mehr und man muß im Bachbett seinen Weg weiter suchen. Wurde wohl über die Jahrzehnte alles vom Schmelzwasser weggeschwemmt. Dafür ist das jetzt für Wanderer und alte Wegsucher wie uns recht interessant.

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Die folgenden Brücken, oder deren Überbleibsel, sind in einem wesentlich desolaterem Zustand und müssen teilweise im Bachbett umgangen werden. Hier zahlen sich wasserdichte Wanderstiefel wirklich aus.

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Hier ist man ständig auf der Suche nach einem begehbaren Weg durchs Chaos aus umgefallenen Baumstämmen, zusammengebrochenen Wegstücken und Gemüse, daß Brusthoch steht. Speziell für Eddie ein wahres Abendteuer.

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Teilweise braucht’s hier sehr viel Phantasie, um einen Weg zu erkennen.

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Solche Wegabschnitte sind für Eddie nicht mehr wirklich lustig, aber er nimmt’s mit Fassung.

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Auch das war einmal eine Brücke. Lang, lang ist’s her.

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Trümmerhaufen aus Holz wechseln sich mit dichtem Kraut ab. Eddies Makeup hat schon ein wenig gelitten.

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8:59 Uhr: Grade, als das Vorwärtskommen wirklich immer mühsamer wird, zweigt linker Hand ein schöner, breiter Steig aus dem Graben auf eine Weide ab und ich denk mir, “Das wird doch nicht der Standort der (in der Karte eingezeichneten) Hütte sein?” Genau so ist es. Hier steht in schöner Lage auf 720m die Jagdhütte, an deren Veranda wir bei leichtem Regen rasten.

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9:14 Uhr. Ab hier folgen wir dem geschotterten Weg bis zur Forststraße (zweimal NICHT nach rechts abbiegen!) und steigen dann rund 300 weitere Höhenmeter auf.

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Ab hier gibt es auch gelegentlich eine schöne Aussicht.

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Die Wettervorhersage der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik stimmt. Das Wetter ist regional sehr wechselhaft. Hier regnet es grade recht ordentlich. Salzburger Schnürlregen in Niederösterreich.

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10:04 Uhr. Nach zwei Stunden haben wir die Stelle erreicht, an der wir zur Pyramide aufsteigen. Auf der Karte ist diese Stelle leicht zu erkennen. In dieser Linkskurve ist rechts ein Winkel, in dem der noch sehr kleine Aubodenbach über Felsen herunterstürzt. Gleich ein Stück weiter, beim blauen Holzpflock, wo Sonja steht, ergibt sich die Möglichkeit, ins recht steile Gelände einzusteigen. Es ist sehr naß und ich weiß nicht, wie rutschig der Waldboden bei diesen Verhältnissen sein wird. Noch weiß ich nicht, was ich davon halten soll.

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Wir steigen am Anfang recht direkt auf, so gut es halt geht, queren dann etwas weiter nach links und erreichen einen sehr schön erkennbaren Kamm, der uns nach oben führt. Teilweise sind die Verhältnisse etwas unangenehm. Bäume liegen wild herum, alles ist naß und rutschig. Der alte Pyramidenweg ist teilweise erkennbar, wobei man nie sagen kann, ob es sich wirklich um den alten Steig handelt, oder neueren Spuren, weil alles irgendwie kreuz und quer durch den Wald führt. Am sichersten ist es, sich so lange etwas links haltend nach oben zu mühen, bis man den Kamm zur Linken sieht, und diesem dann bis zum Gipfel zu folgen. Der Kamm ist der beste Wegweiser. Aussicht gibt’s allerdings, bis auf wenige Ausnahmen, keine. Der Wald entschädigt mit Steilheit und Wildheit.

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Einer der wenigen, aber recht markanten Aussichtspunkte, die entlang des Kammes unübersehbar sind.

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Für Eddie ist dieser Aufstieg recht mühsam. Das herumliegende Gehölz erfordert seine ganze Fitness und Aufmerksamkeit. Einmal oben drüber, dann wieder unten durch. Immer gibt’s eine neue Herausforderung, langweilig wird’s nie.

