Ein paar Tage an keinen Alltag denken, ein paar Tage Urlaub in den Eisenerzer Alpen. Wandern, Rasten, den Tag vom Morgen bis zum Abend einfach nur genießen, das war der Plan. Wo uns die Wanderungen genau hinführen würden, wussten wir noch nicht, weil das hängt ja weitgehend vom Wetter und zu dieser Zeit des Jahres sogar von der Schneelage ab. Zur Auswahl hatten wir uns den Zeiritzkampel, die Böse Mauer und den Lugauer im Radmertal gemacht, dann noch den Eisenerzer Reichenstein, das Gößeck und die Hohe Zölz und ein paar kleinere Ziele für schlechtes Wetter. Wichtig war, Spaß an unseren Unternehmungen zu haben, bloß keinen Stress und so unabhängig zu sein wie nur irgendwie möglich.
Montag, 29. Mai 2023
Abreise am Morgen mit kurzem Abstecher ins Radmertal, um die Schneelage zu peilen. Bis zur Lugauer Plan alles schneefrei, in der Plan genau am Weg Schnee, der sich am Grat leicht umgehen lässt. Heißt, der Lugauer wäre eine Option. Als nächstes, die Mittagszeit naht, haben wir Eisenerz unsicher gemacht. Ein wenig spazieren gehen, Mittagessen, wieder spazieren gehen und dann weiter gen Süden.
Spaziergang zum Schichtturm
Rast mit Blick zum Pfaffenstein
Der Schichtturm, eines der Wahrzeichen von Eisenerz
Blick über den nördlichen Teil von Eisenerz zum Hochblaser 1771m
Blick zu Erzberg und Eisenerzer Reichenstein
Nachdem wir uns dann noch die Ausgangspunkte beim Reiting und bei der Hohen Zölz angeschaut haben (Feiertag und damit volle Parkplätze), kehren wir zum Präbichl zurück und beziehen unsere Unterkunft. In der Latschenstub’n waren wir schon im Herbst einquartiert und haben nur beste Erfahrungen gemacht.
Egal, in welche Richtung man schaut, schön ist es hier überall und auf der Terrasse kann man herrlich entspannen.
Da fühlt man sich fast wie zuhause. Sonja und Eddie
Dienstag, 30. Mai 2023
Eingang Schardorf, Blick zum Reiting. Der Bechlgraben, der Grießkogel 2148m und das Gößeck 2214m sind hier schön zu erkennen.
6:40 Uhr. Der Parkplatz (eine kleinere und eine große Stellfläche) waren gestern noch gesteckt voll, heute sind wir die Einzigen. Rucksack am Rücken, Eddie an der Leine und viel Eifer im Gepäck, so stapfen wir los.
Wie unheimlich hilfreich heutzutage das weltweite Web sein kann, zeigte diese Tour ganz besonders. Der Reiting ist von uns aus zu weit weg, um einfach ein paar Mal hin zu fahren, sich die Örtlichkeiten anzuschauen und die beste Ausgangsposition auszusuchen. Vor allem die Wahl des Weges ist heute wesentlich einfacher zu recherchieren, als das früher der Fall gewesen wäre. Eigentlich wollten wir durch den Bechlgraben aufsteigen. Alternativen, die mir noch (aus Wanderbüchern) bekannt waren, wären das Kaisertal oder der Grataufstieg über Klauen 1849m und Kahlwandspitze 2090m gewesen, weit und steil. Dann hab ich bei den Recherchen die Alternative gefunden. Start wie beim Aufstieg durch den Bechlgraben, aber dann auf einen Jagdsteig abzweigen und westlich des Bechlgraben über den Kamm rauf. Und es war gut so!
Übersicht Google Earth. Vom Ausgangspunkt am Wanderparkplatz nach dem Hof Zeller hinter Schardorf (893m) zum Gipfel liegen etwas über 1300Hm vor uns.
Los geht’s auf einer Schotterstraße gleich hinterm Schranken.
Am Ende dieser Straße, in einem strengen Wasserschutzgebiet (mehrere Brunnen, eingezäuntes Gelände) zweigt der Weg als Pfad links in den Wald ab.
Hier muß die Entscheidung fallen. Zweite Chance gibt es keine. Will man durch den Bechlgraben aufsteigen oder am (unmarkierten) Jagdsteig? Folgt man dem Schild nach rechts, steigt man durch den Bechlgraben, nimmt man den linken Steig, ist die Charakteristik des Aufstieges eine gänzlich andere. Wir entscheiden uns, schon alleine wegen der Möglichkeit von Schnee im Graben, für den Jagdsteig.
