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7. März 2023

2023. 02. 13. Gaming/Fadenauberg 901m – 1. Akt: Das Malheur

Filed under: Bergwelten - Wanderungen und Ausflüge — Schlagwörter: , , , , , , — Benzin @ 21:00

Das muß man sich einmal vorstellen! Ich hab seit 1978 den Führerschein und fahr seit 1979 Motorrad. Seit damals fahr ich jedes Jahr mehrmals durch Gaming und bleib auch immer wieder einmal bei der Tankstelle stehen, um mir einen Kaffee zu kaufen oder zu tanken. Diese Tankstelle liegt etwas außerhalb des Ortsgebietes und in Fahrtrichtung Grubberg links der Straße unmittelbar am Abhang eines Berges. Bis zum Herbst letzten Jahres (2022) hatte ich keine Ahnung, wie dieser Berg heißt, von den Steigen, die seine Hänge durchziehen, gar nicht zu reden. Erst als ich dann an einem schönen, sonnigen Tag mit dem Kaffeebecher in der Hand vor der Tankstelle stand und eine Dame mit Hund über eine Eisenstiege runter kam, wurde ich stutzig. Ich kannte sie schon lange, sie arbeitete an dieser Tankstelle, und so frug ich, “Wo kommst den du da her?”. “Am Fadenauberg bin ich spazieren gegangen” meinte sie. So kamen wir ins Gespräch. Ich hab dann daheim auf der Karte nachgeschaut und, na, was soll ich sagen? “Das muß ich sehen, da muß ich hin!” So hab ich halt beschlossen, wenn’s Wetter passt, stapf ich, oder stapfen wir auf den Fadenauberg.

Der Teufel wollte es dann, daß es nicht nur eine Tour wurde, sondern zwei, bis ich den Gipfel erreichte. Noch dazu bei total unterschiedlichen Bedingungen. Die erste Tour bei tief winterlichen Bedingungen, bei der ich mir irgendwie, ich könnte nicht sagen, wie genau, das rechte Knie verletzt hatte. Und die zweite frühlingshafte Tour, die uns zum Gipfel führte und dann noch einen wunderschönen Abstieg über einen bezaubernden, bewaldeten Grat als Draufgabe bescherte. Von beiden will ich hier in meiner ganz persönlichen Geschichte vom Fadenauberg in Gaming erzählen.

Erster Akt: Das Malheur am 13. Februar 2023

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7:43 Uhr. Blick vom Neuhofner Hochkogel in Richtung Süden zum Ötscher. Ein schöner Tag kündigt sich an. Ich hab Geburtstag und Sonja hat sich extra Zeit genommen. Wir haben nicht den ganzen Tag zur Verfügung, aber eine kurze Tour könnte sich ausgehen. Also fahren wir nach Gaming und schauen uns den Fadenauberg an. An der Tankstelle wie immer einen Kaffee trinken und dann geht’s los.

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Ungefähr 8:30 Uhr. Temperatur um die -2°C, also recht angenehm. Das ist die Eisentreppe, die zum Steig in den westlichen Hängen des Fadenauberg führt. Man findet sie genau zwischen Tankstelle und ehemaligem Gasthaus beim kleinen Parkplatz.

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In Kürze hat man einen wunderschönen Pfad erreicht, der rund zwanzig Meter oberhalb des Fahrbahnniveau (B25) vorerst einmal in Richtung Gaming Ortseingang führt.

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Ich hab nur eine Tasche mit einer Flasche Wasser für Eddie umgehängt, den Fleecepulli an und eine GTX Jacke um die Hüfte geschlungen. Gottlob hab ich die Bergschuhe an. Der Schnee ist beinhart gefroren und es ist eisig. Im großen und ganzen ist es recht schön zu gehen, wenn man dementsprechend aufpasst. Links ist der Zürner zu sehen.