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Diese Felsformationen sind ein deutlicher Wegweiser für den Abstieg.

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11 Uhr: Wir kommen immer höher, steigen über eine weitere Kuppe und………….mein Herz hüpft vor Freude. Die Pyramide. Wir sind da!

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In einem der von Heimo Freudenthaler ausgegrabenen Schriftstücken (“Waidhofen Journal” von Sebastian Petter) über diese Pyramide steht geschrieben: “Am 30. August 1843. Gestern ist der ganze Magistrat und Ausschuß mit anderen Bürgern der Stadt Waidhofen, sowie auch von Hollenstein mehrere geladene Gäste, auf den Auboden zu Hollenstein gefahren. Diesen Auboden, ein sehr großer und holzreicher Wald, hat die Stadt vor mehreren Jahren durch die Führung eines Prozesses, welchen Dr. Sonnleitner für die Stadt führte, von der Stadtherrschaft Waidhofen erworben. Dieser für die Stadt und insbesondere für das städtische Hammerwerk Klein-Hollenstein erworbene Auboden ist die größte und wertvollste Realität der ganzen Stadtgemeinde, und wegen diesem errungenen Sieg wurde heute eine Pyramide mit Inschriften gesetzt; sodann ein Feuerwerk abgebrannt und gezecht”. 

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Die Pyramide hat an jeder Seite eine Ausnehmung, in denen Tafeln mit Inschriften eingelassen waren. Diese Tafeln sind verschollen, die Inschriften sind allerdings durch alte Dokumente überliefert.
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Nach Aufzeichnungen in der Broschüre “Bothe aus dem Ybbs-Thale – Kalender für das gemeine Jahr 1869” eines Moritz Alois Becker lauteten die Inschriften der Gedenktafeln (Schreibweise wie im Original):
Östliche Seite: Inauguriert am 30. August 1843 in Gegenwart des Stadtmagistrates Waidhofen der sämmtlichen Bürgerausschüsse und vielen ehrenwerten Nachbarn.
Nördliche Seite: Aubodenwald Eigentum der Stadt Waidhofen an der Ybbs Aeragröße 594/64 Joch
Westliche Seite: Behauptet mit allerhöchstem Urtheile d.d.29. März 1826 / 10. April 1827
Südliche Seite: durch treffliche Vorsorge des P.T. Herrn Josef Halauska Stadt Syndikus

Warum dieser Gedenkstein erst 1843 errichtet wurde, darüber kann man wohl nur mehr spekulieren. Heimo Freundthaller (der Ersteller der PDF) meint, es könnte etwas mit den besonderen Verdiensten des auf einer Tafel (südliche Seite) genannten Syndikus Josef Halauska zu tun haben, der 1843 sein zwanzigstes Dienstjubliäum im Magistrat Waidhofen feierte.

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11:24 Uhr: Es ist Zeit zu gehen. Warm angezogen, weil es sehr kalt wurde, treten wir etwas unwillig den Abstieg an. An einem warmen Tag wäre ich sicher noch eine Weile dort oben bei der Pyramide sitzen geblieben.

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Beim Abstieg war die Nässe wesentlich unangenehmer als beim Aufstieg. Sicher, auch wenn das hier recht steil ist, wirklich abstürzen kann man nicht, selbst wenn man ausrutscht. Man hat ja nötigenfalls einen Baum als Bremsbock. Meistens jedenfalls. Andererseits bieten die vielen umgefallenen Bäume und herumliegenden sonstige Trümmer genug Fußangeln, um hinzufallen. Weh tun möchte man sich hier sicher nicht.

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Im Trockenen ist es hier sicher angenehmer als im Nassen, im großen und ganzen geht der Abstieg aber recht gut.