Im unteren Teil ist das Steiglein durchaus mit dem Steig vom Sandgraben zur Niederscheibenalm am Gamsstein bei Hollenstein vergleichbar. Wenig steil, ja sogar richtig gemütlich ansteigend mäandert das Steiglein durch das mehr oder weniger steile Waldbelände stetig höher.
Wir haben dieses Steiglein sofort ins Herz geschlossen.
Einmal ist ein Wildzaun zu übersteigen. Für Hunde kein Problem. Gleich neben der Leiter ist unten eine Öffnung, durch die auch größere Hunde passen.
Langsam gewinnen wir so viel an Höhe, daß es auch dann und wann einmal zu einer schönen Aussicht kommt. Wir sind aber erst gut eine Stunde unterwegs.
Hindernisse wie dieses sind leicht zu überwinden, der “Jagdsteig” entpuppt sich immer mehr als hervorragend instandgehaltener und offensichtlich gut begangener, wunderschöner Weg.
Mit zunehmender Höhe häufen sich die schönen Ausblicke.
Wenn man auf den Grat nördlich des Bechlgraben schaut, könnte sich das als frustrierend auswirken, weil diese Zinken, die relativ zum Gipfel weit unten sind, sich noch immer so hoch über uns befinden.
Wunderschöner Ausblick in den Süden. Irgendwo da unten sind wir los gestiefelt.
Der Waldboden weicht immer mehr felsigem Untergrund.
Langsam sind wir an der Baumgrenze
Diese Jagdhütte steht verschiedenen Beschreibungen nach in der Nähe des Rumpeleck. Gerne würde ich wissen, wie und von wem diese Hütte gebaut wurde. Die Lage ist für eine Jagdhütte ein wenig seltsam.
Dieser Stein liegt bei der Hütte, ich laß ihn aber liegen.
Insgesamt scheint das Ding in keinem schlechten Zustand zu sein.
Dann stehen wir plötzlich vor einer Almwiese. Die Pflöcke stehen, der Zaun ist allerdings noch nicht gespannt.
Über uns (rechts) ist der Grieskogel 2148m zu sehen und dient ab jetzt als Indikator für den Fortschritt im Aufstieg.
Der Reiting entpuppt sich, je höher wir steigen, als Blumenberg.
Eddie fühlt sich pudel……äh……yorkiewohl.
In so einer Umgebung wird einem bewusst, wie klein und unbedeutend man eigentlich ist.
Blick zum Gößeck, unserem Ziel. Jetzt ist es nicht mehr weit.
Der Ausblick öffnet sich beim Gipfelanstieg zu jeder Seite
Nur vor uns am Gipfelhang ist außer grobes Gras und einem Schneefeld noch nicht viel zu sehen.
11 Uhr. Gößeck, mit 2214m der höchste Punkt der Eisenerzer Alpen. Ein Dank an den unbekannten Wanderer, der uns fotografiert hat.
Vom Gesäuse bis zu den Eisenerzer Bergen breitet sich alles vor uns aus.
Sehr interessanter Ausblick, weil genau vor uns, etwas links der Bildmitte, die Hohe Zölz zu sehen ist, die wir am Donnerstag besteigen wollen. Links dahinter der Eisenerzer Reichenstein, rechts davon der Kamm, auf dem der Grete Klinger Steig über die Vordernberger Mauer zum Fahnenköpfl führt.
Blick nach Südosten über Trofaiach hinweg
Blick zum Nachbarn hinüber, dem Grieskogel mit 2148m. Das ist zwar klarerweise kein eigener Berg, aber doch ein Mugel, den man bestiegen haben sollte, wenn man schon hier ist. Sonst ärgern wir uns hinterher immer maßlos. Ich weiß jetzt zwar noch nicht mit Sicherheit, daß wir da hinüber gehen, aber ich hab so das Gefühl, also ob….
Der Schnee, hier heroben in der Sonne gottlob nicht viel davon, ist recht sulzig und unangenehm. Der Gedanke, auf so eine Art von Schnee im steilen, schattigen Bechlgraben zu treffen, den wir noch dazu nicht kennen, lässt uns ganz klar entscheiden, daß wir am Aufstiegsweg wieder absteigen werden.
Noch ein Blick in den nördlichen Abgrund, dann stapfen wir wieder nach unten zum Sattel, der Gößeck und Grieskogel trennt.
