Zweiter Akt: Der Gipfel und der wunderbare Abstieg über den bewaldeten Grat am 7. März 2023
Geländeübersicht Gaming – Fadenauberg auf Google Earth
9:07 Uhr an der Tankstelle in Gaming. Wir sind wieder da! Temperatur um die +4°C, leicht bewölkt. Rucksack am Rücken, Hund an der Leine, es kann losgehen.
Wir gewinnen schnell an Höhe. Eddie hängt mit der Leine an einem Karabiner, der entweder im Hosengürtel oder am Rucksack eingehängt ist. Ich hab beide Hände frei und neue Stöcke. Ich hoffe, damit die Knie entsprechend entlasten zu können. Schon vor 20 Jahren hab ich Stöcke (genau solche, die ich jetzt wieder hab) verwendet. Weniger, um die Knie zu entlasten (ja, auch), mehr, um schneller zu sein. Schnell zählt heute nicht mehr. Die Knie sind wichtiger.
Heute ist alles ein wenig anders als am 13. Februar. Kein Eis, kein Schnee (auch kein Geburtstag) und alle Zeit der Welt.
Mein Wuzibär hat beste Laune. Hauptsache unterwegs!
Ohne Schnee schaut das alles wesentlich einladender aus.
Der Rollen Hunt …
… und die Trasse der Bahn, auf der die Kohle abtransportiert wurde.
Gradeaus weiter führt der Gaming Rundwanderweg, rechts abzweigend unser Pfad zum Kreuzweg und zum Mitterberg.
9:47 Uhr. Wir sind bei der obersten Station angekommen. Heute geht alles so leicht und locker. Wir haben alle Zeit und das macht alles wesentlich entspannter. Es ist warm, die Farben leuchten, nix tut weh, Herz, was willst du mehr?
Man sollte den König der Juden abnehmen und dafür Jorge Mario Bergoglio drauf nageln. Dem Herr, was dem Herrn gebührt und den Kommunisten, was den Kommunisten gebührt.
Wir wandern weiter rauf, bis wir zwischen zwei bewaldeten Kuppen angekommen sind. Ich pack die Karte aus (ja, hab ich heute mit und auch einen Kompass!) und schau. Laut Karte und laut den Ausdrucken, die ich von digitalen Karten mit hab, sollte der höchste Punkt des Mitterberg genau am Weg liegen. Was nicht sein kann, weil es sonst die beiden bewaldeten Mugel links und rechts von uns, die eindeutig höher sind, nicht geben dürfte. “Welcher ist der Höhere?” frag ich mich. Ich tippe auf den links. Der ist wesentlich dichter bewaldet als der rechts und scheint höher zu sein. Ergo rein da ins Unterholz und nach oben. Das ist für Eddie einfacher als für uns, weil wir ständig Äste im Gesicht haben. Zum Gipfel des Mitterberg geht offenbar nur recht selten jemand. Wozu auch? Aber wir wollen es wissen. Laut Karte sollte man dort einen Vermessungsstein finden.
Ach du Scheiße. Na ja, nicht so schlimm, wenn man genau schaut.
Da Taaaaaa. Vermessungsstein am Mitterberg 600m. Der höchste Punkt (um ein paar Zentimeter) ist ungefähr 10m weiter südwestlich da vorne rechts.
Wir kommen wieder zur Einsattelung und haben vor uns den Fadenauberg. Mann, bin ich gespannt, wie es heute da oben ausschaut.
Der steht schon wieder von selber.
Wir müssen da noch ein Stück weiter zur nächsten Straße, die rechts abzweigt. Nicht die erste Straße, sondern die Zweite nach rechts.
An der Wildfütterung vorbei und dann rechts.
Zwischen 50 und 100m nach dem Abzweig zur Linken der Steinmann, der auf den Steig hinweist. Hast du den Steinmann, hast du auch den Steig. Oder umgekehrt. Je nach dem, was du zuerst siehst.
Der kürzeste Weg ist eine Gerade.
Ich hatte mir ehrlich gesagt gedacht, daß diese Böschung ohne Schnee schwieriger, oder unangenehmer zu begehen ist. Vor allem für Eddie. Das war nicht der Fall. Schönes Steiglein, schön zu gehen.
Wir haben den schmalen Waldweg erreicht und folgen ihm nach oben.
Man rutscht nicht aus, man bricht nicht ein. Einfach herrlich.
Der Hochstand ist schon in einem recht desolatem Zustand.
Der Schnee ist nicht tief, hart und griffig, also schön zu gehen.