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12:11 Uhr. Wir sind wieder bei der Forststraße angekommen. Nachdem wir ja zum ersten Mal hier waren, hab ich mich beim Abstieg um ungefähr 50m zu weit in östlicher (also in Abstiegsrichtung nach rechts) Richtung verschätzt (was ich für eine erstaunliche Präzision halte!) und wir sind hier bei diesem Abbruch rausgekommen. Meine größte Sorge war hier, wie ich Eddie über die Abbruchkante bekomme, ohne daß er runter fällt. Kurz fragte ich mich sogar, wer zuerst runter fällt. Ich oder der Hund? Die Leine und das Geschirr waren dann recht hilfreich, aber ich bin mir nicht sicher, ob diese Aktion recht elegant ausgeschaut hat. Na, egal. Operation gelungen.

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Das leuchtende Gesicht sagt, es hat Spaß gemacht.

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Ab jetzt geht’s rund 600 Höhenmeter bis zum Ausgangspunkt auf dieser Forststraße zurück. Das ist aber nicht langweilig. Es gibt einiges zu sehen.

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Hier haben wir nochmals den Kühlhauskopf genau vor uns.

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Hier schauen wir schnurgrade genau auf die Stelle an der Forststraße rauf, an der wir vorhin aus dem Wald gefallen sind.

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Es gibt nochmals was zu mampfen.

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Der Vorteil dieser Abstiegsvariante ist, daß man hier öfters einen schönen Ausblick hat.

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Und hier sind wir wieder bei der Brücken, an der wir beim Aufstieg in den Karrenweg eingebogen waren. Jetzt schließt sich der Kreis.

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13.56 Uhr. Nach sechs Stunden und rund 900m im Auf- und Abstieg sind wir wieder am Ausgangspunkt. Bei der Heimfahrt haben wir (ich glaub, alle drei) gestrahlt wie die Kinder zu Weihnachten. Der Kühlhauskopf hat wirklich Spaß gemacht. Wenn ich nicht vergesse, könnte ich am 30. August 2023 den Kühlhauskopf in eine Wanderung einbeziehen. Das wäre das 180. Jubiläum der Pyramide, ich bin dann dreiundsechzig und mein Hund sieben. Triftige Gründe, wieder zur Pyramide am Kühlhauskopf zu steigen.

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Karte zur Tour

9. August 2021

2021. 08. 09. Voralpe–Stumpfmauer 1770m/Tanzboden 1727m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 22:02

Ein Tag in der Natur. Unter diesem Motto sind Sonja, Eddie und ich am Montag um gut 7 Uhr bei ungefähr 15°C und weitgehend blauem Himmel vom Parkplatz Wenten bei Hollenstein an der Ybbs zu den beiden Gipfel der Voralpe aufgebrochen. Keine neuen Welten erkunden, keine Rekorde brechen, sondern Natur und Freiheit genießen. Nirgends ist man heute so frei wie in den Bergen. Die Miesen, die sich vor allem fürchten und nicht wissen, was Freiheit ist, die bleiben unten und brüten ihre dumpfen Gedanken. Uns, den Freiheitliebenden bleiben die Berge für uns alleine.

Es hatte einen Grund, warum ich die Voralpe als Ziel ausgewählt hatte. Ich war vor fast genau 21 Jahren hier zum ersten und auch zum letzten Mal gewesen. Am 26. August 2000 stieg ich diesem Berg aufs Dach und war begeistert. Ich war von diesem Berg, vor allem von dieser Aussicht so begeistert, daß ich am Gipfel beschloß, nicht auf den zweiten Gipfel, den Tanzboden rüber zu gehen, sondern ich blieb von 9:30 Uhr bis 11 Uhr am Gipfel der Stumpfmauer sitzen und bewunderte die Aussicht. Erst, als sich auch eine Familie mit Kindern dazu gesellte, suchte ich das Weite und stieg wieder ab. So kann man das noch heute in meinem alten Tourenbuch nachlesen. Und man kann auch noch etwas anderes nachlesen. Ich konnte damals anscheinend den Zustieg über die Schotterstraße nicht leiden. Na gut, Schotterstraßen sind auch heute nicht wirklich meine Freunde. Aber genau mit dieser Schotterstraßen hatte ich heute absolut kein Problem. Sie ist relativ weich mit feinem Sand und bequem zu begehen. Gibt wesentlich schlechtere Schotterstraßen. Zum Beispiel die zum Sattel beim Almkogel.

