Die Wachau ist ja weithin für ihre Weingärten bekannt und bei der Pfirsichblüte und in den Sommermonaten von Touristen aus aller Welt überlaufen. Weine, Pfirsiche, Honig, Burgen und die Donau sind die Hauptattraktionen dieser wunderbaren Gegend und manche kommen sogar zum Wandern hierher. Wandern in der Wachau kann sehr schön sein, nur höhe Berge sucht man hier vergebens. Könnten die kleinen Mugel entlang der Donau für Bergfreunde den überhaupt von Interesse sein? Eindeutig ja. Können sie. Zumindest ein paar dieser kleinen Mugel im Dunkelsteiner Wald. Zum Beispiel der Stoasteig zur Kienstockspitze und zum Seekopf mit Ausgangspunkt Oberkienstock. Am 17. Juli sind wir diesen Steig gegangen und waren begeistert. Beim Abstieg haben wir nur im ersten Teil den Normalweg (Meurersteig) genommen, dann sind wir über eine lange Querung etwas nordöstlich von Bacharnsdorf bei der Donau heraus gekommen. Unsere Neugierde, die uns damals zu diesem Umweg verleitet hatte, war uns heute recht hilfreich, dann genau damals bei der Besteigung des Seekopf über den Stoasteig sind wir auf den Stoasteig Karl gekommen, der südwestlich von Oberkienstock seinen Ausgangspunkt hat. Dieses Gebiet um den Seekopf herum empfinde ich irgendwie als das Minimundus der Bergwelt, in der Wachau statt in Klagenfurt. Hier ist zwar alles klein, aber genau so schön wie in der Welt der großen Berge.
10:08 Uhr beim kleinen Wanderparkplatz in Oberkienstock gleich neben der Bundesstraße 33. Temperatur 12°C, leicht bewölkt, Rucksäcke am Rücken, Hund an der Leine. Es kann losgehen.
Wir stiefeln zuerst einmal am Radweg neben der Donau ziemlich genau (bei der Herfahrt mit dem Autotacho gemessen) 1.1km in Richtung Melk
Wenn der Radweg rechts zur Donau hinunter führt, muß man auf der Straße bleiben und rund einhundert Meter an diesem Haus vorbei (Rückblick) …
… hierher gehen, wo ein Weg in einen Graben führt und eine Steinmauer steht. Diesem Weg in den Graben folgt man nun aufwärts
Rückblick zur Bundesstraße und zur Donau
Wir steigen hier so lange durch den Graben aufwärts, bis der Weg einen scharfen Rechtsknick macht. Dort liegt zwar ein Baum und es scheint, als gäbe es hier kein Weiterkommen, bei genauem Hinschauen erkennt man allerdings hinterm Baum die Weiterführung des Steiges. Also beim Rechtsknick des Weges gradeaus dem Graben folgend weitergehen. Ab dann gibt es keine Komplikationen mehr, weil der Weg immer klar ersichtlich ist.
Der nun schöne Steig führt links aus dem feuchten Graben raus und ab hier wird es schön. Auch die zahlreichen Mücken, die uns im Graben belästigt haben, bleiben gottlob zurück.
Das Gelände wird steiler, felsiger und interessanter, man gewinnt aber nur mäßig an Höhe. Höhengewinn ist auch gar nicht das Ziel dieses Steiges, sondern die Erreichung eines Geländeeckes, wo der Stoasteig Karl beginnt.
Wunderschöner Tiefblick zur Donau. Die Lichtbedingungen für’s Fotografieren waren hier furchtbar. Steulicht, dunkle Schatten und helles Sonnenlicht durcheinander.
Hier gewinnt man über Kehren in steilem, felsigem Gelände doch einiges an Höhe.
10:49 Uhr. Dort vorne dreht sich der Steig nach rechts um eine Geländekante herum und genau dort beginnt der Stoasteig Karl. Statt dem Weg weiter zu folgen, steigen wir scharf nach rechts dem Kamm, der später ein steiler Grat wird, folgend aufwärts.
Zuerst ist das nur ein breiter, runder, mit Steinen und Felsen durchsetzter Rücken, der nicht sonderlich interessant ausschaut. Das ändert sich rasch.