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Links vorne das große Gebäude mit der Aufschrift “NOTARIA“ an der Nordseite. Das T am Schluß ist irgendwann runtergefallen. Wenn man dort durch einen Torbogen fährt, kommt man zum Anfang der Zürnerstraße, die ich ebenfalls erst im letzten Jahr kennenlernte. Das ist allerdings eine Sackstraße. Man kann da rauf fahren, muß aber auf der selben Strecke wieder runter. Die Tour auf den Zürnerberg bleibt mir unvergesslich.

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Rastplatz? Hier?

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Was ist den das?

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Der (verschlossene) Eingang eines Stollen und ein Rollen Hunt. Ich hab zwar die Ötscherbibel vom Gaminger Lehrer Werner Tippelt gelesen, die auch Gaming recht umfangreich behandelt, an ein Bergwerk in Gaming konnte ich mich aber im ersten Moment nicht erinnern.

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Eine Infotafel klärt auf. Wer mehr zum Thema Kohleabbau in Gaming und Umgebung erfahren möchte, klickt HIER.

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Wer nach dem Schacht noch nicht genug hat, kann sich noch mit Schachtelhalm und Riesenfarn beschäftigen.

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Und dieses Schild klärt uns auf, was dieser wunderschöne, topfebene Wanderweg (ein Teil davon) früher einmal war.

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Wir wandern weiter und kommen zu einem Abzweig, dem wir nach rechts aufwärts folgen.

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Wir sind am Kreuzweg angekommen, der in der Karte als Gewusel von Steigen mit elf Stationen eingezeichnet ist. Unser Ziel sind aber nicht die Kreuzwegstationen, sondern vorerst einmal der Mitterberg mit 600m

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Was nicht heißt, daß wir uns dieser Stationen nicht anschauen.

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Wir steigen höher…

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… und höher…

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… bis wir zu diesem wesentlich größerem Bau kommen, der wohl den Gipfel des Kalvarienberges darstellen soll, weil sich drinnen drei Kreuze befinden. Am Mittleren hängt, wie immer, INRI ans Kreuz genagelt. Wir stehen aber, leider, etwas unter Zeitdruck und müssen weiter, sonst hätte ich hier gerne eine Pause gemacht und mir alles genauer angeschaut.

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Wir steigen nach der letzten Kreuzwegstation weiter auf und müssen dann in eine Senke runter. Vor uns ist nun der Fadenauberg zu erkennen, links und rechts vom Weg sind Mugel, wo einer davon wohl der Mitterberg (600m) sein muß.

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In der Senke angekommen, finden wir eine Kreuzung von Forststraßen und diesen Wegweiser, der im Schnee liegt. Ja, liegt. Der Steher aus Holz ist im unteren Teil mit einem Vierkantprofiel gestückelt und da ist wohl eine Schraube heraus gefallen. Sonja stellt ihn für das Foto auf, dann legen wir ihn vorsichtig wieder hin.

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Wir haben keine Karte mit und ohne die Spuren eines Wanderers hätten wir diesen Steig gar nicht gefunden. Bei den Kreuzungen die zweite Forststraße rechts ungefähr fünfzig bis hundert Meter rein, dann steht am linken Wegrand ein kleiner Steinmann. Dort beginnt der Steig in den Hang und weiter oben ist ein Weg zu erkennen, zu dem man rauf muß. Sonja hat gar keine Stöcke mit (das war alles gar nicht geplant!) und nahm einen Holzstock, den sie irgendwo unterwegs gefunden hatte.

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Wir sind jetzt an diesem von unten sichtbaren Waldweg angekommen und folgen dem aufwärts. Hier liegt schon recht viel Schnee, der gottlob beinhart gefroren ist und uns trägt. Nicht wirklich zuverlässig, aber er trägt so, daß man nicht bei jedem Schritt einbricht.

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Bei diesem Hochstand biegt der Pfad scharf nach links zu einer höher gelegenen Forststraße ab, die wir über eine steile Böschung erreichen.