Ich war also damals über die Schotterstraße aufgestiegen und erreichte den steilen Steig, der in den Wald und rauf zum Gipfel führt. Heute ist dieser Steig als “Hugo Zettl Steig” bezeichnet. Hugo Zettl war ein Hollensteiner, der offenbar viel Zeit seines Lebens auf der Voralpe verbrachte. Er war einer, wenn nicht der, der den Steig da rauf instand hielt und somit dafür sorgte, daß Wanderer es etwas leichter hatten, diesen steilen, langen Weg hoch zu steigen. So manch ein Bloger schreibt heute in seinem Blog, er haben diesen alten Mann bei Reparaturarbeiten getroffen (da war er 89 Jahre alt! Húgo Zettl stieg noch mit 91 Jahren auf die Voralpe!) und sei für seine Arbeit dankbar gewesen. Ich hab diesen Hugo Zettl nie gesehen oder gar kennengelernt. Aber in meinem alten Tourenbuch hab ich etwas eingetragen, daß man als Dan an diesen mir damals wie heute unbekannten Mann einordnen könnte. Ich stieg also damals diesen Stieg (der damals keinen Namen trug) hoch und kam zu einem Baum, an dem ein Gedicht genagelt war. Ich las dieses Gedicht und freute mich über diesen Steig und schrieb ins Tourenbuch “Danke guter Mann für diesen schönen Steig!”

Es gab auch noch einen weiteren Grund, warum wir heute auf die Voralpe stiegen. Sonja war als Kind mit den Eltern hier gewesen und hatte etwas unorthodox den Berg bestiegen. Heute würde man das als groben Verhauer bezeichnen, aber Papa war damals anderer Meinung. Das ist jedoch schon länger als 21 Jahre her, und diese beiden Gründe zusammen reichten gut aus, um diesen Berg als Ziel des Tages auszusuchen.

Wie gesagt gingen wir, Sonja, Eddie und ich um 7 Uhr vom Parkplatz weg und stiegen über die mir recht sympathische Forststraße ungefähr 400Hm zu einer Stelle hoch, wo man erstmals den felsigen Gipfelbereich der Stumpfmauer sehen kann und wo auch der Hugo Zettl Steig von der Forststraße in den Wald abzweigt. 

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6:52 Uhr, Abmarsch vom Parkplatz Wenten. Eddie war während der Fahrt von Amstetten nach Hollenstein ganz aufgeregt. Er wusste, es geht wieder in die Berge, und das gefällt ihm genau so gut wie uns. Er ist ein richtig leidenschaftlicher Bergsteiger geworden.

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Für unsichere Gemüter gibt’s beim Parkplatz noch einen Wegweiser…..

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….und ein Stück weiter stehen auf einer Weide diese Zottelbären herum und grasen.

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Junior war recht neugierig und kam nachschauen, was da für komische Lebewesen daher kommen.

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Zweimal kann man die Forststraße abkürzen und schöne, gut sichtbare Wegweiser weisen auf diese  Möglichkeit hin.

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Die ersten rund 400 Höhenmeter bieten relativ wenig Möglichkeit, die Gegend zu bewundern. Man befindet sich in mehr oder weniger dichtem Wald ohne Aussicht. Umso mehr freut man sich, wenn sich eine Gelegenheit bietet, so wie hier gleich zwei Mal. Hier um 7:35 Uhr, also nach rund einer halben Stunde Marsch.

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Ein paar Meter weiter ein Ausblick in einem anderen Winkel. Der Dunst hat sich unter uns aufgelöst und war nie ein Problem.

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Nach ziemlich genau einer Stunde hatten wir die ersten 400 Höhenmeter hinter uns gebracht und erreichten diese Stelle, an der man erstmals den felsigen Gipfelbereich der Voralpe sehen kann. Und genau hier zweigt auch der Hugo Zettl Steig recht forsch in den Wald ab.

