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25. März 2021

2021. 03. 25. Eibenboden-Eibenmühle-Trefflingfall-Nestelberg-Gsoll

Strecke: Parkplatz Eibenboden-Eibenmühle – Trefflingfall – Toreck – Brücke-Nestelberg-Gsoll-Aufstieg zum Nestelberg
Dauer: 6,5 Stunden

Um 8:30 Uhr standen wir voll adjustiert, Hund an der Leine, am Parkplatz Eibenboden bereit. Ziel, der Nestelberg mit 1057m. Strecke Höhe über Eibenbachmühle, Trefflingfall, Nestelberg und Gsoll. Das Wichtigste der Tour war, daß es schön war und der Nestelberg sollte das am höchsten gelegene Ziel sein. Im Mittelpunkt stand der Spaß. Diese winterlichen Bedingungen stellen ganz andere Herausforderungen, als Wandern im Sommer und sie bieten auch eine ganz andere Art von Spaß.

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Die winterlichen Verhältnisse hier in der Schlucht sind ein starker Kontrast zum (jetzt wieder) frühlinghaften Wetter bei uns in Amstetten.
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Bei der Eibenbachmühle, wo die Forststraße endet und der richtige Steig beginnt, konnten wir uns gleich vorstellen, was uns erwartet.

Gleich vom Parkplatz weg lag Schnee. Man muß zuerst eine Forststraße bergauf gehen, oben nach rechts abbiegen und einer schlechteren Forststraße wieder runter zur Eibenbachmühle an der Erlauf folgen. Ab der Eibenbachmühle dann nur mehr ein Steig, der mehr oder weniger direkt am Bach einen Hang entlang führt und wir waren die ersten, die eine Spur in den Schnee zogen. Wobei das ein wenig seltsam ist. Das Gebiet der Tormäuer ist ein Gebiet der Schluchten. Hier kommt teilweise das ganze Jahr kein Sonnenlicht herein, und so bleibt auch der Schnee sehr lange liegen. Klarerweise gibt es immer wieder unternehmungslustige Leute, die auch bei Schnee in diesen Schluchten und Hängen herumwandern und selbstverständlich entstehen dadurch immer Spuren im Schnee. Die allerdings beim nächstbesten Schneefall wieder zugeschneit werden. Diese schon vorhandenen Spuren zeichnen sich allerdings durch die neue Schneedecke in Kontouren ab und geben einen Hinweis auf den Weg, was das Vorwärtskommen, sofern man sich nicht so oft in diesem Gebiet aufhält, sehr erleichtert. Dieser sich schemenhaft abzeichnende Weg war auch für uns eine große Erleichterung.

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Der Hundsbachfall.

Erster Höhepunkt ist der Hundsbachfall. In strengen Wintern, wenn dieser hohe, aber schmale Wasserfall zugefroren war, gab es hier Spezialisten, die sich eine Alu-Leiter mitnahmen, um damit den Bach (Die Erlauf, die hier noch sehr klein ist) überqueren zu können und dann mit Steigeisen und Eishämmern diese aus Eis geformte Wand hochkletterten. Also für mich wäre das nichts. Ich hätte wirklich Schwierigkeiten, diesem Vorhang aus Eis, der mehr oder weniger fest an der Felswand klebt, zu vertrauen. Das ist aber sicher genauso nur Gewohnheit und Erfahrung, wie mit einem Motorrad mit hohen Geschwindigkeiten kurvenreiche Strecken zu fahren. Man muß wissen, was man tut, oder zumindest fest dran glauben, daß man weiß, was man tut. Ohne diesem Vertrauen geht beides nicht. Sowas gehört, wie vieles, zu den Dingen, die Reinhold Messner als die Eroberung des Nutzlosen bezeichnete. Hauptsache, schön ist es.

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Blick in die Vergangenheit der Erde
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Mich fasziniert immer wieder, diese Schichten aus Stein anzuschauen und mir vorzustellen, wie das wohl entstanden sein mag.       
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Ein eigenes Erlebnis ist der Trefflingfall. Rund 100m ist dieser Wasserfall insgesamt hoch. Das Wasser fällt allerdings diese Höhe nicht einfach durch runter, sondern in Kaskaden mit höchstens 20m Höhe. Und das besonders schöne ist, daß unmittelbar daneben ein Steiglein nach oben führt, das einen, wenn man ihm folgt, zur Ötscher Panorama-Straße hoch führt, wo (in Corona-Freien Zeiten) Hütten zu Speis und Trank einladen. Sonja stieg bis zur Brücke hoch, ich folgte mit Eddie ungefähr bis zur Hälfte. Ich war schon oft dort oben und konzentrierte mich mehr auf das eine oder andere schöne Foto vom Wasserfall, wozu ich mehrfach vom Steig direkt zum Wasser runter stieg. Einmal kann man sich, wenn man sich traut, direkt hinter den Wasservorhang stellen.

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Erster etwas kurioser Blick zum Toreck.
Dieses “Häuschen” steht schon seit vielen Jahren hier. Man beachte auch den Tunnel an der gegenüber liegenden Felswand.  

Gleich hinter dem Wasserfall wartet die enge, rund 100m lange Schlucht, das Toreck auf uns. Hier sollte Mitte der 60er Jahre eine 80m hohe Staumauer gebaut werden, die alles dahinter liegende im Stausee ersäuft hätte. Massive Proteste verhinderten (Gottlob!) dieses Projekt und 1970 entstand dadurch der Naturpark Ötscher-Tormäuer. So sehr ich für die Nutzung der Wasserkraft in unserem Land bin, so froh bin ich, daß uns diese wunderschöne Naturlandschaft erhalten blieb. Gar so viel Strom hätte dieses Kraftwerk nicht erzeugt, aber sehr, sehr viel wunderbare, mit Abenteuern gefüllte Landschaft zerstört.