Als ich im www Nachschau hielt, ob ich Infos über den Fadenauberg finde, fand ich in den NÖN vom 12. August 2012 einen Artikel. Ein Gaminger Wanderer und Schwammerlsucher, 68 Jahre alt, sei am Fadenauberg abgestürzt und dabei ums Leben gekommen. Mein erster Gedanke war, “Wie geht den das? Am Fadenberg abstürzen?” Ich war ja noch nie da heroben. Wenn man hinter diesem Gedenkkreuz runter schaut, dann weiß man es. Aber vorsichtig! Ausrutschen und runter fallen bei diesem Abbruch überlebst du nicht. Keine Chance! “Viele Wege führen zu Gott. Einer führt über die Berge. Ein falscher Schritt genügt!” Hat sich hier bewahrheitet.
Wir gehen noch ein Stück weiter hinauf, aber weit kann das nicht mehr sein. Recht viel höher wird es da nimmer. Rückblick auf den letzten Teil des Aufstiegsweg.
Da hinten stehen schneebedeckt Scheibe und Scheiblingstein. Wunderschön! Wenn man auf der Karte schaut, steht genau zwischen Fadenauberg und Scheibe der Schindelberg mit 1066m. Das müsste der da vorne sein.
Wir stehen da und schauen ein bissl ratlos, aber dann sehen wir es. Genau hinter Sonja.
Auch ein Gipfelbuch gibt es hier und nicht wenigen Einträgen. Wir treffen hier auch zwei Gaminger, die mit dem Fadenauberg wieder einmal einen ihrer Hausberge besuchten. Ja, die haben es einfach. Vor die Haustür und los geht’s.
In Westen fällt die Bergflanke mäßig steil in den Wald ab, hier beim Gipfelkreuz im Osten (fast bis zur Hütte weiter nördlich) ist sie genau so steil wie am Gipfel der Vordernberger Griesmauer, nur daß das hier nicht so spektakulär ausschaut. Wenn du runter fällst, bist du dort wie da tot. Den Hund würde ich hier an die Leine nehmen.
Hier die Aussicht vom westlich gelegenen Hang, vielleicht 50m vom Gipfelkreuz entfernt. Dem Aussehen nach sollte das unser Nachbar sein, der wenige Grad südwestlich von uns gelegene Föllbaumberg 1014m
Nochmals ein Blick zum Gipfelkreuz. Normal hinterlassen wir bestenfalls unsere Fußspuren oder einen Eintrag im Gipfelbuch, aber heute hat Sonja noch was hinterlassen.
Für den Fadenauberg und seinen Freunden, weil es dort so schön ist.
Beim Abstieg nehmen wir nicht den selben Weg wie beim Aufstieg, sondern folgen dem Abbruch (Steigspuren) ziemlich genau nach Norden.
Dort unten in der Mulde sind wir rauf gekommen.
Der Abstieg hat eine ganz andere Charakteristik. Es ist einfach eine Gaudi, hier zu gehen.
Die Hochstände scheinen hier generell recht desolat zu sein.
Unter uns in der Gamingrotte der Gamingbach. Das da hinten sollte der Polzberg 1207m sein, gegenüber von uns der Gamingstein.
Trotzdem Stürme auf Bergkämmen immer wieder schwere Schäden anrichten, wie auch hier, gibt es immer wieder überlebende. Zerfleddert zwar, aber stehend.
Dann wird es direkt alpin und man hat gar nicht mehr das Gefühl, als wäre man “nur” auf rund 900m
Na? Schaut doch wirklich gut aus!
Blick zum Dreieckberg. Links der Kirchsteingrat und rechts der Hofstattgrat
11:33 Uhr. Wir haben das nördlichste Ende des oberen Kamm vom Fadenauberg erreicht. Jetzt beginnt der Abstieg.
Diese Hütte mit ihrem abenteuerlich anmutendem Standplatz ist in meiner topographischen Karte 1:25 000 gar nicht verzeichnet. Entweder die Karte zu alt oder die Hütte zu jung. Weil ich aber auch auf Mapcarta.com geschaut hab, ob ich brauchbare Infos finde, wusste ich von der Hütte, weil die dort eingezeichnet ist. Nur wo sie in der Natur wirklich steht, wusste ich natürlich nicht und war deshalb sehr überrascht, als ich diesen Standplatz sah. Laut Karte müsste man hier nur zur Hütte kraxeln und man käme auf der anderen Seite über einen Steig wieder zum Aufstiegsweg. Das wollen wir angesichts des schönen Gratabstieg durch den Wald aber gar nicht und so belassen wir es beim schönen Anblick der Hütte.
