Alleine vom Vorbeifahren auf der B22 fällt einem weder die Ginselhöhe noch der Lampelsberg sonderlich auf. Dazu sind diese nicht einmal eintausend Meter hohen Mugel von der Seite gesehen viel zu unscheinbar. Auffallen tun sie dir, wenn du entweder am Greinberg stehst oder bei der Urlingerwarte östlich von Scheibbs. Dort sieht man sie nicht von der Seite, sondern in Frontalansicht entlang des Kammverlauf und da schauen beide ungefähr so aus, wie der Schieferstein im Ennstal. Am 9. Februar waren wir am Greinberg und am Blassenstein bei der Urlinger Warte, und daher kam die Neugierde und die Frage, wie es dort oben ausschaut und vor allem, wie man da überhaupt hinauf kommt. Ich hab die Karte genommen, mir das angeschaut und hab festgestellt, mit den momentanen Witterungsverhältnissen wird eine große Rundwanderung über beide Gipfel ein Problem werden, weil wir auf einen der Mugel sicher um die Mittagszeit kommen werden und da fürchtete ich, wäre es so warm, daß wir im Dreck nicht mehr vorwärts kommen. Ergo nur ein Berg. Lampelsberg oder Ginselhöhe? Die Entscheidung fiel für den Lampelsberg. Einfach deshalb, weil mir für die Ginselhöhe keine vernünftige Aufstiegsroute eingefallen ist, die lang genug wäre, um unterhaltsam zu sein und nicht durch den Graben bei Neustift führt. Ihr wisst schon, die Witterung uns so. Es ist ja momentan wieder ein wenig blöd. Es hat geschneit, es war kalt, aber es wird schon wieder wärmer und der Dreck geht grade wieder auf. Die Folge ist Morast.
9:15 Uhr Blick vom Neuhofner Hochkogel in Richtung Ötscher. Temperatur -2°C und leicht bewölkt. Könnte tolles Wanderwetter werden.
Wir fahren nach Gresten und biegen dort in Richtung Scheibbs ab. Bei einem Parkplatz, wo auf der Landkarte “Erber” steht, parken wir und ziehen uns um. Hier am Parkplatz mit Blickrichtung Gresten. Wir müssen ein Stück in diese Richtung gehen und beim Abzwei eines Güterweges links rein.
Selber Standpunkt, Blick Fahrtrichtung Scheibbs
Wir sind am Abzweig zum Güterweg Erberwirt. Wenn ich nicht irre, dann war das große Haus gegenüber vom Parkplatz früher ein Gasthof. Ich kenn das alles nur vom Durchfahren.
Gleich beim nächsten Linksabzweig abbiegen.
Hier ist auch schon der Weg zum Sender am anderen Ende des Bergkammes angeschrieben. Wir folgen allerdings im unteren Teil nicht ganz der Markierung.
Hier sehen wir das westlichste Ende unseres Lampelsberg. Schaut irgendwie noch weit aus.
Rückblick in die Winterlandschaft. Gestern war auf gleicher Seehöhe in Krems alles grün. Kein Schnee weit und breit. Je weiter man gen Westen kommt, desto mehr Winter, könnte man sagen.
Jetzt zu diesem Bauernhof rauf und dort rechts abbiegen.
Auch hier steht ein Hinweisschild.
In einem weiten Rechtsbogen geht’s da jetzt rauf, dann um eine scharfe Linkskehre und dann Obacht!
Nach der Linkskehre noch ein Stück in Richtung Bauernhof, aber vorher rechts auf einen dreckigen Karrenweg abzweigen. Wir haben das Glück, daß es so kalt ist, daß der Dreck hart gefroren ist. Nur ein Stück weiter oben kommt uns der Bauer mit dem Traktor entgegen, auf allen vier Rädern Schneeketten und hinten zwei Bäume angehängt. So eine Begegnung weiter oben wäre schwierig, weil der Weg so eng ist und die Seiten dermaßen vereist, daß man sich ohne Steigeisen nicht halten könnte. Wir hatten aber Glück und er ist nicht nochmals hochgefahren.
Dieser Weg wird immer steiler, je weiter man hinauf kommt. Ungefähr hier ist uns der Traktor begegnet. Das war kein Problem.