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Die nächsten rund 600 Höhenmeter geht’s durchwegs relativ steil (was man erst richtig beim Abstieg registriert!) und manchmal auch steinig durch den Wald hoch. Die Orientierung ist nie ein Problem, der Steig ist immer gut sichtbar, gut markiert und zusätzlich noch mit einigen Steinmännchen kenntlich gemacht.

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Immer wieder kommt man zu kleinen Lichtungen, bei denen man sich dann an den benachbarten Bergen orientieren kann, wie weit der Aufstieg fortgeschritten ist.

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Nach rund einer halben Stunde Aufstieg durch den Wald erreichen wir um 8:21 Uhr diesen Baum, an dem ein Gedicht hängt.

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Der Verfassen ist Hugo Zettl, der sich lange Jahre um die Instandhaltung dieses Steiges kümmerte. Damals, vor 21 Jahren, kam ich ebenfalls zu einem Baum, an dem ein Gedicht hing. Ich hab keine Ahnung, ob es dieses oder ein anderes Gedicht war, weil an den Text kann ich mich nicht mehr erinnern. Aber ich hatte den Baum als “Gedichtbaum” ins Tourenbuch eingetragen, und an diesem Gedichtbaum danke ich dem mir ungekannten Verfasser für Gedicht und Steig. Ein Hugo Zettl war mir unbekannt.

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Hugo Zettl ist 2020 im Alter von 99 Jahren gestorben, aber offenbar hat er einen, wenn nicht mehrere Nachfolger gefunden, die diesen Steig für Touristen leicht begehbar halten. Hier wäre ein Vorwärtskommen sich nicht so einfach, wenn nicht jemand mit einer Motorsäge die umgefallenen Bäume zerschnitten und dann den Weg freigeräumt hätte. Ich bin immer wieder verwundert und auch dankbar, daß sich Menschen finden, die Steige reparieren, Schutt beiseite räumen, oft nach Stürmen schwere Verwüstungen bereinigen und die Wege für fremde wie uns wieder begehbar machen.

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8:50 Uhr. Nach zwei Stunden Marsch (und vielen Pausen, weil auch Hundi öfters das Bein heben muß) haben wir schon eine nette Höhe erreicht, wie dieser Ausblick zeigt. Es geht vorwärts.

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Es ist einmal mehr, einmal weniger steil, aber langweilig ist es hier im Wald nie.

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Und ab und zu nähert man sich einer Lichtung, die etwas Aussicht verspricht.

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9:06 Uhr

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9:35 Uhr

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Jetzt ändert sich das Bild. Wir erreichen die Baumgrenze, das Gelände wird felsig, grasig und die Latschen nehmen überhand.

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Auch an Steilheit legt das Gelände nochmals zu.

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Der Königsberg (größte Höhe 1452m) liegt schon deutlich unter uns.

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Hollenstein an der Ybbs (485m Seehöhe) liegt uns zu Füßen

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Eine Kreuzotter liegt in der Sonne und genießt die Wärme. Leider haut sie sofort ab, als wir sie sehen und ich erwisch sie nur mehr mit Mühe. Schönes Tier. Und nein, ich hab vor sowas keine Angst. Die flüchtet sofort, wenn sie die Möglichkeit dazu hat. Was soll die denn mit einem 1.86m großen Typ schon anfangen? Fressen?

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Und auch diese Kugeldistel weiß sich mit ihren Stacheln vor uns zu schützen. Abhauen wie die Schlange kann die ja nicht so einfach.

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Genieße den Tag, als wäre es dein letzter.

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Na, ich schau ja noch ganz frisch aus. Pffff……..
Rasieren hätte ich mich vielleicht können.

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9:51 Uhr. Nach drei Stunden wechseln wir grade einmal die nassen Fetzen (die Luftfeuchtigkeit ist nach heftigen Gewittern in der Nacht nicht gerade gering), was Eddie sichtlich auf die Nerven geht. “Immer wieder dieses Herumgetrödel!” scheint er zu denken. Ja, ich weiß, kleiner Mann. Wir sind noch immer nicht am Gipfel. Aber das wird schon. Wir haben ja alle Zeit der Welt.