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Kaskaden des Trefflingfall           
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Diese Engstelle, gut mit einem fest montiertem Schutzgeländer gesichert, war auch die einzige Stelle unserer Wanderung, die wir im Laufschritt durcheilten, obwohl man dort im Normalfall recht langsam geht, um diese Schlucht zu genießen und auch um die Spuren der Vorarbeiten für die Staumauer anzuschauen. Unsere Eile hatte einen simplen Grund. Wasser. Wasser von oben! Ein Trümmerhaufen aus zerbrochenen Eiszapfen bedeckte den schmalen Steig und Schmelzwasser floss in Strömen von oben über die felsigen Überhänge herunter. Mitten in diesem engen Gang befindet sich eine Art Höhle oder Unterstand, in dem man kurz Unterschlupf findet. Was in diesem Fall keinen Sinn hat. Es hört nicht auf zu regnen, weil es nicht regnet. Bald danach erreichten wir die Eisenbrücke, die hier die Überquerung der Erlauf trockenen Fußes ermöglicht, und dahinter beginnt rechter Hand der Steig, der zuerst in recht steilem, felsigem Gelände, oben dann etwas flacher durch einen Föhrenwald nach Nestelberg führt.

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Der gesicherte Steig am Toreck

Kurze Rast, dann Aufstieg auf einem Steig, den ich, wie mir oben beim Eingang Nestelberg auffiel, schon einmal vor Jahren gegangen war. So gesehen war mir der Steig während des Anmarsches unbekannt. Ich hatte es schlicht und einfach vergessen. Hier in diesem Gelände sagen Fotos nicht viel. Man kann die Steilheit nicht so zeigen, wie sie wirklich ist. Ich hatte auch genug damit zu tun, mir die Schönheit der Landschaft anzuschauen und auf meine Hund aufzupassen, der ständig versucht war, an allen möglichen Stellen abseits des Weges ins sehr steile Gelände abzuhauen. Das ist einer der Gründe, warum ich ihn nie von der Leine lasse. Der ist mir zu viel Terrier (na ja, er ist ja einer). Vollkommen unbesorgt.

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Ab hier wäre im Falle des Staumauerbaues in dieser Richtung alles unter Wasser gestanden und diese wunderbare Landschaft wäre nicht begehbar.       
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Da vorne beim gelben Schild ist der Abzweig rauf nach Nestelberg.
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Auch Eddie findet das alles recht aufregend.

Hier war eindeutig seit zumindest einigen Tagen niemand gegangen, und trotzdem ist der Weg auch im Schnee sehr gut zu erkennen. Das sind keine Steigspuren, die künstlich zu Wanderzwecken angelegt wurden. Das ist ein Weg, der seit weit über hundert Jahren existiert und der früher das Tal mit der einsamen Ortschaft (ehemalige Holzfällersiedlung) Nestelberg verbunden hat. Natürlich müssen hier keine Einheimischen mehr zu Fuß zwischen Gaming und Nestelberg pendeln, um ihre Einkäufe zu erledigen. Längst führt eine zwar enge, aber asphaltierte Straße nach oben, und die wird offenbar im Winter sogar geräumt. Auf dieser engen Straße quälen sich auch schwere Holzfuhrwerke aus den Wäldern nach Gaming und zu den Sägewerken. Trotzdem hat dieser Steig seinen Wert nicht verloren, denn heute erfreut er Wanderer mit seinem schönen Verlauf. Und im Winter ist es hier zwar mühsam, aber vielleicht noch viel schöner als im Sommer, weil dann diese Gegend noch einsamer und abgelegener wirkt.

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Auf diesem Steig vergeht die Zeit wie im Flug.
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Im oberen Teil führt der Weg durch den Fichtenwald.
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Und so latscht man dahin und vergisst aller rund um einen herum. Es wird ganz still und nur der Weg ist das Ziel.      
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Keuch, schnauf, schwitz…
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Eddie übernimmt wieder einmal die Spurarbeit und wir latschen unserem zotteligen Führer hinterher. Und plötzlich hebt man den Kopf und oh Wunder, oben zeigen sich die ersten Häuser von Nestelberg. Man geht so in Gedanken versunken dahin, daß man das gar nicht bemerkt.         
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Da lugen doch glatt Häuser über den Buckel da oben!

Nachdem wir das steile Gelände verlassen hatten, führt der Weg fast schnurgrade aufwärts durch dichten Fichtenwald und entlässt die Wanderer dann sehr überraschend kurz unterhalb der Ortschaft Nestelberg. Zuerst bemerkt man das gar nicht, bis man einmal nach oben schaut und die Dächer zweier Häuser über die Böschung lugen sieht. Und wenn man sich dann bis zur Kante dieser Böschung am Ende des Pfades vorgekämpft hat, wird man schon vom engen Eingang in die Ortschaft erwartet. Von hier aus, aus dem Graben kommend, wirkt das wie der Eingang zu einer durch Schneemassen verschütteten, unbewohnten, einsamen Ortschaft in den Bergen. Allerdings täuscht dieser Eindruck, sobald man Nestelberg wirklich betreten hat.

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Rückblick auf den Aufstiegsweg und die umliegende Bergwelt.