Waldorf & Statler
Dieser Markierung folgen wir nicht. Wir steigen gradeaus aufwärts.
Es gibt hier immer wieder wunderschöne Ausblicke.
An dieser Stelle ein paar Worte zum “Stoasteig Karl”.
Meiner Meinung nach kann diesen Weg jeder gehen, der es vom Daglesbachgraben über “Am Fleck” oder aus Lunz über den Durchlaßsattel zur Scheibe 1602m hinauf schafft. Im Gegensatz zum Anstieg zur Scheibe ist der Weg hier allerdings bei weitem nicht so ausgetreten und man muß mehr kraxeln. Dafür ist der Aufstieg hier nicht annähernd so lange wie zur Scheibe (jeweils rund 1000Hm). Es gibt hier am Stoasteig Karl immer wieder rote Punkte (mehr oder weniger verblasst) oder Steinmännchen als Orientierungshilfe, Hausverstand und die Fähigkeit, auch schwache Spuren zu lesen sind aber unumgänglich. Und was ich hier noch als wichtig erachte ist, daß man sich Zeit nimmt. Dieser Steig ist viel zu schön als daß man ihn einfach durchrennend absolviert. Aber gut, die Geschmäcker sind verschieden.
Die Schlüsselstelle am Stoasteig Karl, ein Überhang im XIV Schwierigkeitsgrad. Lässt sich allerdings leicht umgehen.
Hier haben wir einen Steinmann falsch interpretiert und sind in eine Felsformation hinein gekraxelt, in der ich mich gefragt hab, ob hier wirklich der Weg weiter geht?
Wir waren da in einem Gelände wie in der Innenseite eines Turm und ich hab mich gefragt, ob wir wirklich da die Wände (die erkletterbar wären, nur mit Hund wäre vielleicht ein wenig unkonventionell) hoch klettern sollen? Ob da oben wirklich der Weg weiter geht? Nein, natürlich nicht. Am Steinmann rechts statt links vorbei war des Rätsels Lösung.
Herumkraxeln (sogar mit Hund) kann man hier eh genug, wenn man will. Da muß man nicht unbedingt so einen Turm besteigen.
Wozu fragen, ob es Spaß macht? Schau ins Gesicht!
Ich hab mir das grade laut vorgestellt, wo wir in dieser Verschneidung hoch kraxeln, wo ich in den einzelnen Sektionen am besten den Hund abstelle, da weckt mich Sonja aus meinen Tagträumen. “Da rechts geht’s weiter, du Hiasl”.
Hier geht es durch die “Dorner Rinne”, wenn ich das, was am Fels stand, richtig gelesen hab.
Auch für Eddie ist das alles kein Problem. Im Notfall, wenn es zu steil und zu hoch ist, haben wir einen Griff am Geschirr mit den drei Unterzügen. Damit hat mein kleiner Spatz auch den Rauhen Kamm am Ötscher geschafft.
“Den alten Mann da, was sonst?”
12:07 Uhr. Ich sehe zuerst nur das da.
Sonja sagt, “Da oben ist ein Kreuz!”
Herrlicher Tiefblick in die Wachau in Richtung Weißenkirchen
Auf den ersten Blick schauts am Sonnstein so aus, als müsste man am Aufstiegsweg zurück, weil alles andere zu steil ist. Auf den zweiten Blick, wie am Kienstockspitzl, gibt es eine ganz einfache Möglichkeit, die Wanderung fortzusetzen.
Den “wilderen” Teil des Stoasteiges hat man jetzt hinter sich und man folgt einem breiten Waldrücken.
12:43 Uhr. Wir haben zwar neben dem Aussichtsturm gerastet, aber keine Bilder von dort geschossen und auch nicht den Turm bestiegen. Wir waren ja letztes Mal oben. Nach der Rast sind wir am Normalweg abgestiegen.
13:03 Uhr. Wir gehen am Normalweg runter.
… Schaf hat immer nur Faxen im Kopf…
Hier nochmals ein Blick nach oben.
13:49 Uhr. Nur mehr ein paar Meter, dann sind wir am Ausgangspunkt unserer schönen Wanderung zurück und unser Ausflug in die Wunderwelt des Dunkelsteiner Wald hat ein ENDE gefunden.