Tiefblick. Wir machen Fortschritte.
Hier hinauf wäre eine Begegnung mit dem Traktor gefährlich, weil die Böschungen blankes Eis waren.
Wir steigen höher und höher, die Spur des Traktor endet und weiter führt ein Waldweg, der verschneit zu einer Schulter führt.
Kein Feldweg mehr, keine Forststraße, nur mehr ein langer Kamm. Links eine relativ steile Böschung in den Wald runter, rechts gemütlich abfallende, verschneite Weiden.
Knorrige Bäume zieren den Kamm.
Wir folgen der Spur eines einsamen Wanderers, obwohl die Strecke klar ersichtlich ist. Immer dem Gelände folgen in Richtung Osten.
Sobald man hier heroben ist, ist die Wanderung nur mehr ein Genuß.
Markierungen und Steinmänner zieren den Weg. Zur Orientierung braucht man sie nicht.
Wir folgen den Markierungen so genau wie möglich, auch zwischen den Bäumen durch. Einfach, weil grad Zeit ist.
Die Ginselhöhe 905m genau südlich von uns.
Von hier aus sehen wir zum ersten Mal den Gipfelmugel des Lampelsberg. Dort, im Wald, muß sich die höchste Stelle befinden.
Über den weiteren Weg gibt es auch bei Schnee keinen Zweifel. Die Spur des Wanderers durch die Schneise weist und den Weg.
Ich könnte mich in den Arsch beißen! An diesen knorrigen Baum da vorne links, der mit der Markierung, ist ein geschnitzter Herrgott genagelt. Wann man den Baum heran zoomt, sieht man ihn sogar hängen. Ich hab das übersehen, aber auf einem Foto im www hab ich das gesehen und sofort an diesen Baum gedacht. Der höchste Punkt ist das aber, Daumen x Pi, nicht. Die Stelle mit dem Vermessungsstein scheint mir, wenn auch nur ganz wenig, höher.
Da ist er, der Vermessungsstein. Das Gipfelkreuz steht allerdings nicht mehr dort. Das ist ein mitwanderndes Gipfelkreuz für genau solche Fälle.
Wir halten uns hier aber gar nicht auf sondern gehen gleich weiter in Richtung Sender. Das ist der Gipfelmugel von Osten aus gesehen.
Da vorne nach dem Zaunübersteig ist man schon wieder auf der Weide.
Tiefblick nach Scheibbs. Das macht am Bild nicht viel her, in Original schaut das aber recht gut aus. Wenn man sich einmal zurecht gefunden hat, findet man auch die Urlinger Warte, die östlich von Scheibbs am Blassenstein steht.
Noch einmal aufpassen, daß sich die Leine vom Burzelbär nicht im Stacheldraht verfängt, weil bei dem weiß man nie, wann er unten durch teufelt.
Bei der Sonja ist das vorhersehbarer. Übrigens, in diesem Stück Wald mit dem Gipfel war es saukalt!
Da sind wir schon beim Sender und hiermit erkläre ich den Lampelsberg für überschritten. Richtig machen wir das später ohne Schnee und nehmen die Gindelhöhe mit.
Von hier aus bekommt man auch eine bessere Vorstellung, warum Lampelsberg und Ginselhöhe aus dem Osten wesentlich interessanter ausschauen. Das da drüben ist die Ginselhöhe.
Das da ist der Sender am östlichen Ende des Lampelsberg.
Und das ist ein etwas kurioses Hinweisschild. “Automatische Überwachung. Jede Beschädigung wird verfolgt!” “Wenn sie Beschädigungen feststellen, bitten wir um Benachrichtigung unter der Telefonnummer xxxx”. Scheint nicht recht zuverlässig zu sein, diese automatische Überwachung.
Bei dieser trockenen Stelle wollen wir eine Rast einlegen, aber….