Laut den Informationen, die man im Internet und in Büchern findet, waren in den Jahren vor dem 2. Weltkrieg hier heroben noch ein Gasthaus und ein Kaufhaus zu finden. Dies gibt es nicht mehr. Ehrlich gesagt hatte ich nicht erwartet, daß hier im Winter überhaupt noch jemand wohnt. Ich war der Meinung, wenn hier noch jemand lebt, dann bestenfalls im Sommer als eine Art Sommerfrischler oder als Zweitwohnsitz für irgend jemand, der sich vom Alltag und beruflichen Streß erholen will. Aber nein, der erste und einzige Fremde, der uns auf unserer Wanderung begegnete, war ein alter Herr, der im Rollstuhl vor dem Haus saß und den ich nach dem Weg nach Gsoll fragte. Ich hatte mich, als wir den zivilen Teil des Ortes betraten (wir kamen ja vom wilden Teil aus der Schlucht), schon gefragt, ob es sein kann, daß hier die Straße auf natürliche Weise so schneefrei sein könne, wie sie sich uns präsentierte, oder ob die mit einem Pflug geräumt wurde. Erst als ich diesen alten Herrn im Rollstuhl sitzen sah, erkannte ich, daß Nestelberg wohl nicht aufgelassen, sondern noch immer bewohnt war, und ich frug ehrlich gesagt eher aus Überraschung den aus Notwendigkeit nach dem Weg, denn eine recht gute Karte hatte ich ja mit.

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So zeigt sich der Ortseingang Nestelberg, wenn man von der Erlauf kommt. Von hier schaut das weder einladend noch bewohnt aus.
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Auch wenn man sich weiter nähert, ist noch kein Leben zu erkennen.
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Doch kaum biegt man um die erste Ecke, zeigt sich ein ganz anderes Bild.

“Grüß Gott,” sagte ich zu dem Herrn, “wo geht’s den hier nach Gsoll?”
”Nach Gsoll? Da” meinte er und zeigte mit der Hand auf eine enge Gasse gleich gegenüber, die in einen Hang führte “könnte ihr gehen, oder besser noch”, er schaute auf Eddie, “hier auf der Straße” und zeigte auf die asphaltierte Straße, die aus dem Ort raus und zum Wald führte.
“Aha, da geht’s nach Gsoll” antwortete ich.
“Ja”, meinte er, “aber mit dem kleinen Hund wird das mühsam werden. Wo kommt’s ihr den her? Vom Parkplatz?”
Ich wusste nicht, welchen Parkplatz er meinen könnte und antwortete “Wir kommen von der Eibenbachmühle und vom Wasserfall”.
“Na Bum, da seid ihr aber schon brav unterwegs gewesen” meinte er. “Da rauf ist es aber mühsam nach Gsoll. Besser wäre auf der Straße!”
”Ach”, meinte ich, “bisher haben wir das recht lustig gefunden. Wird schon gehen” und wir wendeten uns der anderen Straßenseite zu, um in besagten Weg einzubiegen.
“Na, wenn ihr das lustig gefunden habt, dann könnte ihr auch da gehen” sagte er, als wir uns verabschiedeten.    
”Pfüat euch Gott und kommts gut Heim” meinte er dann noch hinter uns, dann verschwanden wir hinter der Hütte und stapften wieder im tiefen Schnee aufwärts.
Offenbar war dann noch jemand, vielleicht seine Frau, aus dem Haus gekommen, denn ich hörte den Mann noch zu jemand sagen “Die gehen da nach Gsoll rauf”, dann war es wieder still und wir waren wieder alleine.

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Hier gibt es auch schöne Ausblicke in die Bergwelt.
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Bitte lächeln…………


Na ja, der restliche Weg nach Gsoll wurde dann wirklich ein wenig mühsam, aber es ging doch nicht gar so schlecht. Noch war der Schnee so hart, daß Eddie den Boden unter den Beinchen nicht verlor. Sonja und ich versanken hier doch erstmals etwas kräftiger im Schnee. Je höher wir kamen, desto mehr gabs von dem weißen Zeugs. Keine Anzeichen von irgendwelchen Spuren einer Begehung.

Hier hatte ich mir dann auch meine Oberbekleidung vollkommen gewechselt, weil meine zwei Funktionsleibchen und das wattierte Hemd waren inzwischen pitschnaß durchgeschwitzt. Mit neuer Wäsche fühlte ich mich gleich wie neu geboren und wir wurden kurz unter Gsoll auch ordentlich auf die Probe gestellt. Hier waren keine Wegspuren mehr zu sehen, der Schnee war schon zu hoch, aber es schien, als ob oben bei einer Geländekante eine Straße zu sehen wäre und wir entschieden uns, gleich gradeaus über die Böschung nach oben zu steigen statt weiter zu queren. Wie die Wühlmäuse wühlten wir uns durch den Schnee nach oben und mein braver Eddie hatte mit seinen kurzen Beinchen seine liebe Mühe, trotz Allradantrieb überhaupt vorwärts zu kommen. Der Schnee trug nun auch ihn nicht mehr und er versank bis zum Bauch. Trotz allem wühlen und krabbeln rutschte er auf der steilen Böschung immer wieder zurück nach unten und ich schnappte ihn am Kragen, oder besser gesagt am Geschirr und hob ihn mit Schwung über eine Wächte auf die Straße.

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Nicht einmal eine handvoll Häuser und Hütten bilden Gsoll

Ja, es war die Straße, die uns der alte Herr nach Gsoll beschrieben hatte. Sie war nicht geräumt, aber schön begehbar. Auf jeden Fall wesentlich einfacher als der Weg, den wir gewählt hatten. Bei einem Blick nach unten über die Böschung schüttelte ich dann lachend den Kopf. “Und sowas finden wir wirklich lustig?” fragte ich mich, aber zumindest bis hier her mußte ich die Frage mit einem klaren JA beantworten. Wir fanden das lustig.