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Die steinerne Katze als Wegmarke für rund 1000 Höhenmeter Aufstieg. Ich bin allerdings, wie viele andere auch, der Meinung, daß ist eine Maus und keine Katze!

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Hollenstein an der Ybbs liegt jetzt gut einen Kilometer unter uns.

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Der begraste lange Bergrücken im Bild rechts hinten ist der Hegerberg mit der Lärmerstange 1477m als höchstem Punkt, einem unserer nächsten Wanderziele. Wir hatten die Gelegenheit, uns wichtige Wegmarken genau anzuschauen, weil Markierungen gibt es da drüben keine. Karte, Kompass und ein guter Riecher müssen genügen.

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Von hier aus ist auch erstmals der Gipfel der Stumpfmauer zu sehen. Wenn man genau hinschaut, sieht man das Gipfelkreuz.

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Am Weg zum Gipfel wird es jetzt richtig alpin. Ganz ungewohnt nach so viel Wald.

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Eddie führt wieder einmal.

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Pffff, ist nicht mehr weit. Nur mehr durch die Latschengasse.

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Nanu? Na, ist nicht so schlimm.

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Glei haumas……….

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10:36 Uhr. Geschafft. Wir sind am Gipfel. 21 Jahre ist es her, daß ich hier war. Damals war ich eine Stunde schneller heroben, dafür hab ich nicht halb soviel gesehen. Wir genießen jede Minute in der Natur.

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Wir strahlen wieder einmal, als wären Ostern und Weihnachten an einem Tag.

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Den da hab ich, ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit, liegen gelassen. Auf der Rückseite stand etwas von “Erinnerung an Papa und Opa”.

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Die Gipfelschau: Hegerberg (links der Kamm)

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Gamsstein. Da sind wir erst vor kurzem gesessen und haben hier herüber geschaut. Jetzt schauen wir rüber.

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Das Kreuz steht nicht genau im höchsten Punkt. Man kann aber hier gemütlich zwischen den Latschen herum latschen und steht dann sicher irgendwann am höchsten Punkt. Aber Vorsicht, das Gelände ist hier schmal und es geht überall recht steil abwärts.

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Da hinterm und unterm Gipfelkreuz liegt Hollenstein an der Ybbs. Und viel weiter hinten in dieser Richtung liegt Amstetten, wo wir her kommen. Den Sonntagberg mit seiner Basilika kann man bei diesem Wetter sogar schön erkennen. Die Auflösung der Bilder reicht aber nicht, um das zu sehen.

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Und damit wir nicht all zu entspannt werden und vielleicht einschlafen, wie mir das vor 21 Jahren passiert ist, schauen wir zu unserem nächsten Ziel rüber, dem Tanzboden, dessen Gipfelkreuz auf 1727m steht. Wir müssen dann über den Kopetzkysteig in diese Einsattelung runter und drüben in der freien Rinne, die man von hier rechts vom felsigen Kamm gut sehen kann, wieder rauf. Wir sind schon gespannt, wie dieser Steig ausschaut.

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Aber zuerst einmal Eintrag ins Gipfelbuch. Mach ich nicht immer. Ich weiß ja, wo ich war und anderen kann es egal sein.

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11:07 Uhr. Nach einer halben Stunde verlassen wir den Gipfel der Voralpe und marschieren Richtung Kopetzkysteig. Wir sind schon gespannt, wie das ausschaut. Gelesen hab ich ja drüber, aber wie schaut das wirklich aus? Über manche Wege werden ja heutzutage Schauergeschichten erzählt, die glaubt man ja nicht, wenn man diese Wege selber kennt. Über den Rauen Kamm am Ötscher zum Beispiel, über den Wasserfallweg, über den Südwandsteig am Pfaffenstein oder über den Aufstieg zur Riegerin, um nur einige zu nennen. Na ja, wir werden ja gleich sehen.

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Jetzt wird es spannend. Wie geht das weiter?