“Muß man eigentlich da oben gewesen sein?” frag ich, fast unten am Sattel und bei den Schildern angekommen. Wir haben ein provisorisches Gipfelkreuz in einem Steinhaufen gesehen und als ich in Sonjas Augen schau, biegen wir wortlos zum Grieskogel ab.
Blick vom Grieskogel zum Gößeck.
Blick hinunter zur Einsattelung zwischen Grieskogel und Gößeck, wo sich der einsame Wanderer vom Gößeck grade anschickt, ebenfalls herauf zu kommen. Ich hab nicht weiter drauf geachtet, weil der uns erzählt hat, er wäre schon ungefähr fünfzehn Mal aufs Gößeck gestiegen. Beim Abstieg zum Aufstiegsweg (dazu kommen wir gleich) haben wir den wieder getroffen, als er uns einholte. Ob wir uns vergangen hätten, fragte er, oder ob wir mit Absicht auf den Grieskogel gestiegen sind, was bei mir die Zahnräder der Gedächtnishalle in Bewegung setzte, weil ich mich frag, wie man bei klarer Sicht irrtümlich auf den Grieskogel steigen kann? Es stellte sich heraus, er ist uns einfach nachgegangen, weil er noch nie am Grieskogel war. Na, so ist unser seltsamer Brauch, bei einer Bergbesteigung auf alles andere auch, und wenn es noch so unwichtig ist, zu steigen, dem Fremden ebenfalls zugute gekommen und nach fünfzehn Gößeck Besteigungen war er jetzt auch am Grieskogel.
Eigentlich war mir schon beim Aufstieg klar, wir müssten vermutlich den selben Weg auch wieder hinunter gehen, weil die Flanken dieses Mugel doch zu steil für einen direkten Abstieg erschienen. Als wir aber am Gipfel gen Südosten schauten, sahen wir große Steinmännern in einer Reihe hintereinander, in gleichen Abständen und in einer graden Linie angeordnet stehen und ich dachte, “Das ist kein Zufall, sondern das markiert einen Weg!” und wir stiegen den Steinmännern folgend den runden Rücken des Grieskogel hinunter.
Die Steinmänner haben uns genau zu unserem Auf- und Abstiegsweg hinunter geleitet.
Ein Blick zurück zum Gößeck, dann steigen wir weiter ab und verlieren diesen schönen Gipfel aus den Augen.
Wir haben wieder die Almwiesen erreicht.
Im Eisenbeschlag eines Fensterladens klemmt dieser Stein, der jetzt ein Fensterbrett in Niederösterreich ziert.
Ich wunder mich noch, daß ich diese Stelle vom Aufstieg nicht mehr in Erinnerung hab? Da sind wir auch nicht rauf, sondern ein paar Meter weiter rechts führt das Steiglein gemütlich um diese Steilstufe herum. Der direkte Abstieg hier ist jedoch auch kein Problem.
Hatte ich beim Aufstieg zu fotografieren vergessen. Da gibt es einen Abzweig, bei dem man sich unbedingt rechts halten muß, sonst setzt es einen großen Umweg. Um das zu verhindern, sind hier zahlreich die Bäume beschriftet. “Steig!” steht drauf, um auf den richtigen Weg hinzuweisen. Wer das übersieht, der hat den Umweg auch verdient.
Da müssen wir natürlich auch wieder drüber.
Wir sind wieder unten und im Wasserschutzgebiet.
Dann folgen wir noch ein Stück der Forststraße …
… an diesem Brunnen vorbei aus dem Wald hinaus…
… und sind schon wieder am Parkplatz. 14:35 Uhr. Knapp acht Stunden hat unsere Wanderung auf’s Gößeck gedauert, aber noch sind wir nicht fertig.
Bei diesem kleinen Parkplatz gibt es Tisch und Bank und hier nehmen wir in Gesellschaft von Artgenossen unser Mittagessen ein. Nein, wir fressen denen nicht das Gras weg. Wir haben alles selber mit, was man zum Leben braucht.
Der Kocher zischt, die Dosensuppe blubbert. Fehlt nur mehr eine größere Pfanne und eine Krenwurzen, und wir könnten Rindfleisch mit Semmelkren machen.
Gesättigt und zufrieden verlassen wir nach einer Stunde Mittagspause Schardorf und den Reiting wieder in Richtung Norden.
Am Abend, vor dem Einschlafen, haben wir noch eine Menge zu erzählen, was wir heute alles erlebt haben. Gute Nacht, bis Morgen.
Mittwoch, 31. Mai: Militärluftfahrtmuseum Hangar 8 Zeltweg
Donnerstag, 1. Juni: Hohe Zölz 1897m