Jetzt keuchte ich aber schon ordentlich, Im letzten Teil des Aufstieges war Schnee in meine Schuhe gefallen (die Gamaschen lagen daheim im Kasten, damit ihnen nix passiert), meine Socken waren total durchnässt und meine Füße kalt, aber noch immer fanden wir das lustig. Auf der Straße hier kamen wir wieder besser vorwärts bis zum Ende der kleinen Ortschaft. Ortschaft ist vielleicht ein wenig übertrieben. Siedlung mit nicht einmal einer handvoll Häuser und Hütten trifft es besser. An besagtem Ende  dieser Siedlung schwant mir böses. Spuren eines Forst- oder Ziehweges waren zwar zu erkennen, aber auch tiefer Schnee. Je höher wir kamen, desto tiefer wurde der Schnee jetzt und erreichte dann eine unangenehme Höhe. Ich befürchtete ab hier Zustände wie am Marsch zum Eisernen Herrgott in der Brach vor einem Monat. Ganz so schlimm wurde es zwar nicht, aber ähnlich mühsam.

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Nach meiner Planung hatte ich vor, wir würden diesem Forstweg oder was immer das war hinter Gsoll so lange folgen, bis wir auf die Hochspannungsleitung treffen, die genau über den Gipfel des Nestelberg führt, und dieser Leitung sollte der Wegweiser zum Gipfel werden. Diesen Kahlschlag unter der Leitung hatte ich auf einem Foto in einem Blog gesehen, der den Weg zum Nestelberg beschrieb. Das Problem dabei war, daß diese beschriebene Tour erstens im Sommer statt fand und zweitens schon lange her war. Heißt, wer sagt, daß dieser Kahlschlag noch immer so kahl sein soll?

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Eddie bekommt die Cabanossi, mir bleibt dafür das Hundefutter.

Wir fanden die Starkstromleitung und wir fanden die Lichtung, die uns zum Gipfel führen sollte. Wir fanden aber auch, daß der verschneite Weg, dem wir bis hierher gefolgt waren, jetzt von der Stromleitung abwich und wir ins wilde Gelände abzweigen mussten. Was an und für sich ja recht toll wäre. Wenn da nicht der viele Schnee im verwachsenen Hang gewesen wäre. Und jetzt kamen ein paar Dinge zusammen, die nicht zusammen passten. Erstens erinnerte mich das an die Schinderei zum Eisernen Herrgott. Zweitens trug dieser Schnee meinen Hund nicht mehr. Entweder, er versank bis zum Bauch im Schnee und mußte sich wieder mühsam raus wühlen oder er plumpste in eine meiner Schrittspuren rein, was noch schlechter war. Vorausgehen konnte er nicht mehr, dazu war der Schnee zu tief und zu weich. Ich spürte etwas in mir aufsteigen, was sich in dieser Stärke nur schwer unterdrücken lässt. “Das zipft mich an!” Aber noch war der Wille stärker und wir latschten weiter. Jedes Mal, wenn ich Eddie im tiefen Schnee verzweifelt wühlen sah, kochte in mir der Unmut immer stärker hoch. Ich hab kein Problem damit, wenn ich mich selber schinde, aber ich hab ein Problem, wenn ich meinen Hund schinden soll!

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Aufbruch zum Gipfelsturm
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Blick von oben in die Schneise, die neben der Hochspannungsleitung zum Gipfel führt

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Ende im Gelände. Der Schnee ist zu tief und trägt nicht mehr. Eddie kann nicht mehr weiter, weil er keinen Boden mehr unter den Beinchen hat.
Weit wäre es nicht mehr zum Gipfel, aber es nützt nix. Wir müssen umdrehen. “Entweder, wir gehen alle drei da rauf oder wir kehren alle drei hier um” sagt Sonja. Ich überlegte eine Weile, weil ich fand, wir könnten auch jeder für sich hinauf gehen und einer bleibt immer bei Eddie, aber das lehnte Sonja strickt ab. Entweder alle oder keiner. “Gut”, sagte ich, “ dann drehen wir jetzt um weil das mit Eddie keinen Sinn hat. Kommen wir ein anderes Mal wieder und machen fertig, was wir jetzt hier beenden müssen!” Dann drehten wir um. Ich mußte Eddie einige hundert Meter tragen, weil er einfach keinen Boden mehr untern den Beinchen hatte, aber wir waren schnell wieder in gängigem Gelände und alles war gut.

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Zurück in Gsoll und Abstieg
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Wir genießen nochmals den Ausblick, dann gehen wir auf der asphaltierten Straße zurück nach Eibenboden zum Parkplatz.

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Der Ötscher schaut herüber
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Wilde Felsformationen entlang des Weges      
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Tief unter uns fließt die Erlauf und abgestürzte, zertrümmerte Bäume liegen in der Schlucht.       
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Hier kommt das Wasser einfach aus dem Berg geschossen.
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Sechseinhalb Stunden später zurück am Ausgangspunkt.

Diese letzten fünf Kilometer hatten wir, quatschend, fotografierend, schauend und staunend in einer guten Stunde zurückgelegt, mein Eddie lief wieder, wie es sich gehört und schaute auch wieder recht munter aus. Alles war wieder im Lot und nach sechseinhalb Stunden waren wir wieder am Ausgangspunkt zurück.
 