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Schau, schau. Eine mäßig steile Schottergrube. Die Sicherungen sind wohl für den Winter gedacht? Ich geh lieber am Gras, daß rutscht trotz Feuchte nicht so wie das Geröll.

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Wir finden den Weg recht witzig, aber manchmal denk ich mir, ob da nicht ein Helm von Nutzen wäre, damit dir nicht ein Stein von oben auf den Schädel fliegt? Die vielen Steine am Weg nach unten liegen da ja nicht zufällig. Na ja, no risk, no fun.

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Durch diese hohle Gasse muß er kommen.

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11:17 Uhr. Kaum zehn Minuten vergangen und wir sind schon wieder so weit unten. Irgendwie schade. Aber das schaut eigentlich noch weit aus bis da rüber.

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Der Wegweiser, der uns beim Zurückgehen den Umgehungsweg zeigen wir und dahinter die steile Schotterritschen, in der wir herunter kamen.

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Da guckst du aber! Hat mich kurz an das Loch in der Kremsmauer erinnert. Das ist aber kein Loch im Fels. Der rechte Felsklotz hat sich anscheinend, wenn man sich das anschaut, irgendwann vor weißderTeufelwievielen Jahren zum anderen Felsen rüber gelehnt.

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Unser Aufstiegsweg ist schön zu erkennen. Pfffff…………..

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Der Gamsstein ist immer links neben uns. Zumindest am Weg zum Tanzboden. Beim Rückweg wäre es von Vorteil, wenn er sich rechts von uns befindet.

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Rückblick zur Stumpfmauer. Junge, Junge, schaut das schon weit aus.

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Ich muß zugeben, irgendwie hab ich die rund 1400 Höhenmeter bis hier her schon ein wenig (oder mehr) zu spüren begonnen. Ich bin da hoch gekeucht, hab auf den Boden geschaut, weil ich mir gar nicht ausdenken wollte, wie weit das noch sein könnte (hat ja grade noch so weit ausgeschaut!) und komm zu diesem Viehgatter. Ich mach es auf, Sonja und Eddie schlüpfen durch, ich mach wieder zu, und mit Blick auf den Steig geh ich weiter. Ich hatte mir grade gedacht, “Wie weit wird das wohl noch sein? Vom letzten Blick nach oben schätze ich noch 100 oder 150 Höhenmeter?” Wir lachen noch über das Viehgatter, ich schau hoch und sehe………..

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……….das Gipfelkreuz des Tanzboden vor mir! Nach der Bodenwies hab ich heuer schon zum zweiten Mal richtig blöd geschaut, weil ich vorm Gipfelkreuz stand, ohne es zu wissen. Diesmal hat mir aber niemand auf die Schulter getippt, um mich aufmerksam zu machen. Ich bin ganz von alleine draufgekommen. Ist das nicht ein Beweis dafür, wie entspannt ich mich in der Bergwelt bewege? Andere mögen dazu hirnlos sagen. Mir egal.

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Gipfelfoto am Tanzboden. Jetzt wissen wir auch, wie es hier herüben ausschaut.

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Blick zurück zur Stumpfmauer

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Blick zum markanten Großen Buchstein, zur Tieflimauer und Tamischbachturm. Die Aussicht ist grandios, mein Gedächtnis, was genau was ist, nicht mehr so besonders. Das wäre mir früher nicht passiert. Grrrrr……..

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Auch die nordwestliche Nachbarschaft schaut nicht uninteressant aus. Ich meine die Berge, versteht sich.

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Bilder mit Gipfelkreuz statt Dame.

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Eddie ist mit seinen kurzen Beinchen genau so weit gegangen wie wir und er fühlt sich ganz offenbar noch immer prächtig. Zu trinken und zu fressen haben wir genug mit, zum Knuddeln ist auch immer wer da, Herz, was willst du mehr?