Hier nochmals ein Blick rauf zur Hütte. Echt coole Lage.
Genau so cool ist der Abstieg hier. Macht richtig Freude.
Ich sag immer, “Es gibt keinen (bewaldeten) Kamm oder Grat, auf dem es keinen Weg gibt”. Bisher bin ich noch nie enttäuscht worden.
Einmal haut es mich richtig hin und ich fluche wie ein Rohrspatz. Weil ich Trottel die Schlaufen der Stöcke unbedingt verwenden mußte, damit mir der Stecken nicht auskommt. Und dann bin ich genau auf den rechten Stock geflogen und konnte mich nicht abstützen, weil ich ihn nicht auslassen konnte.
Man könnte hier auf Pfaden und Waldwegen so weit runter gehen, daß man bei der Straßenmeisterei raus kommt. Das ist uns aber dann zu weit für den Rückweg zur Tankstelle. Eigentlich hatten wir vor, ab dem Sattel zwischen Mitterberg und Fadenauberg den Aufstiegsweg als Rückweg zu nehmen. Eigentlich.
Pause, damit ich den heißten Tee nicht wieder runter schleppen muß. Außerdem ist es schön hier. Und Eddie hat Hunger.
Dann geht’s nochmals mit einem steileren Abschwung runter…
… und wir sind wieder auf einer Forststraße…
… bei der es gleich auf der anderen Straßenseite weiter durch den Wald runter geht.
Bei der nächsten Forststraße ungefähr 200m nach links, und man ist schon wieder bei der Wildfütterung im Sattel.
Wir wollten jetzt, eigentlich, gleich da drüben den mittleren Weg nach oben zum Mitterberg nehmen, um dann dem Aufstiegsweg nach unten zu folgen. Eigentlich.
Wir sind dann aber der rechten Forststraße nach unten gefolgt, weil wir eh noch genug Zeit hatten und uns eigentlich egal war, wie lange wir jetzt noch zurück brauchen. So weit sind wir hier gar nicht mehr von der Tankstelle entfernt. Wir sind halt, noch, auf der falschen Seite des Berges. Das wird sich gleich ändern.
Dreieckberg 850m und Urmannsberg 794m, dazwischen der Hofstattsattel 637m
Wir sind jetzt auf einem Teilsstück des Gaminger Rundwanderweg.
Vor uns sind die südlichsten Häuser von Gaming…
… und da vorne beim ersten von zwei Teichen links in einen Waldweg abbiegen, der uns wieder einmal bergauf führt.
Blick auf einen Teil von Gaming, den ich noch nie zuvor gesehen hab. Ah, ja, doch. Vom Kirchenstein am Dreieckberg aus, fällt mir grade ein.
Auf diesem Weg umrunden wir gegen den Uhrzeigersinn den Mitterberg so lange, bis wir weiter oben auf den Kreuzweg stoßen.
Jetzt sind wir wieder auf der richtigen Seite vom Berg
Ich verhau mich dann aber bei einer Wegteilung und wir steigen immer weiter nach unten ab.
Jetzt wissen wir schon, daß das nicht ganz nach Plan verläuft, was die Sache ja nur interessanter macht. Den Weg, den wir gehen wollten, den kennen wir ja schon. Den da nicht.
Moses führt das Volk der Israeliten nach vierzigjähriger Sklaverei aus Ägypten, Jesus wird von seinen Eltern (na ja, von seiner Mutter und dem Stiefvater. Der Heilige Geist war ja nicht dabei) nach Ägypten in Sicherheit gebracht. Die Juden hätten es in ihrer langen Geschichte wesentlich leichter haben können, wenn Moses mit seinen Leuten den Pharao angegriffen, besiegt und Ägypten erobert hätte, statt das Meer zu teilen und abzuhauen. Dann wäre das Land der Juden heute wesentlich größer und Bibi Netanyahu Präsident von Ägypten.
Wir sind wieder im Erdgeschoss. Das da neben uns ist der Mitteraubach, der ziemlich genau im Ortszentrum in den Gamingbach fließt, der sich wiederum bei Kienberg mit der Erlauf vereinigt.
Jetzt wird nochmals ordentlich gemampft und der restliche Tee getrunken, dann kommt der letzte Abschnitt unserer Wanderung.
14:11 Uhr. Nach knapp fünf Stunden sind wir (fast) wieder zurück und unsere Tour geht zu ENDE. Es hat uns sehr gefallen, und darum war das sicherlich nicht der letzte Besuch am Fadenauberg in Gaming.