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Karte zur Tour

Einen schönen Tag noch…………….

13. März 2021

2021. 03. 13. Rotmauer 837m, Falkenstein 993m

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:37

Die Rotmauer und der Falkenstein liegen, wenn man von Weyer oben an der Kreuzung im Ennstal nordwärts fährt, etwa zwei Kilometer nach der Kreuzung ziemlich genau rund 600Hm oberhalb der Ennstal Bundesstraße. Ich bin dort, wie am Sonnberg, zahllose male vorbei gefahren ohne zu wissen, daß es dort oben so schöne Aussichtspunkte gibt, bis mir vor zwei Wochen meine Motorrad-Kumpeline das Bild von einer Wanderung schickte, und da war ein wunderschöner Tiefblick auf einen Fluß zu sehen. Auf meine Nachfrage, wo den das sei antwortete sie, das sind Rotmauer und Falkenstein bei Weyer. Das machte mich neugierig, und gestern, am Samstag Morgen packte ich meine Wanderschuhe, steckte den Wassernapf und eine Flasche Mineralwasser in eine Tasche und legte meinem Yorkie das Geschirr an. Ab da war Feuer am Dach. Wild springend bellte Eddie drauf los vor Freude. “Es geht los! Es geht los!” heißt das in der Hundesprache. Er konnte es ja schon beim Anziehen nicht mehr erwarten. Der weiß genau, wann wir wandern gehen und wann ich alleine mit dem Motorrad fort fahre. Ziehe ich das Leder an, dann spinnt er und schaut mich nicht mehr an. Zieh ich Kleidung fürs Wandern an, dann dreht er durch vor Freude. Eddie ist verrückt nach Wanden und nach Bergen. Da tut sich was!

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Hier ist der unten besagte Jagdsteig in der Karte punktiert bei der Aufschrift “Jägerhaus in der Diepoldsau” eingezeichnet, dem ich folgen wollte.

So fuhr ich los nach Weyer und weiter zur Ennstal Bundesstraße, der ich rund zwei Kilometer bis zur Diepoldsau folgte, wo ich an einem kleiner Parkplatz mit Gedenkstätte hielt. Meine Wanderkarte des Amtes für Eich- und Vermessungswesen 1:25 000 zeigt, daß dort genau hinter den beiden Gebäuden, die am Straßenrand stehen, in nordöstlicher Richtung ein Steig, vermutlich einen Jagdsteig, bis zu einem Jagdhaus führt, dem ich folgen wollte, um dann den Falkenstein und die Rotmauer zu besuchen. Leider war im unteren Teil  des Waldes bedingt durch Forstarbeiten so ein Durcheinander von Ästen und Dornen, daß mir das mit Hund zu mühsam war und ich drehte wieder um, ging zum Auto und schaute mir die Karte an. Welchen Weg nehmen wir jetzt?

Und dann fuhr ich halt zurück bis zur langgezogenen Rechtskurve vor der Ennsbrücke, bog dort, wo zwei Schilder zu Rotmauer und Falkenstein zeigen links ab, dann folgte ich der schmalen Güterstraße hoch bis zu einer Kreuzung, wo eine Forststraße bei einem Umkehrplatz auf die Güterstraße trifft, und stellte dort das Auto ab. Da steht wieder eine Tafel, die den Weg weist, und da war wohl auch schon reger Ausflugsverkehr, denn mein Fahrzeug war hier nicht das einzige. Also Bergschuhe anziehen, Tasche umhängen, alles unter lautem Quietschen meines Eddie, dann endlich die hintere Tür auf, Eddie an die Leine und raus mit ihm. Am liebsten hätte er mich gleich umgerissen vor Freude. Es geht looooooos!

Ja, und  dann gibt’s nicht viel zu erzählen oder zu erklären. Man folgt einem relativ angenehmen Forstweg mit ein paar schönen Ausblicken ins Ennstal direkt gen Süden, hält sich einfach an die kaum zu übersehenden roten Wandermarkierungen über ein paar steilere, heute nach Regen furchtbar dreckigen Wiesenstufen zu einer weiteren Forststraße, um dann wenig ansteigend zum schönen, aber kurzen, schmalen Steig zu kommen, der zur Rotmauer führt. Das kleine, aber wunderschöne Aussichtsplätzchen ist voll belegt mit Besuchern, so verzieh ich mich mit Eddie nach einer Begrüßung zu einer ein Stück unterhalb gelegenen Stelle, von der aus man wunderschön ins Ennstal schauen kann. Ein paar Fotos, ein wenig schauen, Wasser und Fressen für Hundi, Wasser für Herrchen, dann packen wir zusammen und machen uns auf den Weg zum rund 150m höher gelegenen Falkenstein.

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Parkplatz beim Kochlöffel (Bezeichnung auf der Karte) und Ausblick ins südliche Ennstal beim Aufstieg
 
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Dicht gedrängt auf der Rotmauer, inklusive Bierkisten, von denen man sich gegen Bezahlung selber bedienen kann.
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Blick nach Süden ins Ennstal und Südosten nach Weyer. Der breite Klotz im Hintergrund Bildmitte ist der Höhenzug des Schrabachauerkogels, eines meiner nächsten Ziele.
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Zwei Helden der Berge. Und bitte keine blöden Fragen. Ja, wir haben den selben Frisör.
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Auch hier bei der Rotmauer ist das Gelände wunderschön felsendurchsetzt.