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Dann folgen wir der Forststraße aufwärts. Hier wurde schon gegangen und auch mit Ski gefahren, was die Sache nicht unbedingt erleichtert, weil unsere Vorgänger teilweise tief im Schnee eingebrochen sind. Wir müssen ständig schauen, nicht in die alten, eingebrochenen Fußstapfen zu fallen. Es ist nicht unbedingt ein recht angenehmes Gehen hier, aber landschaftlich doch recht reizvoll.

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Dieser Anblick kann sich schon sehen lassen. Links der Zürnerberg, unten das “NOTARIA(T)” und rechts der Mitterberg (600m)

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Der Schnee war hart, guter Firn, Spuren von (hartnäckigen) Wanderern und einigen Tourenskigehern. Nicht schlecht zu gehen. Zwar kracht man immer wieder einmal mit einem Bein tief in den Schnee rein, wenn die Oberfläche bricht, aber mein Gott. Das ist halt so bei diesen Bedingungen. So tief ist der Schnee ja auch wieder nicht. Haben wir schon schlimmere Sachen erlebt.

Genau hier bin ich wieder einmal mit dem ausgestreckten rechten Bein durch die harte Schneedecke gekracht. “AUWEH!” Ein Stich im Knie, daß mir fast schwarz wird vor Augen. “VERDAMMTE SCHEISSE!” Ja, ich werd da recht zornig, weil mich das an den Zwischenfall am Kappenkogel (auch in Gaming) erinnert. Dort sind wir im Sommer durch hüfthohe Brennnessel zum 1001m hohen Kappenkogel gestolpert und dabei bin ich von einem unterm Kraut gelegenen Holzstück abgerutscht und mit ausgestrecktem rechten Bein PENG in den Boden gekracht, daß es mir einen Stich im rechten Knie gab und mir fast schwarz vor Augen wurde. Damals hat mir Sonja mit einem Kniestrumpf ausgeholfen und einige Minuten später war ich schon wieder problemlos mobil. Diesmal war das anders. Wieder hat mir Sonja den Kniestrumpf gegeben und es wurde dadurch auch besser. An ein Weitergehen bergauf konnte ich allerdings nicht einmal denken. Bergauf muß man mit jedem Schritt den Körper mit den Beinen heben, und das hat recht weh getan. Ich dachte mir, es ist am besten, wenn wir sofort umdrehen, egal, wie knapp wir beim Gipfel sind, weil wenn ich nicht mehr gehen kann, muß mich die Bergrettung holen und das wollte ich unter allen Umständen vermeiden. Nein! Ich lass mich da nicht runter karren oder tragen! Ich geh aus eigener Kraft, und wenn ich bis in die Nacht dahinschleichen muß.

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Waldorf & Statler, soviel Zeit muß sein.

Ich hatte ja meinen Wanderstock (Haglstecken aus Holz) dabei. Sonja gab mir dann noch den Holzstock, den sie als Wanderstock benützte und mit Hilfe dieser beiden “Krücken” stieg ich dann langsam wieder runter. Das steile Stück durch den tiefen Schnee bergab zum Sattel war mit Abstand das Angenehmste (!) der ganzen Strecke. Vor diesem Stück hatte ich die meisten Bammel, aber das war gar kein Problem. Da runter war der Hang so steil und der Schnee so gut, daß ich absteigen konnte, als wären angenehme, weich gedämpfte Stufen im Hang. Der Rest ging auch gar nicht so schlecht und um 12:06 Uhr waren wir wieder unten. Irgendwie war ich froh, andererseits hatte ich eine stink Wut. Wir konnten nicht weit vom Gipfel entfernt gewesen sein, verdammt noch einmal! Sonja sagt, ich soll froh sein, daß nicht mehr passiert ist. Wir können ja später nochmals rauf gehen. Ja, sie hat ja Recht. Wir kommen wieder.

Fortsetzung: 2.Akt – Der Gipfel

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