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Jetzt könnte man dem Kamm entlang weiter gehen bis Altenmarkt bei St. Gallen, oder hier absteigen und dann rüber zum Frenzsattel, wo man dann wieder nach Hollenstein zurück könnte. Wenn man sich auskennt oder vorher mehr Zeit eingespart hätte. Aber das alles wäre heute nicht wirklich machbar, weil aus Altenmarkt keine vernünftige Verkehrsanbindung nach Hollenstein existiert und uns der Frenzsattel unbekannt ist. Machen könnte man viel, wenn man Gewalttouren liebt und sowas gut plant. Heute gehen wir lieber zurück und steigen dort ab, wo wir herauf gekommen sind.

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Vielleicht sollte ich jetzt einmal kurz eine Besonderheit erwähnen? Auf dieser Karte sind in violetter Farbe die Landesgrenzen eingezeichnet. Die Tour zur Stumpfmauer und Tanzboden führt genau an die Grenzen von Niederösterreich, Oberösterreich und der Steiermark. Es gibt sogar einen Punkt, an dem sich alle drei Landesgrenzen treffen. Wo das genau ist, kann ich nicht sagen. Ich hab vergessen, darauf zu achten. Es soll dort eine Art Monument oder sowas geben, um auf diesen Umstand hinzuweisen. Wir müssen dran vorbei gerannt sein.

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Schluck………., was für ein Anblick. Die Natur bringt schon wunderbare Dinge hervor. Diese Bergwelt ist ein Wahnsinn. (hähä…..)

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12:16 Uhr. Und noch eine Weile Pause………….

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12:54 Uhr, wir sind am Rückweg in die Senke. Der Gamsstein schaut fast aufdringlich zu uns herüber.

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Und immer wieder wunderschöne Ausblicke.

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Wir nähern uns wieder der “Lucken”, wie das offiziell heißt. Diesmal von unten.

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Der Tanzboden ist schon wieder weit weg.

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13:17 Uhr. Und schon sind wir wieder beim Wegweiser, der uns diesmal den Weg zur Umgehung der Stumpfmauer zeigt. Wir begeben uns auf eine längere und recht hübsche Hangquerung.

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13:36 Uhr. Rückblick zur Stumpfmauer. Jetzt kommt noch die steinerne Maus und dann der Abstieg.

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Der Abstieg ist wesentlich unangenehmer als der Aufstieg. Es ist teilweise noch immer recht feucht und rutschig. Einmal haut es mich auf die Fresse, weil ich offenbar unterm Dreck auf eine Wurzel gestiegen bin. Wir spüren jetzt auch schon die Länge der Tour in den Knochen. Nur Eddie zeigt noch keine Anzeichen von Ermüdung. Beim Runtergehen fällt mir erst richtig auf, wie steil dieser Wald größtenteils ist.

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Endlich sind wir wieder am Ende des Steiges angekommen. Jetzt kommt uns die Forststraße, die nicht steil und nicht hart ist, sehr gelegen.

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16:48 Uhr. Nach fast genau zehn Stunden und etwas über 1400 Höhenmeter sind wir wieder unten. Wir hatten richtig Spaß bei dieser Tour, haben viel gesehen, viel erlebt und einen tollen Tag in der Natur verbracht. Das ist eine ganz andere Herangehensweise als früher und ich hab eine riesige Freude damit.

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So schaut man normal aus, wenn man vom Friseur kommt und nicht nach zehn Stunden am Berg, gnädige Frau! Da kommt man sich ja blöd vor, wenn man total verschwitzt und zerzauselt daneben steht! Kruzifix, weil’s war ist!

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Dann hab ich noch eine Möglichkeit gesucht, unseren Berg abzubilden. Die beste Möglichkeit wäre beim Jagdhaus im Sandgraben gewesen, aber das war mir jetzt zu weit. Allerdings hab ich dann beim Parkplatz in Hollenstein diesen Anblick gesehen und hab angehalten. Und hier zeigt sich unsere Voraple in ihrer ganzen Pracht. Nicht so spektakulär wie von gewissen anderen Seiten, aber schön und groß. Es ist schön, wenn man da steht, rauf schaut und weiß, daß man da grade vorhin noch oben war. Und somit war eine lange und schöne Bergtour auch seelisch abgeschlossen.

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Karte zur Tour.

Einen schönen Tag noch allerseits…………….

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