Also vom schönen, kleinen Steig zurück zur Forststraße und dann links abgebogen nach oben. Der Wald ist schön, die Blumen am Wegesrand ebenso wie die restlichen Pflanzen, deren Namen ich größtenteils nicht kenne, nur der Weg ist ein Graus. Hier müssen schwere Maschinen gewütet haben und der Regen der letzten Tage hat das alles in eine furchtbar dreckige Landschaft verwandelt. Nur in Wegesmitte, meistens zumindest, wo die Räder der Maschinen keine tiefen Abdrücke hinterlassen haben, kann man gehen, ohne im Dreck zu versinken. So watet man hoch, stetig drauf bedacht, immer dort voran zu schreiten wo der Dreck die geringste Tiefe hat, bis man, endlich, an einer Lichtung am Wegesrand einen Steinmann sieht, der den Weg zum Steig nach oben weist. Diesen Steig sieht ein aufmerksamer Wanderer allerdings auch ohne Steinmann. Ab da steigt man in ein kleines Paradies.

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Einer der Forststraßenhatscher 
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Und einer der wenige Ausblicke durch einen Kahlschlag, hier zum Schrabachauerkogel 1321m

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Dann endlich der Gipfelanstieg zum Falkenstein. Da schlägt nicht nur das Hundeherz höher. 

Der Hang ist im unteren Teil zwar mit umgefallenen oder umgeschnittenen Bäumen überseht, aber wenn man denen ausgewichen ist, ober wie wir im Aufstieg, diese einfach übersteigt, dann geht’s in eine mit wild durcheinander liegenden Felsen geschmückte steile Leiten. Nach den Forststraßen und dem vielen Dreck ist es hier wunderschön zu schauen und zu steigen, und langsam, fotografierend, staunend und schauend, erreichen wir den Gipfelbereich, der besonders dicht mit Felsen durchsetzt ist, die wild durcheinander gewürfelt herumliegen. “Wie sind die hier her gekommen?” fragte ich mich. Die können nirgends herunter gefallen sein. Das ist oben! Oder fast oben. Sind die hier gewachsen? Hat das was mit der Eiszeit zu tun? Oder hat die jemand von unten hier hoch gekarrt und sind deswegen diese wilden, verdreckten Spuren kreuz und quer durch den Wald gezogen? Weil sie unten im Weg lagen? Fragen über Fragen.

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Vergessen ist der Dreck der Forststraßen.
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Für Eddie ist das ein Paradies. Da tut sich was!
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Am Gipfel des Falkenstein 993m mit Blick ins Ennstal Richtung Großraming
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Pöser, alter, weißer Mann 

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Bilder vom Abstieg
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Das war die dreckigste Abkürzung des Tages, steil nach unten. Was sich wohl da mitten durch den steilen Wald gewühlt hat? Ich kenn diese Maschinen nur aus Filmen. Muß irre sein, wenn das Ding hier über die steile Leiten fährt. Das ist hier viel steiler, als es am Bild ausschaut.
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Wohin man schaut, es blüht und gedeiht daß es eine Pracht ist.
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Der letzte Ausblick ins Ennstal, dann sind wir nach ungefähr 2 1/2 Stunden wieder beim Ausgangspunkt der kleinen Wanderung.

Eddie und ich erreichten nach ziemlich genau eineinhalb Stunden, inklusive Besuch der Rotmauer, den Gipfel des Falkenstein und ich muß sagen, ja, hier ist es wunderschön! Diese Aussicht durchs Ennstal, in südlicher wie in nordwestlicher Richtung ist ein Genuß und die Umliegenden Bergl sind ein bezaubernder Rahmen für dieses Panorama. Wir, Eddie und ich, hielten hier eine Weile Rast mit Wasser, Futter und fotografieren,  dann stiegen wir, teilweise einer recht direkten Linie folgend, wieder zurück zum Auto, daß wir recht genau eine Stunde nach dem Erreichen des Gipfels am Falkenstein wiedersahen. Also wenn man grade nicht weiß, was man tun soll und Lust auf einen schönen Ausblick aufs Ennstal hat, dann sind Rotmäuer und Falkenstein jederzeit einen Ausflug Wert. 

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Das müsste so ungefähr der Weg gewesen sein, den wir zurückgelegt haben.

Einen schönen Tag noch…………….

8. März 2021

2021. 03. 08. Runzelberg 953m Rundwanderung

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Benzin @ 20:46

Bei der Fahrt zum Treffpunkt war ich froh, daß ich meine dicke Gore Tex Jacke im Rucksack hatte. In der Richtung, in der unser Ziel lag, war es schwarz. “Bei schlechtem Wetter ist wandern anders als bei schönem Wetter” dachte ich und war trotzdem fröhlich drauf. Mehr als dreckig werden kann man ja nicht. Reinsberg, der Ausgangspunkt der Tour ist nicht weit weg, also konnte es um 8:20 Uhr schon los gehen. Und am Anfang stand ein Missgeschick, das die ganze Tour beeinflussen sollte. Aber, wie wir dann einer Meinung waren, nicht zum Negativen.

Ich hab von dieser Gegend keine topographische Karte 1:25 000 vom Amt für Eich- und Vermessungswesen, wie ich sie gewöhnt bin. Ich hatte eine. Wo die ist, weiß ich nicht. Diese Karte mit der Nr. 71 hatte schon immer, seit ich sie hab, die Eigenheit, einmal da zu sein, ohne daß ich sie gesucht hätte, und dann war sie wieder unauffindbar. Obwohl ich sie bräuchte. Liegt wohl in der Natur der Sache. Die Karte. Weiblich.