… ein Stück weiter in Richtung Sender finde ich dieses Bankerl, das zwar naß ist, das mir aber als Stellfläche für meine Feldküche gute Dienste leisten kann. Der Kocher ist eigentlich schon fast ein antikes Teil, ein Campinggaz Rando CV360, den ich seit mindestens 25 Jahren hab und der längst nicht mehr hergestellt wird. Ich hatte den schon vergessen, bis ich ihn, Originalverpackt und ungeöffnet, wieder fand. Was da heizt, ist noch die originale Kartusche, die dabei war. Ich hab auch einige Ersatzkartuschen, die heute recht teuer sind (und eigentlich nur mehr für Fondue und Lötkolben hergestellt und in Frankreich vertrieben werden), aber die kann man, Dank Kugelventil, mit Nachfüllflaschen für Gasfeuerzeuge befüllen und das ist dann billig. Ich liebe diesen Kocher für so kleinere Touren. Den Dreiviertelliter bringt er schnell zum Kochen und kompakt ist er außerdem.
Südtiroler Bauernsuppe. Mahlzeit.
Noch ein Schlückchen heißen Tee zum Runterspülen und dann geh ma wieder
Und wieder ist es im Gipfelwald vom Lampelsberg saukalt.
Aber wir kommen ja schon wieder in die Sonne, und da merkt man einen deutlichen Unterschied. Der Schnee wird jetzt in der Sonne richtig sulzig.
Wir haben gesagt, wir gehen am selben Weg zurück, weil wir jetzt alles von der anderen Richtung sehen und auch das genießen können. Es ist so schön hier!
Der Schnee ist jetzt wesentlich matschiger als beim Aufstieg.
Schauen wir nochmals zurück zum Gipfelmugel.
Bevor wir wieder im Wald verschwinden, trinken wir nochmals einen heißen Tee, damit ich nicht so schwer schleppen muß.
Der kleine Steinmann rechts hat einen richtigen Eiszapfen.
Wir sind wieder am westlichsten Punkt angekommen. Ab jetzt geht’s wieder bergab.
Da runter schaut jetzt nicht so elend aus wie rauf. Wir steigen allerdings nicht genau am selben Weg ab wie beim Aufstieg. Da unten gibt es einen verschneiten Weg, der rechts abzweigt. Das dürfte der markierte Weg sein, den wir beim Aufstieg (mit Absicht) vorm Bauernhof verlassen haben. Der kommt uns jetzt recht gelegen, weil zu befürchten ist, daß der Aufstiegsweg durch die Sonne tiefer Morast ist.
Das ist das Steiglein, daß sich mittelsteil querend bergab zieht.
Da stehen in kurzen Abständen mehrere Steinmänner. “Wie beim Stoamandlweg am Glatzberg” sagt Sonja.
Ein hübscher Steinmann mit einem roten Hut.
Er bekommt von Sonja eine Verzierung. “Sonja was here”
Nach einem kurzen Ratespielchen im Wald, einem Abstecher über eine Weide und dem Überkraxeln von zwei Gatter, die wir nicht aufbringen, stehen wir wieder am Bauernhof, unter dem wir über den dreckigen Weg aufgestiegen sind. Hoffentlich hat uns keiner gesehen, sonst werden die wohl denken “Ja, ja, die Städter. Zu blöd, ein Viehgatter aufzumachen!”
Die Beinchen von Eddie sind wieder massiv mit Eiskugeln verpappt.
Es ist so wie immer. Jetzt, beim Runtergehen sehen wir den Berg im Rückblick ganz anders als vor ein paar Stunden beim Aufstieg. Jetzt wissen wir, wie es da oben ausschaut. Das ist das schöne am Wandern. Du kennst dich nachher viel besser aus als vorher. Das ist auf der einen Seite spannend und auf der anderen Seite lehrreich.
Jetzt nehm ich mir auch Zeit, dieses Marterl genauer anzuschauen.
“Jetzt setzen wir uns auf diese Bank” sag ich zu Sonja. “Weißt du, warum?” “Klar”, sagt sie, “weil wir hier noch nie gesessen sind”. Wir verstehen uns.
Spieglein, Spieglein an der Wand……. Ach, lassen wir das.
14:33 Uhr. Noch ein paar Meter, dann sind wir wieder beim Auto zurück und ein paar wunderschöne Stunden in der Natur haben wieder ihr ENDE gefunden.
Nach einer ordentlichen Rast in Gresten kommen wir um 15:12 Uhr sechs Stunden nach der Abfahrt wieder am Hochkogel bei Neuhofen an. Da hat sich ganz schön was geändert.