So nahm ich halt, was ich hatte, und das ist eine alte Karte 1:50 000 von freytag & berndt aus dem Jahre Schnee der Gegend um Mariazell, Scheibbs, Lunz am See. Zur Übersicht sind die gar nicht schlecht, aber Gelände kann ich mir drauf keines vorstellen. Das wirkt auf mich genau so plastisch wie eine Schnittzeichnung eines Schneider. Auch da sind relativ schwer Geländeformationen erkennbar. Obwohl ich im Fernsehen vor Jahren einmal gesehen hab, wie Leute versuchten, nach solchen Schnittzeichnungen den Weg zu erklären. Zum Beispiel, wenn ich mich richtig erinnere, von den Weg von Wien nach Italien zur Adria.

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Der Startpunkt unserer Tour am Ortsende von Reinsberg.

Das Missgeschick am Anfang hatte allerdings nichts mit der Karte zu tun, sondern mit deren User. Wir hätten nur 50m früher abbiegen sollen und dort das Auto abstellen. Das wäre der richtige Abzweig nach “Spoßberg” gewesen. Das war allerdings auch nur ein Feldweg, und daher auf der Karte nicht klar ersichtlich, weil der Weg, den wir aus Unachtsamkeit wählten, der war auch ein Feldweg, oder ein Schotterweg. Der Unterschied ist, daß der richtige Weg ziemlich genau nach Osten führt, während unserer, der Falsche, nach Südosten führt. Ein kleiner, aber feiner Unterschied, wenn ein Kogel dazwischen liegt.

Also stapften wir gemütlich zum Aufwärmen in den Schotterweg rein und kamen gleich an einer Tafel vorbei, auf der der Weiterweg verboten war. Bergbaugebiet. War aber eine sehr alte Tafel, daher nahmen wir das nicht Ernst. Das Bergbaugebiet entpuppte sich als eine große Schottergrube, oder Schotterhalde am linken Rand des Weges, dort, wo wir ohnehin nicht durch wollten. Leider war diese Kiesgrube/Steinbruch oder wasweißich auf der Karte nicht eingezeichnet, obwohl das Ding bestimmt älter ist wie die Karte. Und das ist das Hauptproblem mit dieser Karte. Es fehlen sehr viele Dinge, die in der Natur vorhanden sind, und so wird eine Standortbestimmung halt schwer.

Aber egal, wir wanderten den Weg in den Wald hinein, stiegen höher und höher, bis der Weg zu Ende war. Mitten im Wald. Umdrehen? Suchen? Kommt nicht in Frage. Wir stiegen die steile Leiten durch den Wald hoch und erreichten eine Almwiese, auf deren oberen Rand sich eine Straße oder ein Weg zu zeigen schien, und als wir uns näherten, stand da sogar ein Spiegel am Straßenrand. Ja, es war eine Straße. Eine Asphaltstraße. Und wir kannten diese Straße. Der Knick im Verlauf hat sie sofort verraten. Es ist ein Teil der Straße, die von Gaming durch die Pockau über Reinsberg nach Gresten führt, und diese Straße fahren wir öfters mit dem Motorrad. Jetzt hatten wir wenigstens einen Anhaltspunkt, wo wir uns befanden.

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Die Wegtafeln an der Straßenkreuzung, wo wir oberhalt nach der Leitenkraxelei wie die Bären aus dem Gebüsch brachen.

Wir entschieden uns, sämtliche Pläne über Bord zu werfen und einfach der Nase und dem Gefühl nach zu wandern. Wir hatten Zeit, bis es dunkel wird, also noch einige Stunden. Und es kam auch gar nicht so drauf an, wo wir genau wanderten. Das Ziel war der Runzelberg, der Rest war Beiwerk. Also stiegen wir von unserem Standort ungefähr 200m (Entfernung, nicht Höhe) ab und folgten der Straße, die zum Mitterbauer hoch führt, und dort stiegen wir nach Hochschlag und über die Westflanke zum Gipfel des Runzelberg. Ja, ja. Berühmt wird man damit nicht, einen 953m Berg zu besteigen. Das ist auch gar nicht wichtig. Die Aussicht vom Runzelberg ist wunderschön, das genügt doch! Von Hochschlag bis zum Gipfel lag hart gefrorener und vom Wochenende, vermute ich, recht gut zertretener Schnee, auf dem sich schön gehen ließ.

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Aufstieg zum Runzelberg
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Der erste Ausblick nach Süden mit dem breiten Zürner
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Am Gipfel
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Rundblick vom Gipfel, rechts der Zürner und ganz hinten links der Bildmitte der Ötscher

Nach einer ausgiebigen Gipfelrast mit Wasser und Futter für Eddie stiegen wir wieder zum Bauern nach Hochschlag ab, nicht ohne vorher Jacke und Handschuhe anzuziehen, weil es so kalt wurde, um dann gleich rechts vom Bauernhaus wieder den Hang zum Gipfel des Hochschlagmugels aufzusteigen. Warum? Weil es da war! Dieser Hochschlagmugel ist laut Karte (wenn ich das richtig deute) 861m hoch und seine höchste Erhebung, eine weite Kuppe, liegt im Wald ohne Aussicht. Oder nein, eigentlich falsch. Es gibt eine Aussicht. Sogar eine recht beeindruckende. Nach der Gipfelkuppe fällt das Gelände zuerst sanft ab, um dann steil nach unten zu kippen, und es bildet sich Richtung Nordosten ein recht deutlicher Waldgrat, der laut (einer guten) Karte etwa 200 Höhenmeter nach untern führt. Und wir drei standen dort oben und schauten dem Verlauf dieses Waldgrates folgend nach unten. Der Austausch eines Blickes, ein nicken. “Geh ma da runter? Schaut cool aus!” “Ja”. Geh ma da runter! Wenn es zu steil wird, müssen wir halt wieder rauf kraxeln”. Das ist uns ja gottlob erspart geblieben, weil das wäre ein ordentlicher Tschoch geworden.

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Abstieg vom Runzelberg und anschließend Aufstieg rechts am Hof vorbei zur Kuppe des Hochschlag 861m

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Kuppe des Kogels, ein letzter Blick zurück und dann Abstieg in die Steilen, verschneiten Flanken.

Und so folgten wir dem Grat nach unten. Zuerst recht moderat, dann an einem Hochstand vorbei führend immer steiler werdend und auf einem Gemisch aus Blättern, Dreck und Schnee. Und vielen Ästen und ganzen Baumstämmen, die da kreuz und quer im ständig steiler werdendem Gelände herum lagen. Zuerst mußte ich nur dafür sorgen, daß ich eine Route durch das Gewirr von Bäumen und umgefallenem Gewächs suchte, auf der auch mein Hund nach unten steigen konnte. Ich kann nicht nur auf mich selber achten, mein kleiner Schlumpf muß ja auch mit. Und so stiegen wir vorsichtig, Schritt für Schritt da runter und das Gelände wurde immer steiler und steiler. Dann hatte ich das Gefühl, wir dürfen dem Grat nicht mehr folgen, sondern wir müssen in die Flanke und dort absteigen. Wenn da eine steile, felsige Stufe am Grat kommt, haben wir keinen Spielraum mehr, um dem Gelände zu folgen, wie wir das möchten. Dann wird uns der Weg aufgezwungen, und das möchte ich hier nicht. Also stiegen wir in die steile Flanke und ich folgte teilweise einem Wildwechsel, weil der ein wenig mehr Halt bietet als das lockere, naße und schneebedeckte, Zeugs, von dem keiner wusste, was drunter ist. Hier möchte man sich auf keinen Fall weh tun!

Und so handelten wir uns Meter für Meter da die steile Flanke dieses Kogels runter und kamen oberhalb einer Forststraße raus. Jetzt hatten wir nur mehr die paar Meter zur befestigten Straße, dafür noch steiler als vorher und haltlos. Es war schlicht und einfach ein Abbruch, der entsteht, wenn man eine Straße in steiles Gelände baggert. Und so bin ich halt da ins Steile gestiegen, ausgerutscht und am Hosenboden den Hang zur Straße gerutscht, mein Hund an der Leine voraus oder hinterher, ich weiß es nicht mehr. Auf jeden Fall sind wir tadellos unten angekommen. Und NP1 steht am Abbruch oben und grinst übers ganze Gesicht. Ich bin nicht einmal besonders dreckig geworden.

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Und hier bin ich dann in der Nähe von Liefersöd wie eine Wildsau aus dem Wald auf die Forststraße gefallen. Das war vielleicht nicht sehr elegant, dafür aber flott.

Jetzt sahen wir unterhalb eines breiten Sattel ein Bauernhaus und den Anfang einer Straße und gingen dort hin, um zu schauen, wo wir denn da gelandet waren? Wie schon gesagt, mit dieser Karte kann ich einfach nichts anfangen, selbst eine gewöhnliche Orientierung fällt mir drauf schwer. Liefersöd heißt es dort und es scheint sich dort auch recht öd zu leben. Eine Bäuerin hat uns dann erklärt, wo wir nach Reinsberg zurück kommen könnten, und wir folgten dem Rat nach einer kurzen Rast, natürlich nicht, ohne einen weiteren unbenannten Kogel zu ersteigen, nämlich den gleich nordwestlich vom Haus gelegenen, dessen höchste Erhebung ebenfalls im Wald versteckt war. Eine Routenplanung war uns inzwischen längst vollkommen egal. Wir gingen dort, wo es uns grade Spaß machte. Und nachdem wir die höchste Erhebung dieses Mugels, über einen Stacheldrahtzaun steigend, bestiegen hatten, folgten wir dem Kamm gen Südwesten, über einen Stacheldraht steigend, wieder nach unten und kamen dort, wie wo anders vor ein paar Tagen, an einem Meer von Schneerosen vorbei. Es war teilweise so weiß, es hätte auch Schnee sein können. War es aber nicht. Es waren Blumen.

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Weg zum Hof Liefersöd, der Sattel und dahinter der nächste bewaldete Mugel, der erstiegen wird.

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Ein Meer aus Schneerosen

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Bei der Burg

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Blick auf Reinsberg

An einem Hochstand vorbei und zurück beim Sattel, stiegen wir an das untere Ende der Weide und kamen dort an einer Forststraße vorbei, die uns dann mehr oder weniger direkt zur Burg oberhalb von Reinsberg brachte, bei der wir nochmals Rast hielten. Und nachdem wir dann auch noch einem mit Seilen gesichertem Weg (sowas wie ein Abendteuerweg für Kinder und Jugentliche, sehr schön angelegt) nach untern folgen, waren wir nach fünfeinhalb Stunden wieder in Reinsberg und beim Auto zurück. Und erst kurz vorm Auto kamen wir an dem Abzweig vorbei, der aus dieser Tour vermutlich eine ganz andere gemacht hätte. Es muß nicht immer alles bis ins Detail geplant sein, damit es schön ist. Improvisation ist oft genau so schön und vielleicht in vielen Fällen noch viel lustiger.

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Karte zur Tour

Schöne Tag noch…………………

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